03 - komplett
noch schöner aus als damals. Ich habe Sie nie vergessen. Wir hätten uns vor sechs Jahren größere Mühe geben sollen, einander besser kennenzulernen. Doch damals verkehrten wir nicht in den gleichen Kreisen, und Sie waren so selbstbewusst und beliebt, dass ich mich Ihnen nicht aufdrängen wollte.“ Sie schenkte Rachel ein reumütiges Lächeln. „Etwas hat mir heute Abend zu denken gegeben. Ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus, wenn ich es zur Sprache bringe. Als Sie mit Connor verlobt waren, schien ich Ihnen doch nicht zu hochmütig oder unnahbar oder unfreundlich? Es wäre mir immer eine Freude gewesen, mit Ihnen zu plaudern oder auszufahren.“
„Nein! Bitte glauben Sie so etwas nicht. Es lag überhaupt nicht an Ihnen.“
Rosemary lächelte. „Ich musste aber fragen. Schwiegermütter können sehr einschüchternd sein.“ Sie lächelte. „Ich glaube, Connor möchte gern, dass ich Sie mit ihm allein lasse.“
„Bitte nicht“, flehte Rachel leise, ohne sich zu Connor umzuschauen.
„Ach, ich verstehe. Ja, Männer können auch sehr einschüchternd sein. Das verstehe ich gut. Hoffentlich halten Sie mich nicht für eine Memme, aber Connors Vater jagte mir auch eine Heidenangst ein. Am Anfang.“
„Ja?“
Rosemary nickte. „Aber wirklich nur am Anfang. Ich war es nicht gewohnt, gekidnappt oder auf respektlose Art behandelt zu werden, wissen Sie. Aber bald brachte ich ihm bei, was er wissen musste.“
„Er kidnappte Sie?“, fragte Rachel entsetzt.
„Unsere Heirat legte eine Fehde bei – eine Ehrensache zwischen unseren Familien, die sich über Generationen hingezogen hatte. Da ich nicht auf seinen Antrag antwortete, zwang er mich einfach dazu. Die Flints waren recht barbarisch, sehr tatkräftig und die schönsten Menschen, die ich je gesehen habe. Connor hat Ihnen nicht viel von der sagenhaften Geschichte seines Vaters erzählt, nehme ich an.“
Rachel konnte nur den Kopf schütteln, so verblüfft war sie.
„Das wundert mich nicht. Wahrscheinlich hielt er es für besser, einige Dinge erst nach der Hochzeit zu erwähnen. Ich weiß noch, wie wichtig es ihm damals war, wie ein ganz konventioneller, ehrenhafter Bewerber um Ihre Hand zu wirken. Er wollte Ihrer wert sein. Und das war er auch“, bemerkte sie mit ruhigem Stolz. „Connor konnte nur auch sehr ... wild sein. So sehr seinem Vater ähnlich. Seinen Großvater brachte er manchmal regelrecht zur Verzweiflung. Dennoch liebten die beiden sich so sehr.“ Sie lachte leise. „Jetzt habe ich aber mehr als genug geredet. Und dabei wollte ich Ihnen eigentlich nur sagen, Miss Meredith, wie froh ich bin, dass ich Sie wiedergetroffen habe und ein wenig mit Ihnen plaudern konnte.“ Sie wandte sich halb ab und fügte noch hinzu: „Ich hoffe, alles geht gut am Hochzeitstag Ihrer Schwester. Trotz der unseligen weiblichen Seite seiner Familie ist William Pemberton ein feiner junger Mann. Vermitteln Sie bitte meine Grüße an Ihre Familie, ja?“
„Ja, gern. Danke ...“ Rachel sah ihr nach, wie sie sich entfernte und ihre Gäste aufforderte, im Speisezimmer etwas zu sich zu nehmen. Während der Raum sich allmählich leerte, schien die einzige Person, die sich gegen den Strom bewegte, der Earl of Devane zu sein. Schnell drehte Rachel sich wieder zur Terrasse um und sah, wie Paul und Lucinda durch eine Tür am anderen Ende des Raums hereinkamen. Sie sahen sich flüchtig um und folgten dann den übrigen Anwesenden in die entgegengesetzte Richtung.
Sie zögerte nur einen Moment, bevor sie plötzlich zu dem Schluss kam, dass sie fürchterlichen Hunger verspürte. Bevor sie jedoch in den Speisesalon fliehen konnte, wurde sie heftig am Handgelenk gepackt und nicht besonders sanft auf die Terrasse gezerrt. Rachel entriss ihm genau in dem Moment ihre Hand, als er sie sowieso losließ. Sie stolperte einige Schritte nach hinten, doch sobald sie sich wieder gefasst hatte, warf sie ungehalten das Haar in den Nacken und wollte wortlos an ihm vorbeigehen.
Connor stellte ich ihr in den Weg. „Wenn Sie glauben, ich jage Ihnen schon wieder durch den ganzen verdammten Ballsaal hinterher, können Sie es vergessen.“
„Lassen Sie mich vorbei“, verlangte sie, aber ganz konnte sie ihre Angst nicht verbergen.
Sie hörte ihn leise fluchen, dann hob er sanft ihr Kinn an, sodass sie ihn ansehen musste. Hastig wich sie vor ihm zurück, bis sie das Geländer hinter sich im Rücken spürte und wusste, dass sie in der Falle saß.
„Rachel, wenn ich Ihr Gatte wäre,
Weitere Kostenlose Bücher