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03 - komplett

03 - komplett

Titel: 03 - komplett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 2 Romane
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nicht einmal ein Lächeln zustande und zuckte ein wenig zusammen unter dem strengen Blick, den Noreen auf ihn richtete.
    Noreen Shaughnessy verschränkte die Arme vor der Brust und musterte die zwei Paare abgewetzter Stiefel auf ihren sauberen Stufen mit deutlichem Missmut. Sie hob kampflustig die Augenbrauen. Den frechen jungen Kerl hatte sie sofort wiedererkannt vom letzten Mal, als er eine Nachricht von Seiner Lordschaft gebracht hatte. Das zierliche Mädchen, das sich hinter ihm versteckte, war ihr fremd. Noreen streckte den Hals, um einen Blick auf das junge Ding zu erhaschen, und bemerkte die Kutsche, die am Straßenrand wartete. Ein einziger schäbiger Reisekoffer war auf deren Dach festgezurrt. Der Wagen eines reichen Mannes mit dem Gepäck eines armen Mannes. Noreen erkannte den Kutscher. Er hatte das Gefährt gelenkt, das ihre Herrin an jenem ersten Tag in London nach Hause gebracht hatte. Der Earl of Devane hatte sie begleitet. Also handelte es sich hier um die Kutsche des Earls, und der Junge war einer seiner Bediensteten. Warum war er aber hier und wurde noch dazu auf so zuvorkommende Weise hier abgeliefert?
    Noreen ahnte schon, weswegen. Im Grunde hatte sie kaum etwas anderes getan in den vergangenen Wochen, als über die Lage ihrer Herrin nachzudenken. Irgendetwas braute sich zusammen, sie spürte es in allen Knochen. Zunächst hatte sie sich Hoffnungen gemacht, dass Windrush vielleicht doch nicht verloren sein würde. Dann hatte Miss Rachels schlechte Laune ihr allerdings jeden Mut genommen.
    Und trotzdem: Noreen war nicht entgangen, wie der Major ihre junge Herrin ansah, und wie auch Miss Rachel ihn ansah – mit hoch erhobenem Kopf und stolzer Miene.
    Und mit einer Sehnsucht in den Augen, als wäre etwas Wundervolles in Reichweite, aber sie wäre zu ängstlich, danach zu greifen, weil es sie womöglich beißen könnte.
    Nun, er war ein Held und noch dazu ein Lord, aber zuallererst war er ein Mann.
    Noreen glaubte, jeder Mann würde sich an einer Frau rächen wollen, die ihn praktisch am Altar stehen gelassen hatte. Er musste sich wie der dümmste aller Narren vorgekommen sein. Wenn er also den richtigen Moment abgewartet hatte, seine damalige Verlobte büßen zu lassen, hätte er keinen besseren wählen können.
    So wie die Dinge standen, war sie ihm wahrlich ausgeliefert.
    Aber Noreen wusste, dass der Major anständig war, ein Ehrenmann. Diesen Glauben an die Ehrenhaftigkeit des Majors hatte sie mit ihrem Herrn gemeinsam. Der Major würde keine Frau ruinieren, die er einst geliebt hatte. Das war völlig unmöglich.
    Darauf würde sie ihr Leben verwetten.
    „Deine Herrin erwartet uns“, verkündete Sam Smith großspurig und riss Noreen damit aus ihren Gedanken. „Wir sollen hier übernommen werden, sagt Lord Devane.“
    Sanft zog er das Mädchen nach vorn. „Ich bin Sam Smith, und das ist meine Schwester Annie. Ich möchte dir Noreen vorstellen, Annie ...“
    „Nimm dir gefälligst nicht solche Freiheiten heraus! Und woher kennst du überhaupt meinen Namen?“, fuhr Noreen ihn an.
    „Deine Herrin hat dich so genannt, Noreen“, antwortete er und imitierte geschickt ihren irischen Akzent. „Miss Meredith hat dich so genannt, als ich mit dem Brief meines Herrn hier war. Meines ehemaligen Herrn, heißt das.“ Er streckte sich, um größer zu erscheinen und um sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr es ihn getroffen hatte, nicht mehr in den Diensten des Earls zu stehen.
    Noreen errötete bei dem Gedanken, wie er sie an jenem ersten Tag geneckt hatte.
    „Für dich bin ich Miss Shaughnessy, oder du kannst mich Ma’am nennen. Lieber Himmel, was für ein Naseweis. Du bist nichts als ein frecher Junge!“
    Miss Rachel hatte ihr vor einigen Tagen mitgeteilt, sie würde neues Personal aufnehmen, und sie war erfreut gewesen, weil sie die Arbeit allein nicht mehr bewältigen konnte. Vera und Bernard Grimshaw, alte Bedienstete noch aus der Jugendzeit von Mr. Meredith, waren in etwa so nützlich wie ein Kropf. Allerdings hatte sie nicht geahnt, dass sie eines Tages mit diesem unverschämten kleinen Teufel zusammenarbeiten müsste. Er sah zwar kräftig genug aus, um einen großen Teil der Arbeit übernehmen zu können, aber die Schwester, die sich hinter ihm versteckte, machte eher den Eindruck, so nützlich zu sein wie Vera. Wieder versuchte Noreen, dem Mädchen, das den Kopf gesenkt hielt, ins Gesicht zu schauen.
    Sam erkannte die Neugier auf seine Schwester und lächelte resigniert. Frauen mochten

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