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03_Im Brunnen der Manuskripte

03_Im Brunnen der Manuskripte

Titel: 03_Im Brunnen der Manuskripte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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Tag Mrs.
    Beeton's Kochbuch studiert hatten. ibb versuchte sich an einem
    Steak Diane mit Pommes frites. Das hatte Landen mir oft
    gemacht, und ich fühlte mich plötzlich sehr einsam und
    schrecklich weit weg von zu Hause, obb war gerade dabei, den
    Zuckerguss auf eine vierstöckige Hochzeitstorte zu spritzen.
    »Hallo, ibb«, sagte ich. »Wie geht's immer so?«
    »Wie geht was?« fragte der Rohling, der wie üblich alles
    wörtlich nahm. »Außerdem bin ich obb.«
    »Tut mir leid, obb.«
    Ich setzte mich an den Tisch und öffnete das Päckchen, das
    mit der Post gekommen war. Es stammte von Miss Havisham
    und enthielt die Unterlagen für die Große JurisfiktionDienstprüfung. Bei meinen Bemühungen um die ReAktualisierung meines Ehemanns Landen war ich ja mehr
    durch Zufall bei Jurisfiktion gelandet. Genauer gesagt: Ich hatte
    mich in die Organisation eingeschlichen, um aus Gründen, die
    hier nicht weiter dargelegt werden können, ein Gedicht von
    Edgar Allen Poe zu besuchen. Aber seit ich sie kannte, hatte
    Jurisfiktion mich nicht mehr losgelassen. Ich fühlte mich der
    Bewahrung des geschriebenen Wortes genauso verpflichtet wie
    alle anderen Mitglieder. Die Aufgaben waren meiner Tätigkeit
    bei SpecOps ja durchaus vergleichbar. Dennoch fehlten mir
    wesentliche Voraussetzungen für eine Vollmitgliedschaft bei
    Jurisfiktion, und ich fragte mich, ob Miss Havisham in diesem
    Falle nicht doch etwas voreilig war.
    Die fünfhundert Prüfungsfragen waren größtenteils Multiple
    Choice, und ihre Beantwortung überwachte sich selbst. Es war
    äußerst praktisch: Sobald man das Buch aufschlug, das die
    fünfhundert Fragen enthielt, tickte oben auf der linken Seite die
    Uhr. Die meisten Fragen waren im weitesten Sinne literarischer
    Natur, und ich konnte der Versuchung nicht widerstehen,
    gleich anzufangen.
    Nach zehn Minuten war ich bereits bei der sechsundvierzigsten Frage: Welcher der folgenden Dichter benutzte in seinem
    gesamten Werk nie das verbotene Wort majestätisch?
    In diesem Augenblick klopfte es, verbunden mit einem Donnerschlag, an die Tür.
    Ich schloss das Prüfungsbuch und machte die Tür auf. Auf
    dem Landungssteg standen drei knochige alte Weiber in
    schmutzigen Lumpen. Kaum hatte sich die Tür geöffnet, begannen sie eine gut einstudierte Show abzuziehen.
    »Wann komm' wir drei zum selben Platz?« fragte die erste
    Hexe. »Bei Hašek, Wodehouse, Ringelnatz?«
    »Wenn der Wirrwarr stille schweigt«, erklärte die zweite.
    »Und das Ende sich uns zeigt.«
    Es entstand eine Pause. Die zweite gab der dritten Hexe einen
    ermunternden Schubs. »Das ist, eh' der Tag sich neigt«, sagte
    die.
    »Wo der Ort?«
    »In diesem Text!«
    »Da treffen wir die Thursday Next!«
    Sie hielten inne, und ich starrte sie unsicher an.
    »Vielen Dank«, sagte ich schließlich und wollte die Tür
    schließen, aber die erste Hexe schnaubte unwillig und stellte
    ihren Fuß dazwischen.
    »Brauchen Sie Prophezeiungen, Vorausdeutungen oder
    Warnungen?« fragte sie, während die anderen schauerlich
    lachten.
    »Ich glaube nicht«, sagte ich und schob ihren Fuß weg. »Vielleicht ein andermal.«
    »Heil dir, Miss Next! Heil dir, Bürgerin von Swindon!«
    »Tut mir sehr leid, aber ich habe zu tun – und Kleingeld habe
    ich auch keins.«
    »Heil dir, Miss Next, Agentin der Jurisfiktion!«
    »Lasst mich in Ruhe!« sagte ich ärgerlich.
    »Heil dir, Miss Next, Protokollführerin sollst du werden!«
    »Na, klar. Jetzt haut endlich ab, ihr albernen Hexen. Ihr
    könnt jemand anderen nerven.«
    »Gebt uns einen Shilling, wenn's recht ist. Dann erzählen wir
    dir mehr – oder weniger. Ganz wie's beliebt.«
    Unbeeindruckt von ihrem Grummeln, schloss ich die Tür
    und kehrte zu meinen Prüfungsfragen zurück. Ich hatte gerade
    erst Frage neunundvierzig beantwortet: Welches der folgenden
    Wörter ist kein Gerundium?, als es schon wieder an die Tür
    klopfte.
    »Verdammt!« sagte ich und stieß mir beim Aufstehen den
    Knöchel am Tisch. Es waren wieder die Hexen.
    »Ich dachte, ich hätte euch gesagt –«
    »Na, dann wenigstens Sixpence«, sagte die Oberhexe und
    streckte ihre knochige Hand aus.
    »Nein«, rief ich energisch und rieb mir den Knöchel. »Ich
    kaufe grundsätzlich nichts an der Tür.«
    Da legten sie gleich zu dritt los: »Dreimal dein und dreimal
    mein, und dreimal noch, so macht es –«
    Wieder schlug ich die Tür zu. Es gab Wichtigeres, und abergläubisch war ich sowieso nicht. Ich hatte mich gerade wieder
    hingesetzt, nippte

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