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03 - komplett

03 - komplett

Titel: 03 - komplett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 2 Romane
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amüsieren schien, aber sie hielt es für ein gutes Zeichen, zeigte es doch, dass Sylvies Sinn für Humor von ihrer skandalösen Eskapade nicht beeinträchtigt worden war und sie Seiner Lordschaft nicht gleichgültig gegenüberstand.
    Sie wandte ihre Aufmerksamkeit ihrer jüngsten Tochter zu. Sylvie zeigte sich unermüdlich hilfreich, half beim Ausschenken des Tees und unterhielt den kleinen Jacob mit seinem Spielzeug. Sie benahm sich ganz vorbildlich. Mrs. Meredith war sich sicher, dass es nur eine Person im Zimmer gab, die ihre Tochter mit ihrem Verhalten zu beeindrucken suchte.
    „Ich werde nach Molly klingeln. Ich denke, es ist Zeit für Jacobs Mittagsschläfchen“, sagte June und warf einen mütterlichen Blick auf ihren Sohn, der das Gesicht verzog, als wolle er jeden Augenblick anfangen zu weinen.
    „Ich bringe ihn nach oben“, erbot sich Sylvie und nahm das Baby in ihre Arme. Schon seit einiger Zeit hatte sie nach einer Möglichkeit gesucht, der erstickenden Atmosphäre im Salon zu entkommen. Sie war sich sicher, dass ihr illustrer Gast sich der Spannungen zwischen ihnen ebenso bewusst war wie sie. Die leichte Belustigung in seinen Zügen rührte vermutlich von der Annahme her, dass sie es kaum erwarten konnte, ihren Streit fortzuführen. Und auch die nicht gerade subtilen Schmeicheleien ihrer Mutter waren ihm sicher nicht entgangen.
    In der letzten Stunde hatte ihre Mutter sie immer wieder mit wohlwollendem Lächeln bedacht, weil sie sich Seiner Lordschaft gegenüber ausgesprochen höflich zeigte. Nur er wusste, wie sehr sie sich danach sehnte, ihm den Tee über den Schoß zu kippen, statt ihm die Tasse freundlich zu reichen.
    Aber eines musste sie ihm zugestehen. Er hatte sein Wort gehalten und keine Andeutung über ihre kürzliche Begegnung fallen lassen. Er glaubte zwar, sie sei Mrs.
    John Vance, aber bisher hatte er sie nicht mit diesem Namen angeredet.
    „Ist es mir erlaubt, das Zimmer meines Patenkindes hier in Windrush zu sehen?“ Die Frage war höchst ungewöhnlich für einen Gentleman von seinem Stand. Aber Sylvie wusste, warum er sie aussprach. Er war ihrer stummen Bitte nachgekommen, unter vier Augen mit ihr zu sprechen.
    William indes konnte seine Überraschung kaum verbergen. „Ich werde es dir gern zeigen, wenn du möchtest ...“
    „Das wird Sylvie tun“, warf Mrs. Meredith rasch ein und bedachte ihren Schwiegersohn mit strahlendem Lächeln. „Du musst dir keine Umstände machen, William. Sylvie hat ohnehin angeboten, Jacob zu Bett zu bringen.“
    Im Raum breitete sich Stille aus, als Adam die Tür für Sylvie aufhielt, die ihren quengelnden Neffen in den Armen wiegte. Beim Verlassen des Zimmers hörten sie Mrs. Meredith eine fröhliche Bemerkung über das frühlingshaft schöne Wetter machen. Schweigsam stiegen sie die Stufen in den ersten Stock hinauf und gingen den Korridor entlang. Schließlich meinte Sylvie leise: „Warten Sie hier. Ich glaube kaum, dass Jacobs Zimmer ein geeigneter Ort für einen Streit ist.“
    „Wir werden also streiten?“
    „Oh, ja.“
    Adam musterte die rebellische Miene, die sich ihm bot. „Wollen Sie mich dafür bestrafen, dass ich Ihnen gestern nicht das letzte Wort überließ, Mrs. Vance?“
    Sylvie neigte den Kopf und verengte die Augen. Sie würde ihm nicht den Gefallen tun und sagen, dass er recht hatte, auch wenn es so war. Die Stimme der Vernunft riet ihr indes, ihren Groll zu zügeln und ihre Beichte zu vollenden. Sie musste ihm den Glauben nehmen, dass sie durchgebrannt war und geheiratet hatte, denn dieses Missverständnis konnte bei einer unbedachten Äußerung zu ernsthaften Problemen für die Familie Meredith führen.
    „Wo ist Ihr Gatte? Wird er in die Ställe verbannt, wenn Sie Besuch haben?“
    „Ich schäme mich nicht für John! Und ich wünschte, Sie würden nicht ständig unterstellen, dass ich das tue!“ Die Worte waren ruhig geäußert, denn Jacob war soeben eingeschlafen, und sie wollte ihn nicht wecken. Abrupt wandte sie sich ab und ging ins Kinderzimmer, ohne sich zu vergewissern, dass er ihre Anweisung befolgte und vor der Tür auf sie wartete.
    „Sie sind außer Atem“, sagte Adam beiläufig, als Sylvie zu ihm zurückkehrte, nachdem sie Jacob in die Wiege gelegt hatte. „Haben Sie es so eilig, mich wiederzusehen?“
    „Ich wollte Ihnen lediglich keine Gelegenheit geben, sich heimlich davonzuschleichen, während ich Ihnen den Rücken zukehrte!“, gab Sylvie bissig zurück. „Gestern sind Sie immerhin auch einfach

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