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03_Im Brunnen der Manuskripte

03_Im Brunnen der Manuskripte

Titel: 03_Im Brunnen der Manuskripte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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ich hätte dringend jemand
    gebraucht, der mir half, das zu überstehen.«
    »Ich werde ihn nicht vergessen, Omi.«
    »Ja«, sagte sie mit einem eigenartigen Unterton. »Und ich
    sorge dafür, dass wir ganz sicher sein können.«
    »Aha«, sagte ich. »Und wie bist du hergekommen?«
    »Ach, weißt du, ich habe früher auch gelegentlich für Jurisfiktion gearbeitet. Es war einer der vielen Jobs, die ich in meinem Leben gehabt habe – und es war noch nicht mal der merkwürdigste.«
    »Und was war der merkwürdigste?« fragte ich, obwohl ich
    genau wusste, dass ich das nicht hätte tun sollen.
    »Na ja, ich war mal vierundzwanzig Stunden lang Gottkaiser
    des Universums«, sagte sie so beiläufig, als handle es sich um
    einen Kinobesuch. »Das war verdammt merkwürdig: einen
    ganzen Tag in der Haut eines Mannes.«
    »Ja, das kann ich mir vorstellen.«

    ibb deckte den Tisch, und zehn Minuten später setzten wir uns
    zum Essen. Während Granny ihr Omelett mümmelte, versuchte
    ich ein gepflegtes Gespräch mit den beiden Rohlingen. Leider
    waren die beiden aber nicht in der Lage, meinen geselligen
    Äußerungen irgendetwas anderes zu entnehmen als die vordergründigsten Fakten. Ich versuchte, ihnen einen Witz zu erzählen, den ich mal von Bowden, meinem Partner bei SpecOps,
    gehört hatte, aber als ich zur Pointe kam, starrten sie mich bloß
    misstrauisch an.
    »Warum hatte der Dudelsack einen Schlafanzug an?« fragte
    ibb.
    »Das war gar kein Schlafanzug«, sagte ich. »Der Tintenfisch
    dachte bloß, dass es ein Schlafanzug wäre.«
    »Ich verstehe«, sagte obb unsicher. »Können Sie es noch
    einmal erzählen?«
    »Jetzt reicht's«, sagte ich. »Ich werde schon noch dafür sorgen, dass eure Persönlichkeit sich entwickelt, und wenn's mich
    den letzten Nerv kostet.«
    »Wieso Nerv kostet?« fragte ibb ernsthaft.
    Ich dachte intensiv nach. Es musste doch einen Ansatzpunkt
    geben. Schließlich schnippte ich mit dem Finger.
    »Sarkasmus«, sagte ich. »Damit fangen wir an!«
    Sie sahen mich erwartungsvoll an.
    »Tja«, sagte ich. »Sarkasmus ist eng verwandt mit Ironie. Dabei sagt man das Gegenteil von dem, was man meint. Oder
    besser: Man meint das Gegenteil von dem, was man sagt. Also
    zum Beispiel: Wenn ihr mich darüber belügt, wer die ganzen
    Anchovis gegessen hat, die noch im Schrank waren, dann sagt
    ihr: Wir waren es nicht. Ich weiß aber genau, dass ihr's wart,
    und deshalb sagte ich: Natürlich seid ihr's nicht gewesen! Das ist
    dann ironisch oder sarkastisch.«
    »Was ist ein Anchovi?« fragte ibb.
    »Ein sehr kleiner gesalzener Fisch.«
    »Verstehe«, sagte ibb. »Geht das auch mit anderen Sachen
    oder geht Ironie bloß mit Fisch?«
    »Plock«, sagte Pickwick im Schlaf und kippte sanft auf die
    Seite. »Plocketty-plock.«
    »Ich glaube, Sarkasmus lässt sich am besten beim Humor
    erklären«, sagte Granny, die meine Bemühungen mit Interesse
    verfolgt hatte. »Ihr wisst ja, dass Pickwick nicht allzu intelligent
    ist, nicht wahr?« Pickwick lag mittlerweile auf dem Kopf,
    streckte die Krallen in die Luft und bewegte sich unruhig im
    Schlaf, als ihr Name erwähnt wurde.
    »Ja, das wissen wir«, sagten ibb und obb, die ja sehr gute Beobachter waren.
    »Wenn ich nun sagen würde, es sei leichter, Hefebakterien zu
    trainieren als Pickwick, dann benutze ich den Sarkasmus, um
    einen kleinen Scherz zu machen.«
    »Aber Hefe hat doch keine Intelligenz«, sagte ibb.
    »Genau«, sagte Granny. »Der Sarkasmus liegt darin, dass ich
    so tue, als hätte Pickwick weniger Verstand als Hefebakterien.
    So, und jetzt versucht ihr's mal!«
    Die beiden Rohlinge dachten lange nach.
    »Ja«, sagte ibb schließlich. »Wie wäre es mit … Pickwick ist
    so schlau, dass sie auf dem Fernseher sitzt und das Sofa anstarrt?«
    »Nicht schlecht, für den Anfang«, sagte Granny.
    obb wollte auch nicht zurückstehen. »Wenn ihr etwas durch
    den Kopf geht, dann ist das die kürzeste Reise der Welt.«
    »Pickwick hat einen Bruder in Oxford. Leider wird er in einem Glas aufbewahrt«, sagte ibb.
    »Das reicht«, sagte ich. »Ich weiß, dass Pickwick keine Intelligenzbestie ist, aber sie ist eine sehr zuverlässige Freundin.«
    Ich warf ihr einen liebevollen Blick zu, woraufhin sie vom
    Sofa rutschte und mit einem dumpfen Schlag auf den Fußboden
    fiel. Sie wachte auf und begann heftig zu plocken. Sie beschwerte
    sich erst beim Sofa, dann beim Kaffeetisch und schließlich beim
    Teppich. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie zurück auf ihr Ei
    stieg

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