03 - Hinter dunklen Spiegeln
enttäuscht sind.
Außerdem muss ich zuerst interessiert sein, was nicht der Fall ist. Nebenbei bemerkt, meine Arbeit nimmt mich zeitlich sehr in Anspruch. Zufrieden?"
Matt trat auf Carrie zu und legte einen Arm um ihre Schulter. „Lass gut sein, Kirk. Sie hat genug durchgemacht."
„Es ist nicht meine Aufgabe, mit ihr Höflichkeiten auszutauschen." Kirk nahm den Stapel Briefe an sich. „Bis morgen also. Wann stehen Sie auf?"
„Um halb sechs." Sie konnte ein spöttisches Lächeln nicht unterdrücken. „Um Viertel vor sechs fahre ich ins Studio. Morgens, wohlgemerkt, Mr.
Doran. Schaffen Sie das?"
„Keine Sorge. Schreiben Sie nur den Scheck.
Tausendfünfhundert im Voraus. Übrigens, in Ihrem Interesse, nehmen Sie heute Nacht kein
Telefongespräch mehr entgegen." Er nickte und verließ das Zimmer.
Carrie wartete, bis draußen die Tür ins Schloss fiel. Dann ging sie zum Tisch hinüber und nahm sich noch eine Zigarette.
„Dein Freund ist ein Bastard, Matt."
„So war er immer", stimmte der zu. „Aber er ist der beste unter den Investigatoren."
3. KAPITEL
) bwohl Carrie fest geglaubt hatte, nicht schlafen zu können, w ^—J schlief sie sechs Stunden tief durch und wurde am nächsten Morgen durch Musik geweckt.
Das Bett war der erste Luxus gewesen, den sie sich gegönnt hatte, eigentlich sogar bevor sie ihn sich hatte leisten können. Es war riesig und alt, mit einem geschnitzten Kopfteil aus Kirschholz. Sie fühlte sich darin immer wie eine Prinzessin, die aus ihrem hundertjährigen Schlaf erwachte. Früher, als Kind und Heranwachsende, hatte Carrie in unzähligen Hotelbetten schlafen und sie oft genug mit ihren Schwestern teilen müssen.
Sie wünschte, ihre beiden Schwestern könnten jetzt bei ihr sein. Dann würde sie sich sicherer fühlen.
Beinahe hätte sie Maddy von den Briefen und Anrufen erzählt, als sie sie vor einigen Wochen in New York besucht hatte. Doch Maddy war so mit sich selbst beschäftigt gewesen. Mit Recht, erinnerte sich Carrie, als sie sich aufrichtete und streckte. Das Musical, in dem sie die Hauptrolle spielte, hatte kurz vor der Premiere gestanden, und sie hatte ihr Herz an den Mann verloren, der das Stück finanzierte. Die Show war ein Riesenerfolg geworden, und Maddy plante jetzt ihre Hochzeit.
Ihre beiden Schwestern hatten zum richtigen Zeitpunkt den richtigen Mann gefunden. Die eine Schwester bereitete ihre Hochzeit, die andere Schwester bereitete sich auf die Geburt ihres dritten Kindes vor. Dieses Glück durfte sie ihnen nicht mit ihren Problemen verderben. Außerdem war sie die älteste der Drillinge - wenn auch nur um wenige Minuten. Carrie fühlte sich deswegen verpflichtet, auch die stärkste zu sein.
Sicher, ihre Schwestern würden für sie da sein, wie auch Carrie für sie. Aber sie war die älteste.
Alle drei hatten sie es weit gebracht. Doch als Carrie sich von ihrem luxuriösen Bett aus in ihrem großen Schlafzimmer umsah, hatte sie trotzdem das merkwürdige Gefühl, dass sie noch sehr weit zu gehen hatte, bis sie da angelangt war, wo sie tatsächlich hingehörte.
Jetzt war keine Zeit zum Philosophieren. Sie drehte den Radiowecker lauter, stieg aus dem Bett und bereitete sich auf einen neuen Tag im Studio vor.
Kirk war es nicht gewohnt, vor der
Morgendämmerung aufzustehen. Normalerweise machte er die Nacht zum Tag und kam nicht vor Sonnenaufgang ins Bett. Nicht, dass er etwas gegen die Morgendämmerung in Los Angeles hatte, es war einfach eher nach seinem Geschmack, das Farbspiel der aufgehenden Sonne nach einer durchfeierten Nacht zu beobachten.
Unter einem pink- und malvenfarbenen Himmel fuhr er durch die Stadt und warf einem
vorbeilaufenden Jogger einen ironischen Blick zu.
Maßgeschneiderte Jogginganzüge waren nicht sein Stil. Wenn er sich in Form bringen wollte, dann ging er ins Fitnesscenter, aber in ein richtiges. Nicht in eines, in dem man raffinierte Trikots bewundern konnte, sondern wo der Schweiß floss. Mit einem Wort: eine Welt für Männer. Dort würde niemand Karottensaft trinken, und eine Frau wie Caroline O'Hara würde nicht ihre millionenteure Nase durch die Tür stecken.
Wann hatte eine Frau ihn sich zum letzten Mal eigentlich so unbehaglich fühlen lassen? Carries Blicke zielten darauf ab, einen Mann zappeln zu lassen. Und, verdammt, das wusste sie auch, und -
da war sich Kirk sicher - sie genoss es.
Er durfte das nicht zum Problem werden lassen.
Sie bezahlte ihn für einen Job. Seine einzige Sorge durfte sich nur auf ihre
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