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03_Im Brunnen der Manuskripte

03_Im Brunnen der Manuskripte

Titel: 03_Im Brunnen der Manuskripte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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umzog.
    »Sie sind ziemlich wichtig bei Jurisfiktion, nicht wahr?«
    »Eigentlich nicht«, sagte ich und versuchte, meinen Hosenbund zuzuknöpfen, der irgendwie strammer als sonst war.
    »Verdammt!«
    »Was ist?«
    »Meine Hosen sind mir zu eng.«
    »Eingelaufen?«
    »Nein...«, sagte ich und sah in den Spiegel. Es gab keinen
    Zweifel. Ich hatte ein kleines Bäuchlein. Ich drehte mich hierhin
    und dorthin, aber es änderte sich nichts an dieser Erkenntnis.
    Lola ahmte mich nach und versuchte herauszukriegen, was ich
    so beunruhigt anstarrte.
    Im Inneren eines Katalogs zu shoppen machte mehr Spaß, als
    ich gedacht hatte. Lola quietschte vor lauter Freude über all die
    angebotenen Kleider und versuchte etwa dreißig verschiedene
    Parfümsorten, ehe sie beschloss, doch keins zu kaufen, weil sie –
    wie fast alle BuchMenschen – gar keinen Geruchssinn besaß. Sie
    benahm sich wie ein Kind im Spielzeugladen – und ihre Energie
    war unerschöpflich. Auf einer der Unterwäsche-Seiten fragte sie
    mich plötzlich nach Randolph.
    »Was halten Sie von ihm?«
    »Oh, der ist in Ordnung«, sagte ich unverbindlich, setzte
    mich auf einen Stuhl und dachte an Babys, während Lola einen
    BH nach dem anderen anprobierte. Sie war von jedem unendlich begeistert, jedenfalls bis sie den nächsten anzog. »Warum
    fragst du?«
    »Na ja, ich mag ihn irgendwie.«
    »Mag er dich denn auch?«
    »Ich weiß nicht. Ich glaube, ja. Ich glaube, das ist der Grund,
    warum er mich ignoriert und Witze über mein Gewicht macht.
    Männer machen das, wenn sie interessiert sind. So etwas nennt
    man Subtext – ich erkläre Ihnen das mal bei anderer Gelegenheit, Thursday.«
    »Vielen Dank«, sagte ich. »Und wo ist das Problem?«
    »Er hat nicht so viel, na, sagen wir mal: Charisma.«
    »Es gibt viele Männer da draußen, Lola, du brauchst nichts
    zu überstürzen. Als ich siebzehn war, war ich in einen jungen
    Mann namens Darren verschossen, eine völlige Niete. Aber
    meine Mutter hatte was gegen diese Beziehung, und das machte
    ihn attraktiv.«
    »Aha! Und was halten Sie von diesem BH?«
    »Ich fand, der rosafarbene stand dir besser.«
    »Der rosane? Welcher? Ich hatte doch zwölf verschiedene
    an.«
    »Der sechste. Der nach dem zehnten schwarzen und dem
    neunzehnten weißen.«
    »Okay, ich seh' ihn mir noch mal an.« Sie wühlte in dem vor
    ihr liegenden Haufen herum, bis sie ihn gefunden hatte.
    »Thursday?«
    »Ja.«
    »Randolph nennt mich ein Flittchen, weil ich Jungs mag.
    Finden Sie das gerecht?«
    »Das ist eine der großen Ungerechtigkeiten des Lebens.
    Wenn er das Gleiche tun würde, wäre er ein großer Verführer.
    Aber sag mal, hast du denn schon irgendjemand getroffen, den
    du wirklich magst? Mit dem du wirklich gerne allein bist?«
    »Meinen Sie, einen Freund?«
    »Ja.«
    Sie hielt einen Augenblick inne und sah in den Spiegel. »Ich
    glaube, so bin ich nicht geschrieben, Thursday. Aber wissen Sie,
    manchmal – direkt danach, wenn ich ganz weich und warm in
    seinen Armen liege – habe ich das Gefühl, es gibt noch etwas
    anderes, was ich gern hätte.«
    »Liebe, meinst du?«
    »Nein – ein Mercedes.«
    Sie meinte es gar nicht als Witz. 13
    Es war mein Fußnotofon.

    13 »Thursday, sind Sie das?«
    »Warte mal, Lola – ja, hier ist Thursday.« 14
    Ich sah zu, wie Lola ein Korselett anprobierte.
    »Ja«, sagte ich, »warum fragst du?« 15
    »Sichergehen? Womit?« 16
    »Verstehe. Möchtest du mir noch irgendwelche anderen
    Dinge mitteilen?« 17
    Das ließ sich einrichten. Abgesehen von der JurisfiktionVersammlung hatte ich nicht viel zu tun, und die war erst
    morgen. »Kann ich machen. Wo soll ich hinkommen?« 18
    »In Ordnung.«
    Lola sah mich missmutig an. »Heißt das, wir können nicht
    mehr ins Fitness-Center gehen? Wir müssen aber ins FitnessCenter, sonst hab ich ein schlechtes Gewissen wegen dem
    ganzen Kuchen.«
    »Welchem Kuchen?«
    »Den ich auf dem Weg zum Fitness-Center essen wollte.«
    »Ich glaube, du machst schon genug Leibesübungen, Lola.
    Komm, wir haben noch eine halbe Stunde. Ich lade dich zum
    Kaffee ein.«

14 »Hier ist der Warrington-Kater. Können Sie Klavier spielen?«
    15 »Ach, gar kein besonderer Grund. Ich wollte nur ganz sichergehen.«
    16 »Na, mit dem Klavier.«
    17 »Ja, es gibt eine Anhörung in Ihrem Prozess. Sie wissen schon, wegen des
    Eiligriffs in ein literarisches Kunstwerk. Das Verfahren von Max De Winter
    musste mal wieder vertagt werden. Können Sie vielleicht heute Nachmittag
    um drei

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