03 Die Auserwählten - In der Todeszone
Thomas.
»Sprengstoff, du Schwachkopf. Wir jagen den ganzen Laden in die Luft. Damit die Typen von ANGST sehen, dass wir’s ernst meinen.«
In dem Moment ging Thomas ein Licht auf. Erst in diesem Augenblick wurde ihm klar, was für ein Fanatiker Vince war. Er erinnerte sich daran, wie die Leute vom Rechten Arm Thomas und seine Freunde bei ihrer Gefangennahme am Berk behandelt hatten. Und warum hatten sie haufenweise Sprengstoff, aber keine konventionellen Waffen? Das ergab keinen Sinn, es sei denn, sie wollten das Hauptquartier zerstören, statt es in ihre Gewalt zu bringen. Der Rechte Arm war wohl doch nicht ganz auf seiner Wellenlänge. Sie dachten vielleicht, ihre Motive wären nobel, aber Thomas wurde langsam klar, dass diese Organisation finstere Ziele verfolgte.
Er musste sich in Acht nehmen. Im Moment ging es nur darum, seine Freunde zu retten und die anderen Gefangenen zu finden und freizulassen.
Die Frau unterbrach seine Gedanken. »Da rattern aber ganz schön die Zahnrädchen in deiner Rübe.«
»Ja … äh, ’tschuldigung. Wann soll der Sprengstoff denn gezündet werden?«
»Ziemlich bald, würde ich sagen. Sie platzieren die Sprengsätze schon seit Stunden. Sie wollen, dass alles gleichzeitig detoniert, aber ich schätze mal, so professionell haben wir das nicht drauf.«
»Was ist mit den Leuten, die drin sind? Und was ist mit denen, die wir retten wollten?«
Die beiden schauten sich an und zuckten mit den Achseln. »Vince hofft, dass bis dahin alle draußen sind.«
»Er hofft? Was soll das denn heißen?«
»Er hofft es halt.«
»Ich muss mit ihm reden.« Eigentlich wollte Thomas als Erstes Minho und Brenda finden. Rechter Arm hin oder her, er wusste, was zu tun war: zurück ins Labyrinth und dann alle zum Flat Trans bringen.
Die Frau zeigte auf das in die Wand gesprengte Loch. »Wenn du hier durchgehst, kommst du in einen Bereich, den sie schon mehr oder weniger in ihrer Gewalt haben. Da findest du Vince bestimmt. Aber pass bloß auf. Da drin verstecken sich überall Wachen von ANGST. Die sind nicht ohne, die kleinen Scheißer.«
»Danke für die Warnung.« Thomas musste endlich rein. Er trat durch das Loch in die staubige Finsternis. Es war kein Alarm mehr zu hören und nirgends blinkten Warnlichter.
Zuerst sah und hörte Thomas überhaupt nichts. Er ging langsam vorwärts und näherte sich vorsichtig jeder Biegung. Je weiter er lief, desto heller wurde es und am Ende eines Gangs sah er schließlich eine geöffnete Tür. In dem großen Raum lagen Tische wie Schutzschilde seitlich auf dem Boden. Dahinter hockten mehrere Personen.
Sie beobachteten eine große Doppeltür auf der anderen Seite des Raums und niemand bemerkte, wie er sich hinter den Türrahmen drückte und um die Ecke lugte. Er sah Vince und Gally hinter einem Tisch hocken, erkannte aber sonst niemanden. Hinten links war ein kleines Büro und er konnte mindestens neun oder zehn Leute da drinnen ausmachen. Ihre Gesichter konnte er nicht erkennen.
»Hey«, flüsterte er so laut er sich traute. »Hey! Gally!«
Der Junge drehte sich sofort um, musste sich aber ein paar Sekunden lang umschauen, bis er Thomas entdeckte. Gally kniff die Augen zusammen, als ob er dachte, er würde nicht richtig sehen.
Thomas schaute sich um, ob die Luft rein war, dann ging er in die Hocke und rannte in gebückter Haltung zu dem Tisch, wo er sich neben Gally auf den Boden fallen ließ. Er hatte so viele Fragen, dass er nicht wusste, wo er anfangen sollte.
»Was ist passiert?«, fragte Gally. »Was haben sie mit dir gemacht?«
Vince warf ihm einen stechenden Blick zu, sagte aber nichts.
Thomas wusste nicht, was er antworten sollte. »Sie … haben ein paar Tests gemacht. Hör zu, ich weiß, wo die Immunen sind. Ihr könnt den Laden nicht in die Luft sprengen, bevor alle draußen sind.«
»Dann hol sie«, sagte Vince. »Das hier ist eine einmalige Chance, die lass ich mir nicht entgehen.«
»Ihr habt doch einen Teil der Leute selbst hierher gebracht!« Thomas schaute Gally an, aber der zuckte nur mit den Schultern.
Also war Thomas auf sich allein gestellt.
»Wo sind Brenda und Minho und die anderen?«, fragte er.
Gally nickte in Richtung des Büros. »Die sind alle da drin. Die wollten nichts unternehmen, bevor du wieder auftauchst.«
Plötzlich tat Thomas der vernarbte Junge leid. »Komm mit, Gally. Lass diese Typen ihr Ding machen und hilf uns. Hättest du dir nicht auch gewünscht, dass uns jemand rausholt, als wir im Labyrinth
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