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03 - Der Herr der Wölfe

03 - Der Herr der Wölfe

Titel: 03 - Der Herr der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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seinen prüfenden Blick und wandte sich zu ihm. Unsicher errötete sie und griff wieder nach dem Kelch, den er ihr aus der Hand riss. »Du sollst angenehm entspannt sein - und nicht vor Trunkenheit einschlafen, ehe du dein Versprechen eingelöst hast.«
    An deiner Nähe werde ich mich niemals angenehm entspannt fühlen«, fauchte sie.
    »Dann wirst du lernen, so zu tun.« Mühsam bezähmte er seine Wut.
    Plötzlich verstummten die Gespräche, als ein junger Mann vor den Tisch trat. Nach einer tiefen Verbeugung stellte er sich als William, Sohn des Padraic, vor, Seneschall und Geschichtenerzähler im Hause Eric MacAuliffe. Wie die Hausherrin sprach er sächsisch, aber mit irischem Akzent. Er verkündete, an diesem Abend würde er einen anderen MacAuliffe ehren, den Grafen, der eben erst über das Meer gereist sei. Hinter ihm begann ein Lautenspieler zu musizieren, und der Erzähler berichtete vom Reichtum Irlands, von Conars Familie, seiner Fechtkunst, seinen Heldentaten. Ausführlich schilderte er, wie Olafs Sohn gerade rechtzeitig an der Küste Frankreichs
    eingetroffen, sei, um ein Mädchen aus höchst er Not zu retten. Er habe den Tod seines Gastgebers gerächt und dessen Tochter für sich gewonnen. Den Blick auf Melisande gerichtet, erklärte der Erzähler, ein tapferer Krieger sei mit einer einzigartigen Schönheit belohnt worden. Während er sich erneut verneigte, klatschte die Tischgesellschaft Beifall - nur Melisande nicht.
    Sie erhob sich und bat den Erzähler, er möge ihr die Laute seines Musikers leihen.
    »Offenbar will sie dich auf ihre Weise willkommen heißen«, flüsterte Bryce seinem älteren Bruder zu, der die Stirn runzelte. »Schon oft hat sie uns mit ihren Darbietungen erfreut. Sie besitzt eine Engelsstimme.«
    Dem konnte Conar nur beipflichten. Sie sang glockenhell, und ihre Finger glitten mühelos über die Lautensaiten. Ihre wohlklingende Stimme faszinierte ihn so sehr, dass er zunächst kaum auf die Worte achtete. Das Lied handelte von einem glücklosen Krieger, zum Seefahrer und Plünderer geboren, der in den Meereswellen starb.
    Wie Conar wusste, war eine Seeschlacht gemeint, in der Alfred über dänische Schiffe gesiegt hatte. Aber Melisande bezeichnete den Angreifer nicht als Dänen, sondern als Wikinger, der seine gerechte Strafe erlitten hatte. Nur zu gut erkannte ihr Mann, auf wen sie anspielte.
    Nach dem Ende des Vortrags applaudierten die begeisterten Zuhörer wieder. Kein Wunder, dachte Conar. Sie hatte wie eine Lerche gesungen und sah bildschön aus. Der Feuerschein zauberte bläuliche Glanzlichter in ihr schwarzes Haar. Die großen violetten Augen strahlten, von langen dunklen Wimpern umrahmt. Ein sanftes Lächeln umspielte die vollen Lippen.
    Sie gab die Laute dem Eigentümer zurück und ging zum Ende der Tafel, um sich mit Daria zu unterhalten. Wenig später sah Conar, wie Mergwin sie beobachtete und verblüfft die Brauen zusammenzog. Und dann begann ihre erstaunlichste Darbietung des Abends. Mit einer Hand griff sie sich an die Stirn, presse die andere auf den Magen und stöhnte leise.
    Während Conar sich vorbeugte und sie aufmerksam musterte, rannte Bryce zu ihr. Daria setzte sie auf einen Stuhl und ließ sich kaltes Wasser bringen, um ihrer Schwägerin die Stirn zu kühlen. Auch Rhiannon eilte zu ihrem Hausgast.
    »Es ist nicht schlimm«, versicherte Melisande mit einem schwachen Lächeln.
    Natürlich nicht, dachte ihr Mann grimmig und fand die allgemeine Besorgnis um ihr Wohl völlig überflüssig. Er stand auf, und seine Augen verengten sich, als er sie aus der Ferne beobachtete. Plötzlich erhob sie sich. »Verzeiht mir. Ich glaube, ich brauche nur meinen Schlaf. Es tut mir so leid - am ersten Abend, da Conar hier ist … «
    Rhiannon drehte sich zu ihm um, die Augen voller Besorgnis, und er las auch eine Warnung darin. Wehe ihm, wenn er seine Frau quälte …
    »Ja, sie muss sofort ins Bett.« Er ging am Tisch entlang und hielt hinter Mergwins Stuhl inne.
    »Ich bringe dich nach oben, Melisande«, erbot sich Daria, »und Conar kann hierbleiben. « Großer Gott, dachte er, glaubt sie ernsthaft, meine Frau würde es bedauern, wenn sie mir den Abend verdürbe? Er legte eine Hand auf Mergwins Schulter. »Ist sie krank?« flüsterte er ihm ins Ohr.
    »Vielleicht ein bisschen geschwächt - von der Aufregung … «
    Conars Finger gruben sich etwas fester in die Schulter des alten Druiden, der mitgeholfen hatte, ihn und seine Geschwister aufzuziehen. »Ist sie krank?«

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