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03 - Hinter dunklen Spiegeln

Titel: 03 - Hinter dunklen Spiegeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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bereit, ihre Meinung über Kirk zu ändern.

    Sie warf ihm einen Blick zu, dem Mann, der neben ihr die Beine ausgestreckt und hinter den Gläsern seiner Sonnenbrille die Augen geschlossen hatte. Er machte den Eindruck, als hätte er sich seit Samstag nicht mehr rasiert. Es war unfair, selbst das stand ihm.
    „Anstrengende Nacht?"
    Er öffnete ein Auge und schloss es sofort wieder, als wäre ihm selbst das zu anstrengend. „Poker."
    „Du hast Poker gespielt? Ich wusste gar nicht, dass du ausgegangen bist."
    „In der Küche." Dabei fragte er sich, wann er wohl noch eine Tasse Kaffee bekommen könnte.
    „In meiner Küche?" Leicht verärgert runzelte Carrie die Stirn. „Mit wem?"
    „Gardener."
    „Rafael? Er spricht kaum Englisch."
    „Ist auch nicht nötig, um zu wissen, dass ein Füll House eine Kleine Straße schlägt."
    „Ich verstehe." Ein Lächeln spielte um ihre Mundwinkel. „Du und Rafael, ihr habt also in der Küche Poker gespielt, euch ganz allmählich betrunken und dabei eine ganze Menge dummes Zeug erzählt."
    „Und Marsh."
    „Und Marsh?" Sie hielt mitten in der Bewegung inne. „Marsh hat Karten gespielt? Mein Marsh? Also wirklich, Kirk, er ist fast achtzig. Selbst dir hätte ich nicht zugetraut, dass du einen alten Mann ausnutzt."
    „Er hat mir dreiundachtzig Dollar abgenommen, der alte Fuchs."
    „Geschieht dir recht. In meiner Küche sitzen, Bier schlucken und Zigarren rauchen und mit Frauen prahlen - und dafür bezahle ich dich noch."
    „Du hast geschlafen."
    „Darum geht es doch wohl nicht. Du wirst dafür bezahlt, auf mich aufzupassen, nicht, um in der Küche Karten zu spielen."
    „Ich habe auf dich aufgepasst."
    „Tatsächlich?" Sie goss sich ein Glas Saft ein und trank einen Schluck. „Merkwürdig. Ich habe gestern nicht einmal deinen Schatten gesehen."
    „Ich war in deiner Nähe. Du bist gerne im Whirlpool?"
    „Wie bitte?"
    „Du warst fast eine Stunde drin." Er nahm ihr Glas und leerte es. Vielleicht ließ sich damit der schale Geschmack im Mund herunterspülen. „Merkwürdig, ich dachte immer, Frauen wie du hätten mindestens zwei Dutzend Badeanzüge. Ich vermute, du konntest keinen finden."
    „Du hast mich beobachtet."
    Er gab ihr das Glas wieder und lehnte sich zurück.
    „Dafür bezahlst du mich."
    Empörung stieg in ihr auf, und heftig stellte sie das Glas zurück in die Halterung. „Ich bezahle dich nicht dafür, ein Peeping Tom zu sein. Deinen lüsternen Anwandlungen kannst du in deiner Privatzeit nachgehen."
    „Meine Zeit ist deine Zeit, Engel. Und ich habe fast genauso viel von dir gesehen wie in deinem Film
    ,Thin Ice', für den ich vier fünfzig hingelegt habe.
    Außerdem, wenn es mir um Anwandlungen
    gegangen wäre, hätte ich dir in deinem Pool Gesellschaft geleistet."
    „Ich hätte dich ertränkt!", gab sie heftig zurück, doch er lächelte nur und schloss wieder die Augen.
    Sein Kopf dröhnte wie von einem Dampfhammer.
    Er hatte zwar schon häufig wenig Schlaf gehabt, doch das hatte normalerweise andere Gründe. Das Pokerspiel gestern hatte ihm dazu gedient, sich von dem Gedanken abzulenken, dass Caroline O'Hara oben lag, und von der Erinnerung, wie sie sich in dem sprudelnden Wasser des kleinen Pools genießerisch ausgestreckt hatte.
    Er hatte sie nicht beobachtet, wie sie glaubte und in welchem Glauben er sie auch ließ. Er hatte gesehen, wie sie in das Badehaus gegangen war. Und dann, als sie nicht zurückgekommen war, hatte er nach ihr sehen wollen. Sie hatte sich in der großen Wanne ausgestreckt, aus den Lautsprechern an der Decke klang Musik von Rachmaninoff. Ihr Haar hing offen ins sprudelnde Wasser. Und ihr Körper ... Er spürte jetzt noch die heftige Wirkung, die dieser Anblick auf ihn gehabt hatte.
    Er war ebenso unbemerkt gegangen, wie er gekommen war. Er hatte plötzlich Angst gespürt, eine deutliche Angst, wenn sie die Augen geöffnet und ihn angesehen hätte, dann wäre er ganz, ganz weich geworden.
    Die Gedanken an sie verfolgten ihn Tag und Nacht. Dem durfte er einfach nicht nachgeben.
    Nichts und niemand durfte Macht über ihn gewinnen. Doch allmählich verstand er, wie ein Mann von einer Frau besessen sein konnte, ohne dass diese Frau dafür groß etwas tun musste. Und er ahnte, wie ein Mann von seinen eigenen Fantasien überwältigt werden konnte.

    Das bereitete ihm Sorgen, nicht nur soweit es ihn selbst, sondern noch mehr, soweit es sie betraf.
    Wenn ein anderer Mann von ihr besessen war und dieser andere Mann bestimmte

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