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03_Im Brunnen der Manuskripte

03_Im Brunnen der Manuskripte

Titel: 03_Im Brunnen der Manuskripte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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etwas benommen. »Lola liegt wahrscheinlich unter ihrem neuesten Liebhaber, und Randolph
    beschwert sich vermutlich bei irgendjemand darüber. Wo
    meine Großmutter ist, weiß ich auch nicht. Mögen Sie einen
    Drink?«
    »Danke, Sie haben mir schon ein Glas eingeschenkt.«
    »Ah, ja. Was führt Sie her, Arnie?«
    »Ach, ich war nur zufällig in der Gegend. Wie geht's bei der
    Arbeit?«
    »Ziemlich beschissen. Miss Havisham ist tot, und irgendetwas scheint nicht zu stimmen – ich weiß bloß nicht, was. Verstehen Sie mich?«
    »Ich glaube. Ich habe schon gehört, dass Außenländer gelegentlich Phasen durchlaufen, in denen sich ihre Fantasie im
    Sturzflug befindet. Sie versuchen dann, Handlungsverläufe aus
    dem Nichts zu erschaffen, hab ich gehört. Ich glaube, das ist
    nicht so schlimm, Sie werden sich schon wieder fangen. Herzlichen Glückwunsch übrigens, ich habe in der Zeitung von Ihrer
    Ernennung gelesen.«
    Ich hob mein Glas, und wir tranken.
    »Was läuft eigentlich mit Ihnen und Mary?« fragte ich. »Das
    ist doch schon lange vorbei. Sie denkt, ich wär' eine Niete und –«
    »–jagt Sie zum Teufel. Das hab ich gehört. Und was ist mit
    Lola? Haben Sie mit ihr geschlafen?«
    »Nein!«
    »Sie müssen der einzige Mann in Caversham Heights sein,
    den sie noch nicht vernascht hat. Mögen Sie noch ein Glas?«
    »Okay.«
    Ich schenkte ihm ein.
    »Was ist denn mit Ihnen?« fragte er. »Haben Sie nicht einen
    Ehemann? Im Außenland, meine ich.«
    »Ich habe keinen Mann«, sagte ich. »Habe nie einen gehabt.«
    »Sie haben mir doch gesagt –«
    »Ach, damit habe ich Sie wahrscheinlich bloß abschrecken
    wollen. Sie wissen doch, wie Frauen sind. Ich hatte mal einen
    Freund aus der ChronoGarde, aber das ist lange her. Snood
    hieß er. Er litt an einer Zeitagger-, Zeitaggera,-aggrega-«
    »An einer was?«
    »Er wurde vorzeitig alt. Er ist tot.« Ich war plötzlich ziemlich
    verwirrt und starrte die halb leere Flasche und die Weingläser
    unsicher an.
    »Was ist los, Thursday? Alles in Ordnung?«
    »Ach, nichts. Weißt du, es ist nur so merkwürdig, wenn man
    sich plötzlich an etwas erinnert und man weiß nicht, warum. So
    eine Art Rückblende …«
    Er lächelte. »Ich habe nicht viele Erinnerungen, Thursday,
    ich bin ein Rohling. Ich hätte auch gern eine Vorgeschichte,
    aber ich war wohl nicht bedeutend genug.«
    »Ist das zwar? Ich meine, ist das wahr? Na ja, ich habe gerade
    an das Weiße Pferd von Uffington denken müssen, bei uns zu
    Hause. Warmes, weiches Gras, blauer Himmel und Sonne.
    Kannst du dir das erklären?«
    »Keine Ahnung. Meinst … du nicht, dass wir etwas langsamer trinken sollten?«
    »Nö, mir geht's ausgezeichnet. Fühl mich wie ein Fisch im
    Wasser. Wie ist das eigentlich so als Rohling?«
    »Ach, gar nicht so übel.« Er nahm einen kräftigen Schluck
    von dem Roten. »Man hat immer die Chance, eine neue, bessere
    Rolle zu kriegen, wenn man sich Mühe gibt und regelmäßig
    Kontakt mit der Agentur hält. Was mir fehlt, ist eine Familie.
    Und Kinder hätte ich auch gern.«
    »Meine Mutter ist ein Witz, und mein Vater existiert nicht.
    Er ist ein irrender Ritter auf Zeitreise – bitte nicht lachen.
    Außerdem hab ich zwei Brüder. Sie leben beide in Swindon.
    Der eine ist Pfarrer, und der andere …«
    »Was ist der andere?«
    Ich war schon wieder verwirrt. Es musste der Wein sein. Ich
    betrachtete meine Hand, aber sie zitterte nicht. »Weiß nicht,
    was er macht. Ich habe seit Jahren nicht mehr mit ihm geredet.«
    Ich hatte schon wieder ein Flashback. Diesmal war ich auf der
    Krim.
    »Die Flasche ist leer«, sagte ich, nachdem ich vergeblich versucht hatte, mir ein neues Glas einzugießen.
    »Du musst erst den Korken rausziehen. Darf ich?«
    Arnold fummelte mit dem Korkenzieher herum. Er brauchte
    ziemlich lange, bis er die Flasche aufhatte. Ich glaube, er war
    betrunken. Manche Leute wissen einfach nicht, wann sie aufhören müssen.
    »Wie findest du es denn hier im Brunnen?« fragte er.
    »Ganz okay. Das Leben hier ist nicht so schlecht für einen
    Außenländer. Keine Rechnungen, immer Sonne – und vor
    allem keine Goliath Corporation, kein SpecOps, und meine
    Mutter kocht auch nicht.«
    »Wieso? SpecOps kann kochen?«
    Ich fing wie blöd an zu kichern, und Arnold kicherte auch. In
    wenigen Sekunden lagen wir vor Lachen fast unter dem Tisch.
    Ich hatte seit Ewigkeiten nicht mehr so gelacht.
    Dann hörte es plötzlich auf.
    »Worüber haben wir jetzt so gelacht?« fragte Arnold.
    »Weiß

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