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03 Göttlich verliebt

03 Göttlich verliebt

Titel: 03 Göttlich verliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josephine Angelini
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niemals über ihn hinwegkommen. Lucas war der Einzige für sie.
    Orion zog sie neben sich in den Sand und seufzte. »Meine Eltern sind genauso wie du und Lucas. Sie lieben einander mehr als alles andere auf der Welt – mehr, als sie mich lieben. Ich habe mich mein ganzes Leben lang gefragt, wie es sich wohl anfühlt, so geliebt zu werden. Mehr geliebt zu werden.« Er sah Helen eindringlich und bewusst verletzend in die Augen. »Ich weiß, dass du mich liebst, Helen. Aber verdiene ich es nicht, zur Abwechslung mal die erste Wahl von jemandem zu sein?«
    Tränen brannten in Helens Augen. Der Ausdruck in Orions Gesicht war genau derselbe, den sie auch im Gesicht von Aeneas gesehen hatte, als seine Mutter sich nicht für ihn entschieden hatte, sondern für die andere Helen. Sein ganzes Leben lang, jedes Leben lang, war Orion immer erst an zweiter Stelle gekommen.
    »Ich kenne niemanden auf der Welt, der es so verdient, geliebt zu werden – mehr geliebt zu werden –, wie du«, sagte Helen mit bebender Stimme. »Ich dachte, ich könnte ihn vergessen, wenn ich mit dir zusammen bin. Aber dann würde ich dich nur benutzen.« Sie ließ den Kopf hängen. »Es tut mir leid.«
    Orion legte ihr einen Arm um die Schultern und zog sie an sich. »Hey, immerhin war ich es, der dich geküsst hat. Ich habe mich selbst in diese Lage gebracht. Und ich sollte es eigentlich besser wissen.«
    »Aber ich möchte dich mehr lieben«, sagte sie langsam und wagte es nicht, weiterzusprechen. Doch dann nahm sie all ihren Mut zusammen und sah ihm in die Augen. »Du kannst mich dazu bringen, dich mehr zu lieben, oder?«
    »Ja«, flüsterte er. »Bis du Lucas das nächste Mal siehst. Aber das weißt du längst. Du hast dich nicht nur einmal in ihn verliebt. Du verliebst dich jedes Mal neu in ihn, wenn du ihn ansiehst.«
    »Dann halte ich mich von ihm fern. Für immer.«
    Er schaute weg und nagte nachdenklich an seiner Unterlippe. »Aber ich würde es wissen«, flüsterte er. »Ich würde immer wissen, dass ich dich gezwungen habe, mich zu lieben, und dass es nicht echt ist. Ich glaube, lieber würde ich niemals lieben, als mit diesem Wissen leben zu müssen.«
    Helen nickte und starrte auf ihre Hände, ohne sie wirklich wahrzunehmen. Dann schlang sie die Arme um seine Brust und ließ ihren Tränen freien Lauf … Sie weinte wegen Orion, wegen sich selbst und wegen Lucas, vor allem aber, weil sie das alles so satthatte. Sie konnte einige der größten Mächte der Erde beherrschen, aber über das Wichtigste von allem – ihr eigenes Herz – hatte sie keine Kontrolle.
    Orion streckte sich im Sand aus und zog Helen mit sich. Er strich sich und Helen das Wasser von der Haut, sodass beide sofort trocken waren. Orion starrte zu den Sternen hinauf, während Helen wieder anfing zu weinen. Als sie sich endlich beruhigte, legte er ihre Kleidungsstücke über sie, um sie zu wärmen. Helen war mittlerweile zu müde, um vernünftig zu denken.
    »Sind wir noch Freunde?«, fragte Orion nach langem Schweigen.
    »Scheint nicht genug zu sein, oder?«, murmelte sie, denn sie war mittlerweile schon fast eingeschlafen. »Wir sind mehr als nur Freunde. Wir sind Geschwister. Blutsgeschwister.«
    Seine Brust bebte unter ihrer Wange, als er kurz auflachte, und sie hörte ihn nur noch »Geschwister« wispern, bevor er einschlief.
    Das Letzte, woran Helen denken musste, bevor auch sie vom Schlaf überwältigt wurde, war, dass sie schon einmal auf diese Weise mit einem Jungen am Strand übernachtet hatte.
     
    »Onkel?«, rief Helen.
    »Ich bin hier, Nichte«, antwortete Hades freundlich. Helen drehte sich um und sah ihn über den endlosen Strand auf sich zukommen – der Strand, der nie ans Meer führte.
    Sie lächelte ihn zögernd an. »Danke fürs Kommen. Ich habe eine Menge Fragen.« Die Unsicherheit ließ ihre Stimme beben. »Wenn ich mir gegenübersitze und andere Leute mich zum Beispiel ›Guinevere‹ nennen, ist das kein Traum, sondern eine Erinnerung, richtig?«
    »Richtig.«
    »Wie kann das sein?«
    Hades’ dunkler Helm schimmerte. »Die Toten haben die Wahl. Sie müssen nicht für immer in der Unterwelt bleiben, wenn sie nicht wollen. Aber um sie verlassen zu können, müssen sie zuerst ihre Erinnerungen im Fluss Lethe wegspülen, weil sie sonst nicht wiedergeboren werden können.«
    »Und als ich ein paar Tropfen dieses Wassers berührt habe?«, fragte Helen, die einer Eingebung folgte.
    »Die Erfahrungen des Lebens werden nicht ausgelöscht. Der Fluss

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