03 - komplett
wirklich hier bist“, sagte er vertraulich. „Dann aber sah ich deine Kutsche vor dem Gasthof stehen, das Wappen ist unverkennbar.
Also, dachte ich mir, schaue ich mal rein und frage den alten Patchett, ob du womöglich bei ihm logierst. Mich hätte man mit einer Feder umwerfen können, als er dies bestätigte. Ich hätte nie gedacht, dass das Rose and Crown dir stilvoll genug ist.“
Adam schnitt sich eine Scheibe von dem saftigen Braten ab und legte sie auf seinen Teller. „Wie du siehst, ist es das.“
Guy lachte noch immer. „Und was führt dich in diese abgelegene Gegend? Die Saison in London hat doch gerade erst begonnen, dagegen hat das Landleben zu dieser Jahreszeit nicht viel zu bieten. Es sei denn, man ist ein Naturfreund und erfreut sich an bunten Frühlingsblumen.“ Guys Blick wanderte sehnsuchtsvoll zu dem herrlich duftenden Braten und den verschiedenen Beilagen auf dem Tisch.
Adam bemerkte es und schob ihm einen Teller hin.
„Das ist sehr nett von dir, Rockingham“, sagte Guy und schnitt sich eine Scheibe Brot ab, der bald darauf ein Stück Roastbeef folgte. „Also, warum bist du hier?“, fragte er dann.
„Und du? Bist du bei deinen Eltern zu Besuch?“, versuchte Adam seinen neugierigen Besucher mit einer Gegenfrage abzulenken. Er nahm die Karaffe und schenkte sich nach.
„Nun, wenn ich die Wahl hätte, wäre ich gewiss nicht hier“, antwortete Guy und griff ebenfalls nach der Karaffe, nachdem sein Gastgeber sie abgestellt hatte. „Meine Schwester hat sich endlich einen Gatten geangelt, also wurden wir alle in den Schoß der Familie berufen, um Hochzeitspläne zu schmieden. Pomeroy ist der Unglückliche. Ich habe ihn gewarnt und ihm gesagt, er solle besser nicht auf diesen alten Ackergaul setzen. Aber er wollte ja nicht hören. Allerdings sind seine Taschen ziemlich leer, und meine Mutter hat ihn davon überzeugt, dass es nur eine Möglichkeit gäbe, sie zu füllen.“
Adam schenkte seinem Freund ein sarkastisches Lächeln. „Und deine Schwester heißt diese Strategie gut?“
Guy zuckte die Schultern. „Das lässt sich schwer sagen. Sie schien mir guter Dinge, als ich sie heute Morgen sah. Aber Janet ist ja immer froh, wenn sich im ganzen Haus Schneiderinnen mit französischem Akzent tummeln, die Kleider und Nadeln bei sich tragen. Deswegen bin ich auch geflüchtet. Überall nichts als Spitze und Stoff ...“ Er schauderte und stärkte sich mit einem Schluck Wein. Dann meinte er verdrießlich:
„Jetzt sind nicht mehr viele von uns übrig.“ Missbilligend schüttelte er den Kopf. „Ich hätte wirklich gedacht, dass Pomeroy größeres Durchhaltevermögen besitzt.“
Fragend hob Adam eine Augenbraue.
„Meiner Meinung nach hat er sich zu schnell auf diese Hochzeit eingelassen“, erklärte Guy. „Wie all die anderen auch. Ich konnte es nicht glauben, als Trelawney mich im Stich gelassen hat. Erst behauptet er, er würde niemals heiraten, die Ehe sei nichts für ihn. Sie ist auch nichts für mich, habe ich ihm geantwortet. Und was macht er kurz darauf? Geht hin und heiratet.“
Die Bemerkung brachte Adam zum Schmunzeln.
„Damit hat er mich in eine verflixt unangenehme Lage gebracht“, fuhr Guy fort, „weil ich zu diesem Zeitpunkt als Gast in seinem Haus am Grosvenor Square logierte. Ich musste Hals über Kopf ausziehen. Ein recht eigenartiges Benehmen hat er da an den Tag gelegt ... Seit mehreren Jahren trägt er nun die Fesseln der Ehe.“ Wieder schüttelte er den Kopf, dabei nachdenklich einen Bissen Fleisch kauend.
„Wie ich höre, ist er mit Elizabeth außerordentlich glücklich“, sagte Adam und schob seinen Teller fort.
Als er sah, dass sein Gastgeber genug hatte, zog Guy sich die Reste der Mahlzeit heran und machte sich daran, sie zu vertilgen, ehe die Dienstboten sie abräumen konnten. Mit vollem Mund sagte er: „Also, was führt dich in unser kleines Dorf, Rockingham? Hier gibt es doch kaum etwas, das dich verlocken könnte. Hier gibt es nicht einmal viel, das mich verlocken könnte. Tatsächlich reise ich morgen ab, gleich, was die Damen sagen.“
Adam gab keine Antwort darauf, sondern streckte die Arme über den Kopf.
„Bist du zu Besuch hier?“, bohrte Guy weiter.
Adam nickte knapp.
„Ganz schön unhöflich, dass deine Bekannten dich nicht in ihrem Haus aufgenommen haben, nicht wahr?“, bemerkte Guy. „Ein Marquess sollte nicht im Rose and Crown logieren müssen.“
Adam ließ die Arme sinken und zog Guy den Teller fort, um seine volle
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