03 - Feuer der Liebe
Quill hatte vor, sie überall zu berühren,
und sie anzusehen ... und sie zu küssen. Unwillkürlich fühlte sie eine sengende
Hitze.
Oh Gott, sie war wirklich eine
Tochter des Teufels. Ihr Vater hatte Recht gehabt. Die Röte in ihren Wangen
ließ sich durch den eisigen Wind erklären; aber nichts konnte die Wärme in
ihrem Schoß rechtfertigen, oder gar die süße Schwäche in ihren Knien.
Dennoch schritt sie mit hoch
erhobenem Kopf weiter. Nach ihrer Rückkehr nach London würde Quill sie zu einer
echten Ausgeburt des Teufels machen. Denn trotz der Ermahnungen ihres Vaters
war sie bisher immer der Meinung gewesen, dass der Teufel sich nichts aus
Schwatzhaftigkeit machte. Aber mittlerweile war sie selbst davon überzeugt,
dass ihr Benehmen sündig war.
Und doch ... und doch schreckte sie
die Vorstellung nicht so sehr, wie sie eigentlich sollte. Gabby seufzte. Sie
wusste sehr wohl, und zwar seit ihrem fünfzehnten Lebensjahr, dass sie sich
weniger aus Gottes Geboten machte, als angemessen war. Sie war von indischen
Dienern aufgezogen worden, die ihrem Vater zwar gehorchten, aber im Grunde
ihres Herzens Hindus geblieben waren. Und sogar ihr Vater vergaß oft, dass er
von Gott zum Missionar erwählt worden war — vor allem, wenn er ein neues
Exportgut aufgetan hatte.
Nach einem flotten,
fünfundvierzigminütigen Spaziergang fing Margaret an zu jammern, doch Gabby
fühlte sich etwas ruhiger. Noch häufiger als religiöse Gebote hatte ihr Vater
stets gepredigt, dass Ehefrauen und Töchter gehorchen sollten.
Das bedeutet, dachte sie und
ignorierte die verräterische Hitze in ihrem Schoß, dass es meine Pflicht ist,
die sündigen Dinge zu tun, die Quill von mir verlangt.
Sie betrat das Gasthaus viel
fröhlicher, als es für den Ernst der Situation angebracht war. Nachdem sie mit
der Familie in einem privaten Salon gegessen hatte, begleitete Quill sie zu
ihrem Zimmer und zog sich anschließend in sein eigenes Gemach zurück. Ihr fiel
Margarets Überraschung auf, weil sie allein schlief, aber sie nahm Quill seine
Abwesenheit nicht übel. Er hatte sich vor ihrer Tür pflichtschuldigst verbeugt.
Und als er sich wieder aufrichtete,
hatte er sich vorgebeugt und nur fünf Worte gesagt, die sich ihr tief ins Herz
brannten. Seine Stimme war heiser und strafte sein ehrenhaftes Benehmen Lügen.
»Ich schmachte, Gabby. Ich sterbe.«
Kapitel 15
Im Unterschied zu dem, was sie vorhergesagt hatte, lag
Gabby in dieser Nacht nicht wach, weil sie wünschte, dass ihre Hochzeitsnacht
weniger einsam wäre. Vielmehr machte sie sich Gedanken über Quills
Kopfschmerzen. Offensichtlich musste man etwas dagegen tun. Sie gab sich nicht
damit zufrieden, dass die Ärzte nichts ausrichten konnten. Ganz bestimmt gab es
eine Medizin, die sie ausprobieren könnten. Unglücklicherweise hatte Quill ihr
ausdrücklich verboten, Sudhakar zu konsultieren.
Gabby nagte nachdenklich an ihrer
Unterlippe. Es gab Situationen, in denen musste man jemanden täuschen.
Vielleicht besaß Sudhakar auch gar kein Heilmittel für Quills Kopfschmerzen;
in diesem Fall würde ihr Mann nie erfahren, dass sie ihn doch konsultiert
hatte. Schließlich erhob sie sich aus dem Bett und setzte sich an den
zierlichen Schreibtisch, der in einer Ecke ihres Zimmers stand. Sie würde ihr
Versprechen nicht halten, aber sie tat es, um Quill zu helfen.
Sie verfasste einen Brief an
Sudhakar, den vaidya im Dorf ihres Vaters. Darin beschrieb sie so
detailliert wie möglich Quills Probleme. Nun war es an Sudhakar zu entscheiden,
ob er ihrem Mann helfen konnte. Doch der vaidya gehörte der höchsten
Kaste, den Brahmanen, an. Er würde einen Hilferuf erhören, wenn er ein Mittel
kannte, das Quills Kopfschmerzen heilen konnte.
Gabby dachte kurz nach und schrieb
anschließend einen Brief an ihren Vater. Darin teilte sie ihm mit, dass sie
inzwischen verheiratet war und dass sie wegen des unerwarteten Todes seines
alten Freundes, Thurlow Dewland, nun Viscountess Dewland war. Dann bat sie ihn,
ohne ins Detail zu gehen, den vaidya zu ermutigen, ihrem Mann bei der
Heilung seiner Gebrechen zu helfen.
Schließlich rollte sie sich wieder
in ihrem Bett zusammen und schlief ein. Sie träumte, dass sie und Quill tanzten
und er dabei beide Beine gleich belastete. Als sie ihn darauf aufmerksam
machte, lächelte er und sagte, das läge daran, dass sie sich auf einem Feld
befänden. Und als Gabby sich umblickte, sah sie, dass er Recht hatte. Sie
tanzten auf einem grasbewachsenen Feld, neben einem Teich
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