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03 - Geheimagent Lennet und die Saboteure

03 - Geheimagent Lennet und die Saboteure

Titel: 03 - Geheimagent Lennet und die Saboteure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vladimir Volkoff
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Lage war äußerst brenzlig: Lennet konnte sich nur noch mit Müh und Not oben festhalten. Und in seinem linken Fuß, der lediglich mit den Zehen auf einem kleinen Mauervorsprung stand, hatte er schon einen Krampf!
    »Andere Zeiten, andere Sitten...«, brummelte der Wachmann.
    Er trat von einem Fuß auf den anderen, bog sich dabei seitlich ein, faßte mit der einen Hand zum Rücken und stöhnte: ,,O weh - mein Kreuz!« Endlich ging er weiter, rasselte mit dem Schlüsselbund und leuchtete mal in diesen, mal in jenen Winkel hinein.
    Lennet atmete auf. Nur noch wenige Sekunden, dachte er, und ich wäre dem lästigen Kerl vor die Füße geplumpst.
    So vorsichtig wie möglich, immer wieder nach festem Halt  suchend, stieg der junge Geheimagent an der Wand herunter.
    Die wenigen Schießscharten des Towers fingen nicht viel Licht auf. Es war inzwischen sechs Uhr, und der späte Sonnenschein fiel in schrägen Strahlen in den Raum. In einem der Strahlen, die von der Wand der Empore zurückgeworfen wurden, sah man noch eine kleine Staubwolke flimmern.
    Eisiges Schweigen herrschte im Gebäude. Die Ecken lagen schon halb im Dunkeln.
    An diesem Abend standen die Chancen für Lennet eins zu einer Million, daß die Saboteure im Londoner Tower ein Sprengstoffattentat verüben würden. Dennoch konnte er diese Möglichkeit nicht kurzerhand ausschließen. Er mußte auf alles und jedes gefaßt sein.
    Wie ein Wolf schlich der junge Franzose leise durch das Gebäude, tappte über die Treppen, drückte vorsichtig Tür um Tür auf. Er vergewisserte sich auch, daß sämtliche Ausgänge verschlossen waren.
    Eigentlich, sagte er sich, könnte ich jetzt ruhig schlafen gehen. Vorausgesetzt, daß Vater Youyou mit seiner Meinung recht hat, die Banditen seien nur unter Touristen zu suchen.
    Seine Ansicht ist aber nicht meine Ansicht.
    Immerhin habe ich jetzt festgestellt - überlegte er weiter -, daß die Wachleute sehr gewissenhaft ihren Dienst tun. Also ist es auch kein Zuckerlecken, sich hier mit dem kleinen Finger irgendwo an die Wand zu hängen. Ich nehme an, daß die Unruhestifter hübsche kleine Nachschlüssel besitzen wahrscheinlich zu allen bedeutenden Bauwerken in England.
    Lennet suchte sich nun sorgfältig einen Platz, der ihm größtmögliche Sicherheit bot. Eine kleine Steinbank war genau das richtige. Der Franzose streckte die Beine aus und stellte sich auf eine friedliche Nacht ein.
    Stunde um Stunde verging. Es wurde dunkel. Bald konnte man im Inneren des Bauwerkes nichts mehr erkennen.
    Lennet blieb wach. Er glaubte nicht, daß irgend etwas Aufregendes geschehen würde. Er war aber kein Freund davon, ein unnützes Risiko einzugehen. Ab und zu sah er auf seine Uhr mit den leuchtenden Zahlen und Zeigern. Es war genau vierzig Minuten vor Mitternacht, als plötzlich ein Schlüssel in einem Türschloß knackte...
    Mit einem Satz, aber ohne das geringste Geräusch, war Lennet auf den Beinen. Seine Pistole in der Faust, lauschte er.
    Er glitt zur Empore hinüber und sah nach unten. In der Dunkelheit war nichts zu erkennen. Der Franzose hörte auch nichts. Der Unbekannte verhielt sich mucksmäuschenstill.
    Einige Sekunden vergingen.
    Auf einmal hörte Lennet ein Geräusch wie von einer Kreppsohle, die ungeschickt auf einer Treppenstufe aufsetzte.
    Kurz darauf blitzte für einen Moment eine Taschenlampe auf.
    Anscheinend suchte der Unbekannte etwas Bestimmtes. Ein Nachtwächter auf seiner Kontrollrunde? Kaum anzunehmen, denn er hätte es nicht nötig gehabt, so geheimnisvoll zu tun.
    Der junge Agent griff mit der linken Hand in seine Hosentasche und zog den Leucht-Schlüsselring heraus, der zu seiner Spezialausrüstung gehörte: eine Batterie, winzig klein, aber außerordentlich leistungsstark, konnte den Schlüsselring wie eine große Stablampe aufleuchten lassen. Lennet blieb in Lauerstellung.
    Geräusche von der Treppe her verrieten, daß der Unbekannte zur Empore hochstieg.
    Kreppsohlen tappten über den rauhen Boden.
    Ich werde den Burschen blenden, nahm sich Lennet vor. Er hielt seinen Spezialscheinwerfer in Brusthöhe und öffnete schon den Mund, um den Eindringling zu stellen da fiel ihm ein: Wie sollte er den Kerl anrufen? Französisch oder englisch?
    Der Geheimagent zögerte... und plötzlich schrie ihn eine schneidende Stimme an: »Hands up!« Gleichzeitig schoß der Lichtkegel einer Taschenlampe auf ihn zu.
    »Haut les mains!« brüllte Lennet französisch zurück, ließ seine Speziallampe aufblitzen und warf sich zu

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