03 - komplett
Meredith schmunzelte verstohlen, entschuldigte sich gleich darauf und zog sich in sein Arbeitszimmer zurück.
„Ich wusste nicht, dass du noch vor der Hochzeit nach Hertfordshire kommen wolltest“, sagte June atemlos.
Ihr Verlobter zuckte die Achseln. „Ich hatte in London nicht viel zu tun. Philip Moncur und Barry Foster und einige andere sind nach Brighton abgereist. Ich sollte sie begleiten, aber mir stand der Sinn nicht danach.“ Er räuspert sich. „Also dachte ich, ein wenig Landluft täte mir vielleicht ganz gut. Eine kleine Atempause, bevor die Aufregung richtig losgeht. Ich bin im King’s Arms abgestiegen. Eine nette kleine Herberge. Leckeres Essen und gutes Ale. Und heute dachte ich, ich schau kurz mal hier vorbei ... und sehe, wie es euch so geht ...“
Mehr Förmlichkeit konnte June nicht ertragen. Mit einem kleinen Seufzer warf sie sich ihrem Geliebten an die Brust, und er drückte sie fest an sich. „Ich glaube nicht, dass ich auch nur einen einzigen weiteren Tag ohne dich überlebt hätte, geschweige denn drei Wochen“, flüsterte er rau.
June löste sich glücklich lächelnd von ihm, hakte sich bei ihm ein und führte ihn in das Morgenzimmer. „Nun, das musst du aber“, sagte sie schelmisch. „Und du wirst wahrscheinlich recht enttäuscht sein, dass du London verlassen hast, denn eine Freundin von dir war auf dem Weg dorthin, wohl gerade als du abgereist bist. Rachel ist in Beaulieu Gardens. Es wird sie traurig stimmen, dich dort nicht zu sehen.“
Bald schon saßen sie in den bequemen Sesseln im Morgenzimmer und genossen die warme Frühlingssonne auf ihren Gesichtern. Sylvie war gegangen, um sich umzuziehen und auf ihrem Pony auszureiten. Also spielte nur Mrs. Meredith die Anstandsdame für die Liebenden.
„Noch etwas Tee, William?“, fragte sie und hielt die Kanne hoch.
„Ja, danke, Mrs. Meredith.“
Gloria schenkte ihm nach und musterte dann das verliebte Paar. Der junge Mann schien kaum den Blick von ihrer Tochter nehmen zu können. Für ein Kind wenigstens ist gesorgt, dachte sie, bevor ihre Gedanken wieder voller Unruhe zu Rachel zurückkehrten. Sie seufzte bedrückt, doch keinem viel es auf. Mit der leisen Entschuldigung, sie müsse kurz nach dem Mittagessen schauen, zog sie sich zurück.
William nippte an einer zierlichen Porzellanteetasse, die in seinen kräftigen Fingern aussah, als könnte sie jeden Moment zerbrechen. Er runzelte die Stirn. „Warum ist Rachel so bald schon nach London zurückgekehrt?“
June zögerte nur sehr kurz. „Es ist wegen Windrush. Weil Papa es doch an Lord Devane verloren hat“, flüsterte sie, als würde jemand sie belauschen. „Rachel war so aufgebracht. Ich habe sie noch nie so erlebt. Sie und Papa sind sich fürchterlich in die Haare geraten. Sie bestand darauf, dass wir hier heiraten, und hat vor, Lord Devane mit allen Mitteln dazu zu bringen. Ich habe ihr versichert, es sei nicht wichtig, wenn wir stattdessen in London heiraten ...“
„Nun, ich möchte auch lieber auf Windrush heiraten“, unterbrach William sie sanft,
„und habe es Devane auch gesagt. Es hat ihm nichts ausgemacht, es uns zu erlauben. Schließlich braucht er das Haus hier doch gar nicht.“
„Was meinst du damit?“, fragte June verblüfft. „Dass Rachel völlig umsonst nach London gereist ist? Hattest du dich schon vorher an Lord Devane gewandt?“
„Er ist zu mir gekommen ... und zu deinem Vater. Warum hat dein Vater es euch nicht gesagt?“
June war fassungslos und schüttelte den Kopf. „Ich weiß es nicht. Es kann ihm doch nicht entfallen sein. Vielleicht hat der Alkohol sein Denken benebelt.“
Willam war tiefernst geworden. „Ich hoffe, dass keine Arglist dahintersteckt, mein Liebling.“ Er seufzte. „Es kann nichts Gutes aus einem solchen hinterhältigen Verhalten kommen. Informationen vorenthalten, Geheimnisse hüten, selbst vor der eigenen Familie ... Das sind Dinge, die ich nicht tolerieren kann.“
June erschrak über seine Heftigkeit. Sie sah ihn so ernst, so intensiv mit ihren großen braunen Augen an, dass er sich erhob und neben ihrem Sessel niederkniete. „Was ist, mein Liebes?“
„Ich möchte keine Geheimnisse vor dir haben, William. Es gibt da etwas, das ich dir sagen muss ... über Isabel ...“
12. KAPITEL
„Du meine Güte, du schon wieder. Was willst du denn dieses Mal?“
„Dasselbe wie beim letzten Mal.“ Die Antwort kam schnell, doch heute war es um Sam Smiths Selbstvertrauen nicht so gut bestellt. Er brachte
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