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03 - komplett

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Titel: 03 - komplett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 2 Romane
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dem Trottoir stehen, um seiner quälenden Enttäuschung Einhalt zu gebieten. Es war ihm unverständlich, wieso er zuließ, dass seine zufällige Entdeckung von Sylvie Merediths Eheschließung solch unangemessen großen Raum in seinem Leben einnahm. Allerdings schien es ihm nicht möglich, seine Neugier zu bezwingen und wie gewohnt seinen Geschäften nachzugehen. Wie er sich selbst eingestehen musste, verfolgte er diese Angelegenheit mit einer Hartnäckigkeit, die jeder noch so abgebrühten Klatschbase der Stadt die Schamesröte ins Gesicht treiben würde. Ärgerlich über sich selbst stieg er in seine Karriole. Sein Verhalten grenzte an Lächerlichkeit.
    Einen Moment blickte er auf das glänzende Fell seiner geduldigen Pferde, ehe er nach den Zügeln griff und sie antraben ließ. Unaufhörlich kreisten die Gedanken in seinem Kopf. Er sollte Mrs. John Vance einfach vergessen ... oder seiner Besessenheit nachgeben und nach Hertfordshire reisen. Einen guten Grund, um William und June Pemberton schnellstmöglich aufzusuchen, hatte er.
    In einem Brief, den er kürzlich von den beiden erhalten hatte, baten sie ihn, Pate ihres Erstgeborenen zu werden. Hätte Theresa ihn mit ihren Eskapaden nicht abgelenkt und Unruhe in die Familie gebracht, hätte er diesen wichtigen Brief bereits vor Tagen beantwortet. Es war also höchste Zeit, dass der Marquess of Rockingham den stolzen Eltern von Jacob Pemberton persönlich mitteilte, welch große Ehre es ihm wäre, der Pate des Jungen zu werden.
    In sich hineinlachend ließ er die Pferde galoppieren, sobald die Straße frei war. Er hatte sogar noch einen weiteren guten Grund, nach Hertfordshire zu reisen. Sein Pate, Sir Anthony Robinson, lebte dort, wenn er sich recht erinnerte. Er hatte den guten alten Knaben schon seit längerer Zeit nicht mehr gesehen, denn gebrechlich, wie er war, hatte Sir Anthony nicht an der Beerdigung seines alten Freundes, dem vormaligen Marquess of Rockingham, teilnehmen können. Ja, es war höchste Zeit, dass der neue Marquess of Rockingham dem Freund seines Vaters seine Aufwartung machte. Sollte er bei seinem Besuch in Windrush zufällig auf Mrs. John Vance treffen, könnte er ihr erneut seinen Dank ausdrücken. Ihr rechtzeitiger Alarm über den Diebstahl seiner Pferde im Gasthof hatte dazu beigetragen, dass er beide Tiere zurückerhielt.
    Adam verzog spöttisch den Mund, als ihm bewusst wurde, dass er sich Gründe zurechtlegte, warum ein Aufenthalt auf dem Land keineswegs ein Vergnügen, sondern sogar eine dringende Notwendigkeit war. Er zweifelte indes, ob sein Entschluss zu dieser Reise eine weise Entscheidung war. Bisher hatte er nie einen Gedanken an Sylvie Meredith verschwendet. Umso seltsamer erschien es ihm, dass ihm dieses engelsgleiche Geschöpf, nun, da es verheiratet war, nicht mehr aus dem Kopf ging.

5. KAPITEL
    „Du wirst nie erraten, wer zu Besuch kommt!“ Junes bernsteinfarbene Augen funkelten vor Aufregung.
    Sylvie legte das pinkfarbene Taftkleid, das sie eben noch gleichgültig betrachtet hatte, auf das Bett, wo es einem kleinen Berg weiterer Abendroben Gesellschaft leistete. Ein passendes Gewand für die Soiree der Robinsons auszuwählen, war keine leichte Aufgabe, und sie schob sie gerne auf, um die Neuigkeiten ihrer Schwester zu erfahren.
    „William hat soeben einen Brief von Lord Rockingham erhalten.“ June wedelte mit dem Blatt vor Sylvies Nase, ehe sie Jacob in die Mitte des Bettes legte. „Er hat im Ort Unterkunft genommen und fragt an, ob es uns recht wäre, wenn er morgen Nachmittag käme, um sein zukünftiges Patenkind kennenzulernen.“
    Skeptisch schaute Sylvie zu ihrem kleinen Neffen, der fröhlich auf der Bettdecke strampelte, eine Rassel in der Hand. Eine Welle der Zuneigung überkam sie, und daher fragte sie recht unverblümt: „Seid ihr sicher, dass Lord Rockingham für diese verantwortungsvolle Aufgabe geeignet ist?“
    June nahm Sylvies Hände in die ihren und zog sie zu sich aufs Bett. „Aber ja. William und Adam sind seit Ewigkeiten die besten Freunde. Wir haben ihn nicht ausgewählt, nur weil er nach dem Tod seines Vaters den Titel Marquess of Rockingham erhalten hat und über Vermögen und Einfluss verfügt.“

    Sie lobte den zukünftigen Paten ihres Sohnes weiter in den höchsten Tönen, doch Sylvie hörte nur noch mit halbem Ohr zu. Denn nun erst war ihr die Nachricht in all ihrer Schrecklichkeit bewusst geworden. Sie schluckte hörbar: Adam Townsend, Marquess of Rockingham, kam am nächsten Tag zu Besuch!

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