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03 - Geheimagent Lennet und die Saboteure

03 - Geheimagent Lennet und die Saboteure

Titel: 03 - Geheimagent Lennet und die Saboteure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vladimir Volkoff
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ein, zwei Sekunden lang unschlüssig. Dann sagte sie mit dem friedlichsten, unschuldigsten Gesicht der Welt: »Die Grabstätte von Mark Twain liegt dort drüben, unter dem Sessel von Eduard dem Bekenner.«
    Sie wartete, ob der Franzose irgend etwas erwidern würde, doch Lennet war mucksmäuschenstill.
    Schon fuhr Miß Barlowe mit neuen Erklärungen fort: »Zu Ihrer rechten Seite, meine Damen und Herren, sehen Sie nun das Grab des berühmten Dichters Wordsworth, der den Lake District überaus einprägsam dargestellt hat...« und so weiter und so fort.
    Die Besichtigung der Abtei ging langsam zu Ende. Clarisse mußte noch eine ganze Serie von Fragen über sich ergehen lassen, aber sie zeigte sich auch diesem »Bombenhagel"
    gewachsen.
    Während die Touristengruppe in Richtung Ausgang wanderte, blieb Baby-Chou weit hinten zurück.
    Als man draußen auf der Victoria Street stand und Clarisse die Häupter ihrer Lieben zählte, stellte sich heraus, daß einer fehlte. »Es muß Monsieur Pouillot sein", sagte Miß Barlowe.
    »Warten Sie bitte einen Augenblick!«
    Die Augen zusammengekniffen, lief sie hastig zurück in die Abtei. Hätte der »verlorene Sohn" in diesem Moment das Gesicht von Clarisse gesehen - ihm wäre bestimmt das Herz in die Hosen gerutscht.
    »Baby-Chou, du Ärmster...«, murmelte Lennet, »ich möchte jetzt nicht in deiner Haut stecken.«
    Es dauerte gut und gern eine Viertelstunde, bis es Clarisse gelang, Baby-Chou auf den rechten Weg zurückzuführen. Als die beiden auftauchten, reckte die junge Dolmetscherin selbstbewußt ihr Kinn hoch, und der junge Herr Pouillot sah etwas verschämt aufs Straßenpflaster.
    »Wo warst du?« fragte Lennet.
    »In der muselmanischen Kapelle.«
    »Du spinnst wohl, was? Wir waren in einer anglikanischen Abtei und nicht in einer Moschee.«
    »Ja, ja", sagte Baby-Chou kleinlaut, »aber hast du denn nicht die muselmanische Kapelle gesehen? Das war doch da, wo wir die Schuhe gegen Pantoffeln austauschen mußten.«
    »Muselmanische Kapelle? Unfug! Das war schlicht und einfach der sogenannte Kapitelsaal. Und die Filzpantoffeln mußten wir anziehen, um den kostbaren Fliesenboden nicht zu verschandeln.«
    »Nein, bist du aber ein gescheiter Bursche", sagte Baby-Chou und deutete damit an, daß er nicht gewillt war, sich vor dem Franzosen immer nur zu ducken.
    »Und warum, wenn ich fragen darf, bist du in den Kapitelsaal zurückgegangen, he?«
    »Ich wollte mir noch mal diese drolligen Pantoffeln ansehen.«
    Baby-Chous Begründung war nicht sehr überzeugend. Was hatte der Bursche in der Abtei noch gewollt? Kein einfaches Rätsel.
    Gegen sechs Uhr nachmittags, als man noch am Green-Park etwas auf und ab spaziert war, verabschiedete sich Clarisse von ihren Schäfchen und wünschte ihnen einen guten Abend. »Wir sehen uns morgen um neun Uhr früh bei der Agentur wieder. Ich bitte Sie in Ihrem eigenen Interesse, pünktlich zur Stelle zu sein, meine Damen und Herren. Auf Nachzügler kann leider keine Rücksicht genommen werden.«
    »Wenn ich nun aber irgendwie Pech habe und mich verspäte", wagte sich der blonde Frechdachs aus Paris vor, »könnten Sie mir nicht die morgige Fahrtroute angeben?«
    »Nein, das tue ich nicht", entgegnete Clarisse mit der strengen Miene einer Lehrerin.
    »Sie würden mich dann also nachsitzen lassen? Wie gern tät ich das unter Ihrer Aufsicht!«
    Die jungen Leute kicherten. Der Herr mit dem kleinen Spitzbart machte ein verärgertes Gesicht, und »Boxer" Kaul zwinkerte Lennet ermunternd zu. Der junge Geheimagent machte sich in Richtung Cadogan Gardens aus dem Staub.
    Nach zehn Minuten zwangloser Umherbummelei hatte er die zahllosen Grabsteine der Westminster-Abtei vergessen. Er amüsierte sich köstlich über die Melonen der vorüberschreitenden Gentlemen, und wenn er hin und wieder an Clarisse dachte, dann nicht an die Fremdenführerin und Dolmetscherin Miß Barlowe, sondern an die reizvolle junge Dame namens Clarisse.
    Er aß eine Kleinigkeit in einem Café-Restaurant und vergaß nicht, als Trinkgeld ein paar Pennies unter seinem Teller zurückzulassen. Dann pilgerte er langsam in das Viertel, in dem sein Quartier, das »Hotel Siebzig", war.
    Lennet war gerade auf sein Zimmer gegangen und dachte darüber nach, was er abends noch unternehmen könnte, da klopfte es, und ein Zimmermädchen bat ihn ans Telefon im Vestibül.
    »Wie geht's, alter Knabe?« tönte es vergnügt an Lennets Ohr,
    »hier ist Billy. Ich habe eine wichtige Postsendung für Sie. Wie

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