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03 Göttlich verliebt

03 Göttlich verliebt

Titel: 03 Göttlich verliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josephine Angelini
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zu besiegen. Helen war klar, wenn sie jetzt ging, hatten ihre Leute keine Chance mehr.
    »Wir wünschen, unsere Toten zu ehren«, rief Castor quer durch die Arena, deren Sand immer noch mit dem Blut von Hector und Matt getränkt war.
    Helen traten Tränen in die Augen und die unterdrückten Schluchzer ließen ihre Brust ganz eng werden. Zwei Menschen, die sie sehr geliebt hatte, waren tot.
    Während sich die Götter noch mit den Generälen ihrer sterblichen Armee berieten, fasste Helen einen Entschluss, der ihre Tränen sofort versiegen ließ. Wenn sie sich jetzt ihrer Trauer hingab, war sie niemandem von Nutzen. Sollte Andy um Hector weinen und Ariadne um Matt. Helen konnte sich diesen Luxus nicht mehr leisten.
    »Wir können euch das Recht nicht verwehren, eure Toten auf die letzte Reise vorzubereiten«, brüllte Tantalus zurück zu Castor, und ihre Emotionen ließen ihre Herzen aufglühen wie Schwerter, die man an einem Stein schärft. »Aber der Champion des Tyrannen ist verschwunden«, fuhr Tantalus mit gespielter Unschuld fort. »Wie wollt ihr beweisen, dass er nicht geflohen ist, weil ihm unser Champion eine tödliche Verletzung zugefügt hat?«
    »Lächerlich!«, brüllte Orion. »Matt hat Lucas nie auch nur berührt. Wir alle haben das Duell doch gesehen.«
    Helen fuhr herum und sah ihre Mutter an. »Was geht hier vor?«, flüsterte sie ihr zu.
    »Du bist in Gefahr«, erwiderte Daphne angespannt, doch ihr blieb keine Zeit für weitere Erklärungen, weil Tantalus bereits weiterstichelte.
    »Der Champion des Tyrannen ist aber nicht da, um zu beweisen, dass er unverletzt ist«, sagte Tantalus mit einem missbilligenden Kopfschütteln. »Zeigt euren Champion lebend vor oder übergebt uns den Tyrannen.«
    »Und wer will uns dazu zwingen?«, brüllte Orion. »Die Götter können nicht gegen uns kämpfen.«
    »Aber meine Armee«, konterte Tantalus gelassen.
    Orion und sein Trupp loyaler Athener schwärmten aus und bauten sich zwischen Helen und den Hundert Cousins auf, die plötzlich rund um Tantalus aufgetaucht waren.
    »Das Haus von Theben geht zu weit!«, zischte ein Verwandter von Orion, den Helen nicht kannte.
    »Und wieder versucht Tantalus, jedes andere Haus auszulöschen, angefangen mit Atreus und Athen«, murrte ein anderer noch etwas kühner. »Und wenn wir tot sind, werden die Götter ihm erlauben, unsere Häuser auszuplündern. Schon wieder.«
    Helen spürte eine Hand auf ihrer Schulter und drehte sich um. Ihre Mutter zog sie tiefer zwischen die Reihen der Kämpfer. Es sah plötzlich so aus, als hätten sich Hunderte von Männern am Strand eingefunden. Helen fragte sich verwundert, woher die alle gekommen waren.
    »Stell dich hinter sie«, drängte Daphne Helen halblaut. Eine Flut aus Römern in Rüstungen stürmte vorwärts, um sich auf Orions Seite zu stellen. »Zurück, zurück«, knurrte Daphne Helen ins Ohr und zerrte ihre Tochter von der vordersten Front weg.
    Unter dem Ansturm der Männer ging Helen zu Boden. Daphne baute sich über ihrer Tochter auf und von ihren Fingern sprühten Blitze. Der trockene, abgestandene Geruch von Ozon umwaberte sie und das schweflige Glühen hielt die Flut der Krieger von ihnen fern, während Daphne Helen wieder auf die Beine half.
    »Castor!«, schrie Daphne verzweifelt und suchte in den Horden nach einem vertrauten Gesicht. »Zuflucht für die Erbin von Atreus!«
    Helen schlang die Arme um ihre panische Mutter und erhob sich mit ihr in die Luft, fort von den Gefahren der vorstoßenden Armeen.
    »Du kannst mit mir fliegen?«, fragte Daphne verdutzt. »Ajax konnte mich nie mitnehmen, wenn er flog.«
    »Mein Vater konnte fliegen?«, fragte Helen, die sich wunderte, dass ihr das noch nie jemand gesagt hatte.
    »Oh ja, er konnte fliegen.«
    Daphnes Worte klangen irgendwie falsch.
    »Mein Vater konnte fliegen?«, fragte Helen noch einmal und stieg über den beiden Armeen am Strand noch höher auf.
    »Ja«, bestätigte Daphne abgelenkt und lachte immer noch über das erhebende Gefühl der Schwerelosigkeit, das Helen ihr ermöglichte.
    Helen verzog bei dieser Lüge das Gesicht und Daphnes Lächeln erlosch.
    »Du bist jetzt ein Falschfinder, stimmt’s?«, fragte sie resigniert, als wäre ihr bereits klar, dass sie ihrer Tochter nichts vormachen konnte.
    »Ja«, wisperte Helen.
    Das watteweiche Innere einer Wolke befeuchtete die Wangen von Daphne und Helen. Sonnenstrahlen suchten sich ihren Weg durch die dichten Gewitterwolken, die Zeus heraufbeschworen hatte, und ließen

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