Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
03 Göttlich verliebt

03 Göttlich verliebt

Titel: 03 Göttlich verliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josephine Angelini
Vom Netzwerk:
sich neben dem Gott der Träume auf, holte den Obolus unter seiner Zunge hervor und bot ihn Morpheus an.
    »Bitte«, flehte er und hielt dem Gott seine Bezahlung hin. »Bitte lass mich wenigstens mit Hades sprechen.«
    »Oh, du bist ja so edel«, murrte Morpheus und schlug auf eines seiner Seidenkissen ein, um Lucas merken zu lassen, wie empört er war. »Hast du das richtig durchdacht? Glaubst du, dass Helen will, dass du das tust?«
    »Natürlich will sie es nicht. Aber Helen trifft diese Entscheidung nicht und ja, ich habe es gut durchdacht«, erwiderte Lucas ungerührt. »Es gibt dort nichts mehr für mich.«
    Das war kein Selbstmitleid; es war einfach eine Tatsache. Nachdem sich Lucas in Jederland geweigert hatte, sie zu küssen, hatte ihm Helen sofort nach ihrer Rückkehr auf die Erde klargemacht, dass sie sich für Orion entschieden hatte. Sie konnte kaum die Hände von ihm lassen und das war allein seine Schuld. Er konnte schließlich nicht erwarten, dass Helen ihm treu blieb, wenn er sie nicht einmal küssen wollte. Lucas hatte schon immer gewusst, dass Orion Helen das geben konnte, was sie brauchte, und jetzt machte er es ihr leichter und tat gleichzeitig noch etwas Sinnvolles.
    Andy liebte Hector wirklich. Jeder liebte Hector. Und Lucas war mittlerweile überflüssig – ein Liebender, der nicht lieben durfte. Wieso sollte er da nicht etwas Gutes mit seinem Leben anfangen?
    »Ich will nur mit ihm reden«, bat Lucas.
    »Meinetwegen«, sagte Morpheus zögernd. Er nahm seine Münze und schwang die Beine aus seinem riesigen Bett. »Ich bringe dich zum Baum.«
    Morpheus führte Lucas durch die vielen Räume seines Traumpalastes. Als sie an den unglaublich großen und schmalen Elfen vorbeikamen, hörten diese auf, zwischen den Leuchtpilzen herumzutanzen und die schillernden Luftblasen zu jagen, die dazu einluden, dass man ihnen folgte.
    Die Elfen starrten Lucas an, und er glaubte, ein paar von ihnen »Die Hand der Dunkelheit« wispern zu hören, aber ganz sicher war er nicht.
    An den Palast schloss sich eine Ebene an, in der Morpheus’ Land endete und das von Hades begann. Die Grenze wurde vom Albtraumbaum markiert.
    Er war so groß, dass er zwischen dem Reich der Träume und dem Reich der Toten eine Riesenfläche einnahm. Die knotigen Äste ragten auf wie eine Million knöcherner Finger, die aussahen, als wollten sie das Schwarze vom Nachthimmel kratzen.
    »Stell dich unter die Zweige«, wies Morpheus ihn an.
    »Und sieh nicht nach oben«, beendete Lucas den Satz für ihn, denn er hatte seine letzte Begegnung mit dem Baum nicht vergessen.
    »Und versuch, dich nicht in den Tartaros werfen oder sonst wie erledigen zu lassen«, fügte Morpheus mit aufrichtiger Zuneigung hinzu.
    »Danke, Morpheus«, sagte Lucas ernsthaft. »Ich schulde dir was.«
    »Genau wie Helen«, erwiderte Morpheus mit einer lässigen Handbewegung. Dann machte er kehrt und verschwand im Schimmer der neckisch herumfliegenden Lichter.
    Lucas konnte hören, wie die Albträume durchs Geäst raschelten. Mit angehaltenem Atem und kurzen, steifen Schritten trat er unter die Zweige.
    Es war eine kalte Furcht, die von ihm Besitz ergriff, obwohl ihn die Albträume nicht bedrohten wie sonst. Der Baum wusste, dass er keine Angst vor dem Sterben oder vor Schmerzen hatte wie noch beim letzten Mal, als er an dieser Stelle gestanden hatte. Diese Dinge fürchtete er nicht mehr. Diesmal hörte er keine Klauen und Zähne über die Borke kratzen – er hörte vertraute Stimmen flüstern.
    Er hörte Matt. Er hörte Hector. Er hörte seine Tante Pandora. Er hörte Helen, die immer wieder »Ich blute« schluchzte. Die Stimmen und Umrisse aller Menschen, die er geliebt und verloren hatte, hingen über ihm in den Ästen des Albtraumbaums.
    Lucas wunderte sich, dass Matts Gegenwart und seine Stimme ihm nach nur wenigen Monaten der Freundschaft so vertraut waren. Aber andererseits hatten sie viel mehr geteilt als nur die Schulstunden und den Tisch in der Cafeteria. Sie hatten den letzten Moment von Matts Leben gemeinsam verbracht, und da Lucas ihm dieses Leben genommen hatte, würde er für immer ein Stück von Matt in sich tragen.
    »Hades!«, rief Lucas und zwang sich, das Schluchzen der Albtraum-Helen zu überschreien. »Bitte, hör mich an!«
    Die Albträume verstummten und lösten sich in Luft auf. Hades kam auf ihn zu und blieb auf seiner Seite der Grenze stehen. Lucas sah den Herrscher über das Totenreich zum ersten Mal, aber als Hades seinen Helm der

Weitere Kostenlose Bücher