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03 - Geheimagent Lennet und die Saboteure

03 - Geheimagent Lennet und die Saboteure

Titel: 03 - Geheimagent Lennet und die Saboteure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vladimir Volkoff
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haben Youyous Sinn für Humor überschätzt. Er tobt und flucht alles nur wegen Ihres lächerlichen Verdachtes, Saint-Paul könnte in die Luft fliegen. - Was die andere Sache betrifft: Ich habe mich genau erkundigt und kann bestätigen, daß die bewußten Kabel an der Kathedrale Blitzableiter sind. Und dann noch eines: Die Touristengruppe, mit der Sie herumgondeln, ist nicht ganz astrein. Unser Verdacht ist wohlbegründet... und Sie haben bisher keinen Wind davon? Bye bye. Billy.«
    Lennet mußte beim Lesen der letzten Zeilen lächeln: Eines Tages würde er dem ehrenwerten Mr. William Beauxchamps sein Doppelspiel vorhalten, und der Engländer dürfte dann mit schnoddriger Miene antworten: »Das nennt man Kriegsrecht, lieber Freund.«
    Um zwei Uhr ging die Busfahrt weiter. Im Programm, das die Touristen von »W.T.A.« erhalten hatten, stand: »Eine halbe Stunde Besuch des berühmten Friedhofs, auf dem Grey seine großartige Elegie geschrieben hat, mit der im 18. Jahrhundert die Epoche der Romantik ihren Anfang nahm. Sie finden dort Gelegenheit zum Nachdenken.«
    Baby-Chou war empört darüber, daß der Ausflug die Besichtigung eines Friedhofs mit einschloß. »Die Engländer nennen das ,schwarzen Humor'", meinte Lennet beim Aussteigen.
    Man sah sich zunächst die Kirche an, eines der ältesten Gebäude dieser Art in England. Dann ging es kreuz und quer zwischen den Gräbern hindurch, kleinen Grashügeln mit moosüberwucherten Gedenksteinen, deren Aufschriften größtenteils nicht mehr zu entziffern waren.
    Die mollige Madame Simonetti wollte wissen, an welcher Stelle Grey gesessen hätte, als er seinerzeit die berühmte Elegie schrieb. »Auf den Meter genau, wo Sie jetzt stehen", sagte Clarisse, um eine Antwort nie verlegen.
    Madame Simonetti, die bisher noch nie von einem Dichter namens Grey gehört hatte, erklärte feierlich, sie werde sich gleich nach der Heimkehr von der Reise mit den Werken des Meisters eingehend befassen.
    Die Herren Tardif und Kaul wollten gerade ein Gespräch über die verschiedenen Bestattungsmöglichkeiten beginnen, als Miß Barlowe verkündete: »Meine Damen und Herren, die halbe Stunde zum Nachdenken ist um. Würden Sie sich bitte wieder zum Omnibus bemühen!«
    Lennet und Baby-Chou gaben sich wie zwei unzertrennliche Freunde. Sie stiegen als letzte ein und fragten die junge Engländerin, ob es nicht möglich sei, noch eine weitere halbe Stunde dem Nachdenken zu widmen.
    Clarisse tat so, als hätte sie nichts gehört.
    »Weißt du", sagte Baby-Chou zu seinem Nachbarn, als sich der Bus wieder in Bewegung setzte, »ich möchte mich nicht klüger machen, als ich bin. Inzwischen ist mir aber ein Licht aufgegangen.«
    »Was willst du damit sagen?« fragte Lennet.
    »Ich will damit sagen, daß du die Engländer völlig falsch siehst. Sie sind Heuchler. Hast du noch nie das Wort vom ,perfiden Albion' gehört, vom ,verräterischen England'? Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie die Brüder mich auf Schritt und Tritt bespitzeln - das ist die Wahrheit.«
    Der Bus rollte eine Weile durch freies Land und erreichte dann Hampton Court.
    »Meine Damen und Herren", klang es wieder aus den kleinen Wandlautsprechern, »Hampton Court ist das Versailles der Könige Englands. Sie werden sehen: die Ähnlichkeit ist einfach frappant. Die Idee für ein zweites Versailles wird Heinrich VIII.
    zugeschrieben...«, wisperte Clarisse ins Mikrofon und brachte freiweg die geschichtlichen Epochen durcheinander. Obwohl Hampton Court natürlich gar keine Ähnlichkeit mit Versailles hat, ist es ein sehr schönes Schloß, und Lennet, der es noch nicht kannte, bewunderte die prachtvolle Backstein-Architektur.
    Man wanderte durch die hübschen Innenhöfe der Schloßanlage. In den Gärten standen zahllose Blumen in voller Blüte, und Clarisse wies in einer Art Besitzerstolz auf die edelsten Exemplare hin.
    Madame Simonetti streckte den Hals vor. Wenn das geschah, wußte Clarisse sofort Bescheid. Diesmal fragte die Mollige:
    »Sagen Sie, Miß Barlowe, wandelt auch die Königin manchmal hier, um die wunderbaren Blumen zu betrachten?«
    »Sie ist erst gestern hiergewesen, Madame, auf dem Weg nach Schloß Windsor", log Clarisse, ohne mit den Wimpern zu zucken.
    »Werden wir Windsor auch sehen?«
    »Aber selbstverständlich!«
    »Dann begegnen wir vielleicht der Königin?«
    »Durchaus möglich.«
    Im Autobus sah Baby-Chou seinen Nachbarn an und fragte ihn: »Hör mal, wie ist das, wenn wir der Königin begegnen sollten? Sagt man

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