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03 Göttlich verliebt

03 Göttlich verliebt

Titel: 03 Göttlich verliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josephine Angelini
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Dad?
    »Claire? Ist noch jemand, den wir kennen … Außer Zach?«, begann Helen, die nicht recht wusste, wie sie ihre Sorge in Worte fassen sollte. Aber Claire verstand sie auch so und nickte.
    »Hergie«, sagte sie, und ihre Stimme brach. »Rauchvergiftung. Er hat versucht, Bücher aus der brennenden Bibliothek der Schule zu retten.«
    Mr Hergesheimer war kein Verwandter und nicht einmal ein Freund, aber Helen hatte den knurrigen alten Mann trotzdem gerngehabt. Und jetzt, wo er tot war, fühlte es sich an, als wäre eine Tür zugefallen. Nantucket würde nie wieder so sein wie vorher.
    Helen schluckte und konzentrierte sich auf die Aufgabe, die vor ihnen lag. Sie durfte Wut empfinden, aber Hysterie brachte sie nicht weiter. Eris und Phobos, die kleinen Götter, die den Aufruhr angezettelt hatten, trieben sich immer noch irgendwo auf der Insel herum. Helen ballte die Fäuste und mahnte sich zur Geduld. Sie würde noch früh genug die Gelegenheit bekommen, mit den beiden abzurechnen.
    Auf der langen Überfahrt von Nantucket zum Fähranleger Hyannis auf dem Festland überlegten sich die drei Mädchen, in welchen Krankenhäusern sie ihr Glück versuchen sollten. Sie belegten einen Tisch am Imbissstand in der Mitte des Decks, scrollten durch Matts iPad und riefen im Internet eine Karte der Umgebung auf. Als die Fähre anlegte, war Helen überzeugt, dass sie eine ganz vernünftige Liste erstellt hatten.
    Die ersten beiden Krankenhäuser erwiesen sich jedoch als Sackgassen, obwohl sie dem Wellesley College am nächsten lagen. Als sie das dritte Krankenhaus erreichten, war der Tag schon fast vorüber. Bei der Einfahrt ins Parkhaus zeigte Claire auf den Polizeiwagen, der im Eingangsbereich stand.
    »Sie ist hier«, stellte sie mit einem entschiedenen Nicken fest. »Sie bewachen sie für den Fall, dass der Stalker zurückkommt.«
    Ariadne parkte den Wagen. Dann gingen sie ins Gebäude und trennten sich, um Zeit zu sparen. Helen steuerte die Intensivstation an. Dort bewachte ein Polizist die Tür am Ende des Ganges. Sie schickte Ariadne und Claire eine SMS , dass sie kommen sollten.
    Helen musste den Polizisten irgendwie dazu bringen, dass er sie ins Zimmer ließ. Sie ging auf ihn zu und lächelte.
    »Hi«, sagte sie überfreundlich und beobachtete, wie der Polizist sie mit großen Augen anstarrte.
     
    Helen war längst daran gewöhnt, dass Männer sie mit Blicken wie diesem bedachten – es war jedes Mal so, als würden sie einen glänzenden Messingring ansehen, der zu sehr glitzerte, als dass sie ihn direkt betrachten konnten, und der so hoch oben hing, dass er ohnehin unerreichbar war. Sie hatte diesen Gesichtsausdruck immer gehasst, obwohl sie natürlich wusste, dass er es ihr ermöglichte, andere Leute zu manipulieren. Eigentlich hatte sie sich geschworen, diese Fähigkeit niemals einzusetzen, aber inzwischen galten die alten Spielregeln nicht mehr. Helen brauchte all ihre Fähigkeiten, um ihre Familie zu beschützen. Sie musste skrupellos sein, denn andernfalls wären die Scions gegen die Götter chancenlos.
    »Ein Mann hat gestern Abend meine Freundin überfallen«, sagte Helen. »Ich glaube, sie braucht mich. Darf ich zu ihr?«
    »Wir dürfen niemanden zu ihr lassen, junge Dame«, sagte der Beamte und trat unglücklich von einem Fuß auf den anderen, als täte es ihm wirklich leid, sie abweisen zu müssen.
    Helen konnte seinen Wunsch, ihr zu helfen, genauso deutlich sehen wie das Polizeiabzeichen an seiner Brust. Sie sah die Empörung und das Mitgefühl wie einen Ball aus leuchtenden Farben in seiner Brust herumwirbeln. Helen fiel der Ehering auf, der im Laufe der Zeit tief ins Fleisch seines Fingers gewachsen war, und plötzlich wusste sie, was zu tun war.
    »Das geht schon in Ordnung«, flötete Helen. Sie hörte und spürte, wie Claire und Ariadne hinter ihr auftauchten. Die beiden zögerten, aber Helen winkte sie heran, bis sie neben ihr standen. »Sie können uns alle drei zu ihr lassen. Wir kümmern uns um sie. Sie haben doch eine Tochter in unserem Alter, nicht wahr?«
    Der Polizist sah Helen entgeistert an und schien sich zu fragen, woher sie das wusste. Doch dann versank er noch tiefer in ihrem Blick und nickte langsam.
    »Dann wissen Sie, dass sie uns jetzt braucht. In Ihrem Herzen wissen Sie, dass es das Richtige ist.« Helen lächelte betörend. Der Polizist erwiderte das Lächeln und nickte willenlos.
    »Es ist das Richtige«, bestätigte er und hielt ihnen die Tür auf.
    »Vielen Dank«, sagte Helen

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