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03 Göttlich verliebt

03 Göttlich verliebt

Titel: 03 Göttlich verliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josephine Angelini
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dazu? Ist das nicht besser, als hier herumzuliegen und darauf zu warten, dass er reinstürmt und dich wegschleppt wie eine von diesen hilflosen Jungfrauen in einem griechischen Drama?«
    »Äh, doch«, stammelte Andy mit großen Augen.
    Helen wurde klar, dass sie dem Mädchen Angst machte und zwang sich deshalb zu lächeln. Als sie einen kurzen Blick zu Claire warf, musste sie feststellen, dass auch im Gesicht ihrer besten Freundin ein Anflug von Furcht zu erkennen war.
     
    Andy war so erledigt, nachdem sie sie aus dem Krankenhaus und ins Parkhaus befördert hatten, dass sie auf der Fahrt nach Hyannis einschlief. Helen saß am Steuer. Ariadne hatte sich schon im Krankenhaus damit verausgabt, Andys gebrochenes Bein zu heilen, und dann auf der Schnellstraße an den anderen Verletzungen gearbeitet. Als sie schließlich auf die Fähre fuhren, sah Ariadne genauso blass und krank aus wie Andy.
    Helen dachte darüber nach, dass es eigentlich gut war, dass Andy und Ariadne die Kraft zum Aussteigen fehlte. Es war zwar dunkel, was ihnen eine gewisse Deckung verschafft hätte, aber Andys Verletzungen waren noch viel zu auffällig, um sich damit auf der Fähre blicken zu lassen. Helen und Claire ließen die beiden schlafend auf dem Rücksitz zurück und machten sich auf die Suche nach etwas Essbarem.
    »Er hat sie wirklich fertiggemacht, nicht wahr?«, murmelte Claire auf dem Weg zu den Snack-Automaten ganz betroffen. Helen konnte nur nicken und hielt die Lippen fest zusammengepresst. Sie warf einen Blick in Claires besorgtes Gesicht und hätte gern etwas Tröstendes gesagt, doch ihr fiel beim besten Willen nichts ein.
    Sie spürte, wie Claire ihr immer wieder unauffällige Blicke zuwarf, als sie ihre Münzen in den Schlitz des Automaten steckten, und wie sie in Helens Gesicht nach irgendeiner Erklärung suchte. Aber Helen fehlten die Worte, um zu erklären, was los war.
    »Was?«, fragte sie gereizt, als sie Claires Starren nicht länger aushielt.
    »Nichts«, sagte Claire und schürzte die Lippen. Die Anspannung zwischen ihnen wuchs im selben Maß wie Helens Frustration.
    »Sag es einfach, Claire.«
    »Du hast dich verändert.« Claire raffte ihren Imbiss aus dem Ausgabeschacht des Automaten und wollte gehen, doch Helen griff nach ihrem Arm und hielt sie fest.
    »Ich habe mich verändert, weil ich es muss«, sagte sie grob. »So zu sein wie früher, reicht nicht mehr aus. Nicht für das hier.«
    »Und wie sehr willst du dich noch verändern?«
    »So viel, wie nötig ist, um zu siegen.«
    »Schließt das auch das Beeinflussen von Polizisten ein?«, fauchte Claire hitzig. »Was hast du überhaupt mit ihm gemacht?«
    Helen fühlte sich schuldig wegen des Polizisten, obwohl sie nicht genau wusste, was sie eigentlich getan hatte. Etwas daran war falsch, jemandem auf diese Art den Willen zu nehmen, aber das würde sie Claire bestimmt nicht eingestehen.
    »Ich habe getan, was ich tun musste. Wieso? Hätte ich ihn lieber töten sollen, um ins Zimmer zu kommen?«
    Claire schien etwas erwidern zu wollen, entschied sich aber dafür, es ungesagt zu lassen, und hielt sich auf dem Rückweg zum Auto von ihrer Freundin fern. Helen spürte, dass Claire tatsächlich Angst vor ihr hatte, und zwar nicht nur vor den Funken und der hallenden Stimme. Helen wusste, dass sie etwas sagen sollte, damit Claire sich besser fühlte, aber sie tat es nicht. Sie war wütend, dass ihre beste Freundin nicht verständnisvoller war. Und auch wenn das eigentlich keinen Sinn ergab, hasste Helen sie dafür, dass sie Angst vor ihr hatte.
    »Falls es dir noch nicht aufgefallen ist: Es geht nicht mehr nur um unsere Familie und unsere Freunde«, fuhr Helen sie stattdessen an. »Und ich brauche dir nicht zu erklären, was ich tue, oder dich um Erlaubnis zu fragen, bevor ich meine Kräfte einsetze.«
    »Das ist richtig«, erwiderte Claire. »Du musst mir gar nichts erklären. Sieh einfach nur zu, dass du deine Taten mit deinem Gewissen vereinbaren kannst.«
    Danach redeten Helen und Claire nicht mehr viel. Sie weckten Ariadne und versorgten sie mit Vollkornkeksen aus dem Automaten und einer Flasche Wasser. Anschließend fuhr Helen sie nach Hause. Sie setzte Claire an ihrem Elternhaus ab, murmelte etwas davon, dass sie sich gleich am nächsten Morgen sehen würden, und fuhr weiter zum Delos-Anwesen.
    Es war schon spät, als sie ankamen, und Helen war so erschöpft, dass sie kaum noch genug Kraft hatte, Andy und Ariadne nach oben zu tragen, bevor sie auf der Couch

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