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03 Göttlich verliebt

03 Göttlich verliebt

Titel: 03 Göttlich verliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josephine Angelini
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Er antwortete nicht und ließ sich nicht einmal anmerken, ob er sie gehört hatte.
    »Lucas ist Hectors Stellvertreter, Helen. Es ist sein Recht, Matt herauszufordern, bevor Matt dich herausfordert.« Jasons Stimme brach. Die Tränen strömten ihm über das Gesicht. Helen ergriff seine Hand und drückte sie.
    »Kann ich die beiden aufhalten?«, flüsterte sie.
    »Nein. Der Stellvertreter eines Champions zu sein, bedeutet nun einmal, dass man kämpfen muss.«
    Helen hätte sich ohrfeigen können, dass sie diese Wendung nicht vorhergesehen hatte. Aber andererseits war sie auch nie auf die Idee gekommen, dass jemand Hector besiegen würde. Und wenn es doch geschah, hatte sie damit gerechnet, selbst kämpfen zu müssen. Sie sah Orion flehentlich an, doch er zuckte nur hilflos mit den Schultern.
    Im Ring hockte Lucas bei Hectors Leiche. Matt trat respektvoll zurück, als Lucas seinem Cousin sanft die Augen zudrückte. Auf der anderen Seite der Arena weinten Pallas und Ariadne. Auch Helen liefen die Tränen über die Wangen, aber bedeutender als ihre eigene Trauer waren die Schuldgefühle, die sie bei Lucas wahrnahm.
    »Nur noch einen Moment«, flüsterte Lucas dem toten Hector zu. Plötzlich schluchzte er auf, unerwartet, als hätte sich dieser Laut ohne seine Erlaubnis aus seiner Kehle gestohlen. Es war ein hartes, wütendes Geräusch.
    Lucas hob Hector hoch und trug ihn zu Orion und Jason, die am Rand der Arena warteten. Als er ihnen die Leiche übergab, drängte sich Andy grob durch den engen Kreis, der sich um Hector gebildet hatte.
    »Wach auf!«, befahl Andy, und ihre Stimme hatte diesen unheimlichen Klang, dem man einfach gehorchen musste. Hector regte sich nicht. Andys Wangen röteten sich, als sie all ihre Kräfte zusammennahm.
    »Ich sagte, wach auf!«, wiederholte sie, packte seine Schultern und schüttelte ihn.
    Ihre Sirenenstimme hallte über die Dünen und das Wasser. Sand und Gischt spritzten hoch, als versuchten sie, vor ihr zu fliehen. Als Andy anfing, Hector anzuschreien und mit allen möglichen Schimpfworten zu belegen, weil er sie alleingelassen hatte, erbarmte sich Castor endlich und zog sie von Hectors Leichnam weg.
    »Das reicht! Er ist fort und nicht einmal du kannst ihn zurückholen«, sagte Castor, doch es war schwer, zu ihr durchzudringen. Sie hatte nicht die körperliche Stärke eines Scions, wehrte sich aber trotzdem einen Moment lang heftig, bevor sie zusammenbrach.
    Noel war für sie da und nahm sie in die Arme. Doch auch während sie Andy tröstete, war ihr Blick unverwandt auf Lucas gerichtet, dessen Kampf noch bevorstand. Lucas hatte die rechte Hand in der Tasche und betastete etwas, das darin verborgen war.
    »Pfeil und Bogen«, rief er Jason zu.
    Unter den Umstehenden wurde sofort verwundertes Gemurmel laut. Mehrere Götter lachten abschätzig.
    »Dieser hier ist keine Enttäuschung«, sagte Apoll aufgeregt zu der Göttin mit der Rüstung. Helen vermutete, dass es Athene war. »Es ist genauso wie beim letzten Mal.«
    »Eben das beunruhigt mich«, erwiderte Athene, deren verschlagener Blick jeder Bewegung von Lucas folgte.
    »Wieso wählt er kein Schwert?«, fragte Helen Orion und ignorierte die Götter, die gerade ihre Wetten abgaben.
    »Keine Ahnung«, antwortete Orion.
    »Und wie viele Pfeile kriegt er?«
    »Nur einen.«
    Helens Kopf fuhr herum, und sie starrte Lucas an, der vollkommen ungerührt im Ring stand. »Wieso wählt er dann diese Waffe? Das ergibt doch keinen Sinn«, bedrängte sie Orion, doch dessen verständnisloser Blick vergrößerte ihre Angst noch mehr.
    »Komm schon, Luke«, sagte Jason und hob entnervt die Hände, als wüsste er nicht, was Lucas von ihm erwartete.
    »Pfeil und Bogen«, wiederholte Lucas klar und deutlich.
    Gereizt über diese scheinbar selbstmörderische Waffenwahl, holte Jason einen Bogen und einen einzigen Pfeil aus der Waffenkiste an der Seite der Kampfarena. Er testete die Bogensehne, sah sich den Schaft des Pfeils genau an und brachte dann beides zu Lucas.
    »Du trägst nicht einmal eine Rüstung«, sagte er vorwurfsvoll. »Willst du dich umbringen lassen?«
    Als Helen das hörte, wurde ihr klar, dass sie diese Möglichkeit noch gar nicht in Betracht gezogen hatte. Was, wenn Lucas alles so satthatte, dass er sterben wollte?
    Lucas nahm seine Waffe entgegen, ohne Jasons Frage zu beantworten, und entfernte sich dann vom Rand des Rings. Er sprach nicht mit seinem Vater oder seiner Mutter. Er umarmte Jason nicht zum Abschied oder erklärte im

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