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03_Im Brunnen der Manuskripte

03_Im Brunnen der Manuskripte

Titel: 03_Im Brunnen der Manuskripte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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Geschwindigkeit, kurbelte heftig am
    Lenkrad und bog in den staubigen Feldweg ein, der in die Berge
    hinaufführte. Die Federung des Dingo ist extrem hart, und wir
    wurden ziemlich durchgeschüttelt, als wir an den verlassenen
    Bauernhäusern vorbeifuhren, die in längst vergangenen
    Schlachten zerstört worden waren. Überall auf den unkrautüberwachsenen Feldern rosteten ausgebrannte Panzer und
    Lastwagen, verbogene Kanonen und anderes Kriegsgerät vor
    sich hin und erinnerten daran, wie lange dieser schier endlose
    Krieg nun schon andauerte. Es hieß, dass irgendwo im Niemandsland noch Kanonen aus dem neunzehnten Jahrhundert
    herumlagen.
    Wir kamen zu einem Kontrollpunkt, und Landen zeigte seinen Marschbefehl vor. Als wir weiterfuhren, sprang ein junger
    Soldat zu uns auf den Wagen.
    »Nur eine Vorsichtsmaßnahme«, sagte er. Aber ich bemerkte, dass er mehrere Reservemagazine für seine MP dabeihatte –
    immer ein Zeichen dafür, dass jemand Ärger erwartet. Im
    Stiefel trug er ein Messer. Er hatte noch fünfzehn Wörter und
    einundzwanzig Minuten zu leben, dann würde er in einem
    kleinen Kiefernwäldchen sterben, das zu anderen Zeiten vielleicht ein guter Platz für ein Picknick gewesen wäre. Die Kugel
    würde unter seinem linken Schulterblatt eindringen, vom
    Rückgrat leicht abgelenkt werden, sein Herz zerreißen, drei Zoll
    unter seinem Arm wieder austreten, und schließlich die Tankanzeige des Dingo zerschmettern. Achtzehn Monate später
    würde ich seinen Eltern erzählen, wie ihr Sohn gestorben war.
    Seine Mutter würde weinen, und sein Vater würde sich mit
    trockener Kehle bei mir bedanken. Aber das wusste der Soldat
    nicht. Das hier waren meine Erinnerungen, nicht seine.
    »Russisches Beobachtungsflugzeug!« zischte der todgeweihte
    Soldat.
    Landen befahl mir, in das Wäldchen zurückzukehren. Der
    Soldat hatte noch dreizehn Wörter übrig. Er würde der Erste
    sein, den ich in diesem Krieg sterben sah, aber längst nicht der
    Letzte. Als Zivilist hat man mit solchen unangenehmen Dingen
    selten zu tun, aber bei den Streitkräften kommt so etwas häufiger vor – und man gewöhnt sich nie daran.
    Ich stoppte, legte den Rückwärtsgang ein und fuhr, so schnell
    ich konnte, zu dem kleinen Wäldchen zurück, das wir gerade
    passiert hatten. Wir hielten im Schutz der Kiefern und beobachteten das kleine, einmotorige Flugzeug aus dem gesprenkelten
    Schatten der Bäume. Was wir zu dieser Zeit noch nicht wussten:
    Das Flugzeug war Bestandteil einer größeren russischen Einheit, die auf unsere Stellungen vorrückte. Unmittelbar vor uns
    befand sich ein russischer Spähtrupp, und dahinter kamen
    zwanzig Kampfpanzer mit starker Infanterieunterstützung. Der
    Beobachtungsposten, den wir hatten aufsuchen wollen, war
    bereits überrannt worden.
    Der Angriff sollte natürlich scheitern, aber nur dank des
    Luftschlags, den Landen über den Kurzwellensender anfordern
    würde, der sich im Turm des Dingo befand. Ich würde so
    schnell wie möglich zurückfahren, und Landen würde den alles
    entscheidenden Funkspruch absetzen. So war es immer gewesen. Wir waren von der Hitze und der Angst des Gefechts
    zusammengeschweißt worden. Aber in diesem Augenblick, als
    wir uns im Schutz der Bäume in unseren Spähpanzer duckten
    und dem leisen Brummen des Motors lauschten, wussten wir
    davon noch nichts. Unsere einzige Sorge war, dass wir wegen
    des über uns kreisenden Flugzeugs nicht zur angegebenen Zeit
    bei unserem Beobachtungsposten eintreffen würden.
    »Was macht er?« flüsterte Landen und hob die Hand an die
    Augen, um sich vor der Sonne zu schützen.
    »Sieht wie eine Yak-12 aus«, sagte der junge Soldat. Jetzt hatte er noch acht Wörter und fünfzig Sekunden.
    Bisher hatte ich genau wie die anderen zum Himmel gestarrt,
    aber als ich jetzt wieder nach vorn schaute, sah ich zu meiner
    Überraschung einen Russen, der etwa hundert Meter vor mir
    über den Weg sprang und in einem Graben Deckung suchte.
    »Russki!« keuchte ich voller Entsetzen. »Zwölf Uhr, hundert
    Meter!«
    Ich griff nach oben, um die Luke zu schließen, aber Landen
    hielt mein Handgelenk fest.
    »Noch nicht«, sagte er. »Legen Sie den Gang ein.«
    Ich tat wie befohlen, während der Soldat und Landen sich
    umsahen.
    »Was sehen Sie?« zischte Landen.
    »Fünf oder sechs«, flüsterte der Soldat. »Kommen direkt auf
    uns zu.«
    »Hier auch«, murmelte Landen. »Fahren Sie, Corporal!«
    Ich gab Gas und ließ die Kupplung kommen, der Motor
    heulte auf,

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