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03 - Hinter dem Schleier der Tr��nen - Mein Abschied vom Harem der Frauen

Titel: 03 - Hinter dem Schleier der Tr��nen - Mein Abschied vom Harem der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Choga Regina Egbeme
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sich und er lächelte ganz leicht.
    Tonlos formten meine Lippen: Ich habe dich lieb. Er erwiderte ebenso stumm und beredt gleichzeitig: Ich dich auch.
    Wie bei jeder unserer Totenfeiern ließen wir uns noch am Grab nieder und sprachen über die Verstorbene. So blieb sie jeder von uns als lebendiger Mensch in Erinnerung und Josh durfte ebenso wie alle anderen Kinder Fragen stellen. Nachdem wir gemeinsam Glory Glory Hallelujah gesungen hatten, brachen wir zum Farmhaus aut. Wir waren fest entschlossen, diesen Tag wie jeden anderen zu gestalten, mit Farmarbeit und Schule. Das Leben musste normal weitergehen; daran hielten wir uns fest.
    Bevor wir den Hof erreichten, fasste ich mir ein Herz. Wartet einen Augenblick!“, rief ich den Vorausgehenden nach. „Ich muss euch noch etwas sagen.“ Die anderen hatten unsere kleine Schule fast erreicht; blieben stehen und sahen mich erwartungsvoll an.
    „Mir müssen uns heute Abend auf der Veranda treffen“, sagte ich. „Und reden.“

    Magdalena und Amara, die ich bislang als Einzige in meine Pläne eingeweiht hatte, nickten stumm. Bisi, Ada, Abidem, Jumoke und Yetunde waren überrascht. „Was ist denn los?“, fragte Abidem.
    „Sobald die Kinder im Bett sind, erkläre ich es euch“,; meinte ich ausweichend.
    In diesem Augenblick kamen Rose, ihre mir namentlich unbekannte Verwandte und die vier Kinder durch; das Hoftor. Es musste also kurz vor zehn sein, denn der Unterrichtsbeginn stand unmittelbar bevor. „Holt eure Schulsachen!“, rief Magdalena. Josh, Dayo und Ijaba rannten zum Farmhaus. Ada, Bisi, Abidem, Jumoke und Yetunde machten sich auf den Weg zur Veranda, vor der Schaufel und Hacken lehnten. Funke ging zum Koch-; haus. Da ich für gewöhnlich um diese Uhrzeit bereits bei Lape gewesen war, hatte ich nie bemerken können, dass niemand Roses Nähe suchte. Es sah fast so aus, als ob, lediglich meine deutsche Schwester mit der streitbaren Frau aus Jeba in Kontakt kam. ; Ich wollte mit Amara zum Heilhaus. Plötzlich gellte Roses schrille Stimme über den ganzen Hof: „Miss Magdalena! Sie haben gesagt, die Hexe hält sich von unseren Kindern fern. Jetzt ist sie aber trotzdem da!“
    Unwillkürlich blieb ich stehen und drehte mich um. Schon an mein Versteckspiel gewohnt, wollte ich mich rechtfertigen.
    Doch Magdalena kam mir zuvor. „Meine Schwester ist keine Hexe“, antwortete sie ruhig. „Sie hat niemals, jemandem etwas getan.“ Dann wandte sie sich an Roses Schützlinge. „Kommt jetzt, Mädchen!“ Sie hoffte, ganz offensichtlich, die Wogen glätten zu können, indem sie einfach mit dem Unterricht begann.
    „Choga, ärgere dich nicht. Die Frau ist es nicht wert“,1
    sagte Amara und verschwand schon im Heilhaus. Ich gab ihr Recht und wollte folgen. Bis zum Eingang des Heilhauses gleich neben der Schultür waren es nur zwei Schritte. Mindestens drei Wochen hatte ich dort verbracht und war offensichtlich nicht bemerkt worden.
    Wie eine Rasende tauchte Rose neben mir auf und versperrte mir den Weg.
    „Du wagst es, dich direkt neben unseren Kindern aufzuhalten?“, schrie sie.
    „Sie sind dort und ich bin hier. Wir berühren und sehen uns nicht. Du hast keinen Grund, dich aufzuregen“, meinte ich. Roses wutverzerrtes Gesicht war dicht vor meinem. Ich hatte plötzlich Angst, dass sie mir etwas tun würde, und wich einen halben Schritt zurück. Dabei stolperte ich unglücklich über meinen eigenen Stock. Um das Gleichgewicht zu halten, riss ich ihn hoch.
    „Du willst mich schlagen, Hexe!“, brüllte Rose wie von Sinnen. Sie griff nach meinem Stock. Ich verlor die Balance und taumelte nach vorn, direkt auf die Rasende zu. „Komm mir nicht zu nah!“, schrie sie und stieß mich mit solch einer Wucht von sich, dass ich zu Boden stürzte.
    Unser Streit hatte inzwischen die Aufmerksamkeit aller auf sich gezogen.
    Amara, die am nächsten gewesen war, eilte aus dem Heilhaus und half mir, mich aufzurichten. Magdalena, die schon mit den vier Dorfmädchen in der Schule gewesen war, stürzte ebenfalls herbei, in ihrem Gefolge die Schülerinnen. Auch Ada, Bisi, Abidem, Jumoke und Yetunde rannten auf uns zu. Mit ihren Hacken und Schaufeln in der Hand mochten sie auf Rose bedrohlich wirken. Dann kamen auch noch Josh, Dayo und Ijaba aus dem Farmhaus, die Schulsachen unter dem Arm. Alle redeten aufgeregt durcheinander.
    „Sie wollte mich schlagen!“, wiederholte Rose und deutete auf mich.
    Da ich unglücklich auf die Hüfte gestürzt war, konnte ich mich kaum aufrecht

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