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03 - Geheimagent Lennet und die Saboteure

03 - Geheimagent Lennet und die Saboteure

Titel: 03 - Geheimagent Lennet und die Saboteure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vladimir Volkoff
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Kohlkopf' ausgezeichnet zu dir paßt!«
    Der Junge mit den dicken Lippen wagte es wieder nicht, dem Franzosen etwas entgegenzuhalten, wechselte erneut das Thema und fragte den Geheimagenten: »Ob das eine undankbare Sache ist, Prinzgemahl zu sein?«
    »Kommt ganz auf den Mann an, der die Rolle spielen soll.«
    »Ich für meinen Teil", fuhr Baby-Chou fort, »könnte mir so'n Prinzgemahldasein sehr nett vorstellen.«
    »Das wundert mich nicht bei dir", sagte Lennet und warf dem Jungen mit den dicken Lippen einen verächtlichen Blick zu.
    Die dickliche Madame Simonetti stellte Dutzende von Fragen über die königliche Familie, und Clarisse gab unermüdlich Antworten. Auch Monsieur Kaul, der Mann mit der Boxerfigur, war sehr wißbegierig und wollte gern erfahren, aus welchem Material die Fellmützen der Gardesoldaten hergestellt würden.
    »Aus den Schwänzen von Nerzen", erklärte Clarisse.
    »Entschuldigen Sie bitte", schaltete sich der Herr mit dem kleinen Spitzbart ein, »es gibt doch aber in Großbritannien keine Nerze!«
    »Na gut", sagte Clarisse, »dann sind es eben künstliche Nerze.«
    Lennet hörte aufmerksam zu, hielt sich aber bewußt zurück.
    Unauffällig beobachtete er die blonde Dolmetscherin und dachte ein wenig über sie nach. Die gewisse Bemerkung Bulliots hatte er nicht vergessen: Clarisse war erst seit kurzer Zeit bei »W.T.A.«.
    »Es ist wirklich jammerschade, daß wir schon weiterfahren müssen", beklagte sich Madame Simonetti, als die Touristengruppe zum wartenden Bus zurückging und wieder einstieg. »Es war doch in nächster Nähe der königlichen Hoheiten so erhebend.«
    »Sie werden auch in der Westminster-Abtei auf Ihre Kosten kommen"; sagte Clarisse, als der Autobus losrollte, »dort sind mehrere Grabstätten englischer Herrscher.«
    »Ja ja - aber leider sind sie ja tot", meinte Madame ganz traurig. Clarisse wollte noch etwas sagen, ließ es aber sein, griff wieder zum Mikrofon und erklärte: »Linker Hand, meine Damen und Herren, sehen Sie jetzt den Saint-James-Park. Und in Fahrtrichtung, etwa fünfhundert Meter seitlich von uns, zieht sich die berühmte Downing Street hin, wo im Hause Nummer zehn der Premierminister wohnt.«
    »Ob er auch in diesem Augenblick zu Hause ist?« wollte Monsieur Kaul wissen.
    »Sicher", sagte Clarisse.
    Monsieur Kaul warf Lennet, den er offenbar ins Herz geschlossen hatte, ein Lächeln zu und sagte: »O ja, ,W.T.A.' bietet allerhand für unser Geld.«
    Man näherte sich der Westminster-Abtei, und der Spitzbärtige erkundigte sich: »Ist das die Abtei, die in Mark Twains Geschichte ,Der Prinz und der Bettler' eine Rolle spielt?«
    »Sie ist es, ich garantiere es Ihnen", antwortete Clarisse.
    »Sagen Sie bitte", bohrte der Herr mit dem Spitzbart weiter,
    »und beide, der Prinz und auch der Arme, liegen dort begraben?«
    »Gewiß.«
    »Und der Mark Twain hat da ebenfalls sein Grab?« fragte Madame Simonetti mit neugierig vorgestrecktem Hals.
    »Mark Twain, Madame, war Amerikaner", erklärte Miß Barlowe.
    »Ach, wie schade - es hätte mich beruhigt zu wissen, daß da drüben seine letzte Ruhestätte ist.«
    »Ich habe nichts Gegenteiliges behauptet", erwiderte Clarisse,
    »ich darf Ihnen mit Freuden mitteilen, daß Mark Twain sehr wohl dort begraben liegt. Es ist der einzige Amerikaner, dem diese Ehre zuteil wurde.«
    Lennets Kenntnisse von der Londoner Westminster-Abtei waren recht kümmerlich. Er wunderte sich aber doch, daß Clarisse ohne große Bedenken Unwahrheiten von sich gab.
    Die Besichtigung verlief zunächst ganz ruhig. Als aber eine Gruppe der jüngeren Rundfahrtteilnehmer begann, hinter dem Rücken von Clarisse laut zu schwatzen und allerlei Unfug zu treiben, schnappte sich Miß Barlowe ein besonders vorwitziges, lang aufgeschossenes Mädchen, das immer wie eine Ente dahinwatschelte, und sagte: »Ich nehme an, Mademoiselle Barange, daß Ihre Eltern Sie hierher geschickt haben, damit Sie möglichst viel lernen. Ohne ein genaues, gewissenhaftes Studium der Westminster-Abtei würden Sie aber keinen umfassenden Eindruck von London mit nach Hause bringen. Als Beauftragte für diese von ,W.T.A.' betreuten Herrschaften habe ich die Pflicht, Ihnen wertvolle Kenntnisse zu vermitteln. Bitte, nehmen Sie sich etwas mehr zusammen!«
    »Entschuldigen Sie", murmelte das lang aufgeschossene Mädchen und sah verlegen zu Boden.
    Mitten in das betretene Schweigen platzte auf einmal Lennet hinein: »Ob Sie uns wohl Mark Twains Grab zeigen könnten?«
    Clarisse war

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