03 Göttlich verliebt
aufgegeben.«
»Es sei denn, sie hat eine Göttin angefleht, sie in einen Baum, einen See oder sonst etwas zu verwandeln, das er nicht schänden konnte«, fügte Matt verärgert hinzu. »Habt ihr euch nie gefragt, wieso das Haus von Theben, das von Apoll abstammt, so viele Mitglieder hat?«
»Alle Götter waren elende Vergewaltiger und Kriegstreiber. Nicht nur Apoll«, verkündete Hector angeekelt. »Deswegen müssen wir einen Weg finden, sie loszuwerden. Zum zweiten Mal.«
Orion, Lucas und Helen tauschten einen betretenen Blick. Ihnen war natürlich klar, dass sie diese Situation verschuldet hatten. Beim Kampf gegen Ares waren sie unabsichtlich zu Blutsgeschwistern geworden, und das hatte die vier Häuser vereint und es den Göttern ermöglicht, den Olymp zu verlassen und wieder über die Welt herzufallen.
»Wartet. Ich mache euch dreien keinen Vorwurf«, entschuldigte sich Hector sofort. Orion lächelte und legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Das wissen wir«, sagte er.
»Aber es war dennoch unsere Schuld«, erklärte Helen. »Die Götter haben uns Scions schon immer in die Enge getrieben und wir sind ihnen wieder und wieder in die Falle gegangen. Ich werde nicht zulassen, dass das noch einmal passiert.«
Lucas sah Helen besorgt an, aber bevor er ihr wieder einmal einen Vortrag über das Schicksal halten konnte, wechselte sie das Thema. »Wer von euch will mitkommen und dieses Mädchen holen?«
»Du gehst nicht«, sagten Lucas und Orion wie aus einem Mund.
»Doch, ich gehe«, widersprach Helen. »Ihr beide könnt nicht aufstehen und Hector darf sein Gesicht nicht der Öffentlichkeit präsentieren. Wer soll denn sonst gehen?«
»Ich gehe mit dir, Len«, bot Claire an, bevor Lucas und Orion weiter protestieren konnten. »Keine Sorge, Jungs, ich passe auf sie auf. Wenn sie aus den Latschen kippt, kann sie auf mir landen, okay?«
»Und auf mir«, fügte Ariadne hinzu.
»Du bist noch viel zu erschöpft«, sagte Jason und bedachte seine Zwillingsschwester mit einem Kopfschütteln.
»Und dieses arme Mädchen ist gestern Abend von einem Gott angefallen worden. Wahrscheinlich ist sie zu stark verletzt, um sich ohne einen Heiler zu bewegen. Außerdem schätze ich, dass sie im Moment nicht darauf steht, von einem Mann angefasst zu werden, womit du schon mal ausscheidest«, widersprach Ariadne energisch.
»Dann wird der Rettungstrupp also zur Mädchensache erklärt?«, sagte Hector und rieb sich die Stirn, als würde ihm sein Gehirn wehtun.
»Sehr witzig«, konterte Helen beleidigt.
Hector schaute zu ihr auf und war auf einmal wieder ganz ernst. »Was machen deine Blitze?«
Helen hielt eine summende Energiekugel in ihrer Hand, die laut knisterte und Hitzewellen ins Zimmer verströmte. »Sie sind besser als je zuvor«, stellte sie fest und hob erstaunt eine Braue. »Es geht jetzt total mühelos und strengt mich überhaupt nicht mehr an.«
»Sehr gut«, sagte Hector. Zu wissen, dass Helen sich und die beiden anderen verteidigen konnte, entspannte ihn sichtlich. »Vermutlich lungert Apoll irgendwo in der Nähe des Krankenhauses herum, also halt die Augen offen.«
»Das werde ich. Aber nach allem, was ich seinem Halbbruder angetan habe, wird er sich bestimmt lieber von mir fernhalten«, bemerkte sie düster.
Helen betrachtete den Ball aus Energie in ihrer Hand und musste wieder daran denken, wie sie Ares mit ihren Blitzen geschockt und in den Tartaros gesperrt hatte, nachdem sie von ihm gefoltert worden war. Es war ein gutes Gefühl, einen Gott besiegt zu haben. Als sie wieder aufschaute, starrten alle anderen sie an.
Sie schloss ihre Hand und die Blitzkugel erlosch.
3
A uf den Straßen sah eigentlich alles ganz normal aus, bis sie ins Zentrum kamen. Mit einem Kloß im Hals starrte Helen durch die Fenster von Ariadnes Auto auf die verwüsteten Geschäfte. Die Schäden, die während des Halloween-Aufstands entstanden waren, konzentrierten sich auf die Gegend um die High School und den News Store, was bedeutete, dass ein Großteil des Stadtkerns betroffen war.
Schaufenster waren eingeschlagen worden, demolierte Autos standen am Straßenrand, und an manchen Gebäuden waren sogar Brandspuren zu sehen. Häuser, die fast älter waren als die Insel und die ihren Mitschülern und Nachbarn gehörten, waren verwüstet oder angezündet worden. Helen fragte sich, wie viele Leute, die sie kannte, wohl verletzt oder womöglich sogar getötet worden waren. Wie viele ihrer Freunde hatte es so schwer erwischt wie ihren
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