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03 - Hinter dem Schleier der Tr��nen - Mein Abschied vom Harem der Frauen

Titel: 03 - Hinter dem Schleier der Tr��nen - Mein Abschied vom Harem der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Choga Regina Egbeme
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„Wenn du auf rutschigem Untergrund stürzt, greifen die Flammen nach dir. Und du wirst verbrennen.“
    Eziras eindringliche Warnung ließ mir keine Ruhe. Wir nahmen das Abendessen ein, aber ich brachte keinen Bissen herunter. Meine alte Lehrerin, das spürte ich ganz deutlich, hatte Recht: Im Moment ging es mir zwar wieder so gut, dass ich mir die lange Reise zutraute. Doch es änderte nichts an meiner Einsicht, dass ich in Jeba nicht mehr wie gewohnt meinen Aufgaben nachkommen konnte.
    Tanisha sah mir meine Sorgen an, und während Josh und Faraa noch ein wenig mit den Mädchen spielten, erzählte ich ihr von Amaras Brief.
    „Ich kenne Magdalena lange nicht so gut wie du“, sagte sie. „Aber sie ist bestimmt eine verantwortungsvolle Frau. Wir beide waren noch nie in ihrem Land. Vielleicht macht man das dort so, dass man so schwer Kranke in die Klinik bringt?“
    „Das mag gut sein“, räumte ich ein. „Dennoch übergeht sie Amara!“
    Meine Freundin stützte den Kopf in die Hände und dachte angestrengt nach. Schließlich sagte sie: „Deine Mamas und Amara sind doch erwachsene Frauen. Warum haben sie sich nicht gegen deine Schwester durchgesetzt? Wenn sie es nicht konnten, warum meinst du, dass du es schaffst?“
    „Das stimmt, Tanisha! Ich kann nicht heimkehren und Magdalena offen ins Gesicht sagen, dass sie etwas falsch gemacht hat. Denn bin ich ihr zu großer Dankbarkeit verpflichtet. Sie hat ihr Leben in Deutschland für Josh und mich aufgegeben und geholfen, die zerstörte Farm aufzubauen. Darf ich deshalb gar nichts tun?“
    „Ich glaube, dass dein Platz hier ist, Choga“, sagte Tanisha. „Aber ich verstehe, dass du nicht einfach weitermachen kannst, als wäre nichts geschehen.“
    Nachdem ich Josh zu Bett gebracht hatte, suchte ich Ezira auf, die noch die Ruhe am nächtlichen Feuer genoss. Die Fragen, die Tanisha aufgeworfen hatte, reichte ich an sie weiter. „Du fühlst dich verantwortlich, deiner Gefährtin Lape beizustehen“, meinte Ezira. „Das ist verständlich, denn du möchtest sie beschützen, weil sie ein Teil jener Vergangenheit ist, die dir am meisten bedeutet. Aber spricht nicht aus Amaras Brief auch die Nachricht, dass auf deiner Farm ein anderer Wind weht? Du warst lange fort und Magdalena ist offenbar eine Frau wie du selbst. Sie tut, was sie für richtig hält. Kehrst du also zu-rück, wirst du nicht mehr alles so vorfinden, wie du es verlassen hast. Und du selbst bist keine Heilerin mehr, Choga.“ Meine Lehrerin machte eine lange Pause. Ihre weisen Augen ruhten auf mir, gerade so, als versuchte sie meine Gedanken zu lesen. „Ich wüsste eine Lösung. Doch ich zögere noch, sie dir vorzuschlagen.“ Gebannt hing ich an ihren Lippen. „Du kannst auch gehen, um wieder zurückzukommen“, erklärte sie schließlich.
    „Du meinst, ich soll klären, was mir wichtig ist, und dann wiederkommen?“
    „Ja, das meine ich. Doch du musst dir vornehmen, dich nicht wieder von der Situation auf der Farm in die Pflicht nehmen zu lassen. Verabschiede dich von allen. Mach ihnen keine Hoffnungen, dass du bei ihnen bleibst.
    Sondern zeige ihnen, wie schwach du wirklich bist und dass sie einen neuen Weg für sich finden müssen. Dann hast du getan, was ich dir geraten habe: Du hast dich mit deiner Vergangenheit ausgesöhnt.“
    Das Feuer spie kleine Funken in die Nachtluft hinaus. Ezira hatte Recht: Ich durfte nicht mehr hinüberspringen. Vor allem wollte ich es gar nicht mehr. Ich war so erleichtert, als ich das dachte. Es war, als wäre mir eine riesige Last von den Schultern genommen, die mich niedergedrückt hatte.
    „Ich werde wiederkommen!“, sagte ich laut und deutlich. „Am liebsten würde ich dich umarmen, Ezira.“
    „Dann tue es, meine Tochter! Du würdest mich damit sehr glücklich machen.“
    Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war Tanisha schon aufgestanden und bereitete den Tee in der Kräuterküche.
    „Du hast im Schlaf gesprochen. Ich habe nicht alles verstanden. Hast du dich inzwischen entschieden?“, fragte sie.
    „Ich werde mit Josh heute fahren. Sobald ich alles geregelt habe, kommen wir jedoch wieder“, sagte ich.
    Sie stellte den Topf aus der Hand und umarmte mich. „Danke, Choga, dass du es so machen willst. Ich freue mich jetzt schon auf deine Rückkehr.“
    „Ich hatte so viel Angst, ob es richtig war, dich zu Ezira zu bringen. Und wir hatten wirklich schwere Zeiten. Aber sie haben uns zusammengeführt.
    Ich bin dir so dankbar für deine Freundschaft“,

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