03 Göttlich verliebt
Königreiche zu bewahren, und dass sie viel mehr daran interessiert waren, was sie für sich herausholen konnten, als daran, was richtig war. Plötzlich war Matt so angewidert von den Winkelzügen und der Hinterhältigkeit der Scions, dass er sich abwandte, um wieder in sein Zelt zu gehen. Für so etwas war er nicht gekommen.
»Warte«, rief Daedalus und ging einen Schritt auf Matt zu. Die Myrmidonen reagierten blitzschnell und versperrten ihm den Weg. Er hob sofort beschwichtigend die Hände. »Immer mit der Ruhe.«
»Ich kämpfe mit euch oder ohne euch.« Matt blieb stehen und drehte sich zu ihnen um. »Ich bin hier, um den Tyrannen zu töten. Wenn ihr dasselbe wollt, könnt ihr euch mir anschließen. Wenn nicht, geht mir aus dem Weg.«
Helen führte Lucas über den Jahrmarkt. Sie musste ihn am Arm hinterherziehen, weil er so tat, als wollte er nicht mitkommen. Ein Budenbesitzer erregte seine Aufmerksamkeit, indem er in einer fremden Sprache mit ihm redete, und Lucas musste einfach stehen bleiben und mit einem Baseball auf einen Stapel unechter Milchflaschen werfen.
Er brauchte drei Versuche und beteuerte, dass ihm so etwas noch nie passiert war, aber schließlich gewann er doch noch einen Preis für Helen. Zuerst fiel ihr Blick auf einen Plüschelefanten, aber dann entschied sie sich für einen glitzernden Zauberstab. Am oberen Ende war ein silberner Stern befestigt und unten hing ein Dutzend bunter Bänder heraus. Der Zauberstab fühlte sich in ihrer Hand gut an und war leicht zu tragen. Sie wedelte ein paarmal damit herum und ließ ihn Funken sprühen, während sie vor dem Stand des Glasbläsers anhielten und einem Mann zusahen, der einen kleinen Drachen anfertigte.
Sie konnten beide nicht aufhören zu grinsen. Helen hörte das Karussell und rannte die letzten paar Schritte darauf zu. Sie schwang sich während der Fahrt auf den Rücken eines Einhorns und schwenkte ihren Zauberstab, als wäre er eine Reitgerte.
»Jippieh!«, feuerte sie ihr bunt bemaltes Reittier an, doch es wurde nicht schneller. Die Stange, die durch den Körper des Einhorns führte, war aus Messing und roch in der Herbstkälte beißend metallisch.
Lucas sprang neben ihr auf und blieb bei ihr stehen, statt sich selbst auf ein Karussellpferd zu setzen. Er stand über ihr und sein Mantel umhüllte sie, als er nach der Messingstange griff, um sich festzuhalten. Sie sahen sich lange Zeit nur an, während der Rest der Welt an ihnen vorbeizog. Helen nahm die bunten Lichter des Jahrmarkts nur noch verschwommen wahr, während Lucas vor ihren Augen ganz still stand.
»Wieso willst du mich nicht küssen?«, fragte sie ihn.
»Kannst du mich nicht dazu bringen?«, konterte er und hob herausfordernd die Brauen.
»Ich würde es nicht wollen. Vor allem nicht bei unserem ersten richtigen Date.«
Lucas lachte leise auf. »Dasselbe habe ich in diesem Café gedacht. Wir haben einmal vor der Schule zusammen einen Kaffee getrunken, aber richtig verabredet haben wir uns nie, oder?«
»Wir hatten nie die Möglichkeit dazu. Ständig ging die Welt unter oder einer von uns stand in Flammen oder sonst etwas Nerviges.« Lucas kicherte. Helen sah zu ihm auf und versuchte, nicht rot zu werden. »Du weißt, dass wir hier tun können, was immer wir wollen. Ich kann dafür sorgen, dass es keine Konsequenzen hat.«
Sie spürte, wie sich seine Atmung beschleunigte, und das Funkeln in seinen Augen kam nicht nur von der Kälte. »Weißt du noch, welchen Rat du mir vor einigen Monaten gegeben hast, als es darum ging, schwierige Entscheidungen zu treffen?«
»Entscheide, womit du auf keinen Fall leben kannst, und tu das Gegenteil«, sagte Helen. Es überraschte sie, dass er damit anfing, nachdem sie selbst erst vor Kurzem etwas Ähnliches gedacht hatte.
»Deswegen werde ich dich nicht küssen.« Er hob die Finger, berührte zart ihr Gesicht und ließ die Hand schnell wieder sinken. »Wir müssen irgendwann wieder zurück und dann werde ich dich erneut verlieren. Und das ist etwas, mit dem ich auf keinen Fall leben kann.«
Das konnte Helen auch nicht und deshalb suchte sie bereits nach einer anderen Lösung. Vielleicht gab es einen Weg, Aphrodite dazu zu bringen, dass sie den Fluch aufhob, der Helen verpflichtete, eine Tochter zu bekommen. Sie wollte ihre Lage nicht akzeptieren – die so unfair war –, sondern etwas tun, um sich aus ihr zu befreien.
»Ich habe es satt, mich im Kreis zu drehen«, seufzte Helen.
Das Karussell kam zum Stehen. Sie sprang
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