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03 - komplett

03 - komplett

Titel: 03 - komplett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 2 Romane
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Annie nicht. Das arme kleine Ding brauchte gar nichts zu tun oder zu sagen, sie konnten ihren Anblick nicht leiden.
    „Begrüße Miss Shaughnessy, Annie“, wies er sie an und hob sanft ihr Kinn an.
    Seine Schwester gehorchte und sah Noreen mit ihren ernsten schönen Augen an.
    Noreen war sprachlos und konnte das wehmütig schauende Kind eine Weile nur fassungslos anstarren. Dann warf sie dem Jungen einen misstrauischen Blick zu, der beim besten Willen nicht als besonders gut aussehend beschrieben werden konnte.
    Das Mädchen besaß eine unglaubliche, seltene Schönheit. „Und das ist also deine Schwester, was?“, fragte sie Sam schnippisch.
    Er seufzte über ihren Spott und legte unwillkürlich den Arm beschützend um Annie.
    Dann überreichte er ihre Referenzen, die Joseph Walsh erst heute Morgen nach den Anweisungen des Earls geschrieben hatte. „Sie ist meine Schwester“, entgegnete er nur knapp. „Sag deiner Herrin, dass wir hier sind.“
    Mit einem letzten mürrischen Blick machte Noreen sich auf den Weg.
    Glücklicherweise fiel es Rachel nicht schwer, das Paar, das ihr von ihrem Feind aufgezwungen worden war, freundlich aufzunehmen. Insgeheim hatte sie befürchtet, sie würde hässlich zu ihnen sein. Doch jetzt, da sie in ihrem Morgenzimmer vor ihr standen, empfand sie statt Ärger eher Neugierde. Und sie schämte sich entsetzlich, als sie das Mädchen näher unter die Lupe nahm. Die Vorstellung, dieses unbeholfene, empfindsame Kind könnte die Geliebte irgendeines Mannes sein, geschweige denn des weltgewandten Earls, erschien ihr jetzt vollkommen lächerlich.
    Und trotzdem hatte sie ihn beschuldigt, die Kleine in sein Bett geholt zu haben. Die italienische Sängerin hätte sich wahrscheinlich totgelacht bei dem Gedanken.
    Annie war in der Tat umwerfend schön, aber schrecklich schüchtern. Ihr Bruder war ihr Fels, ihre ganze Welt. Als Noreen die beiden hereinführte, hatte Annie sich ängstlich an Sams Ärmel geklammert und stand auch jetzt noch halb hinter ihm. Ihr trauriger Blick heftete sich unverwandt auf ihn, nur selten wagte sie es, Rachel anzusehen, und blickte dann sofort wieder fort, als fürchtete sie, geschlagen oder beschimpft zu werden.
    „Deine Schwester scheint mir sehr ... aufgeregt zu sein. Mache ich ihr Angst?“
    „Alle Damen machen ihr Angst, Ma’am.“
    „Warum denn?“
    Sam fühlte sich nicht sehr wohl in seiner Haut. Besser wäre gewesen, er hätte seine bittere Bemerkung für sich behalten. Doch nun war es zu spät. „Weil ihre Männer ihren Anblick mögen, also mögen die Damen ihn nicht.“

    Rachel musterte ihn einen Moment nachdenklich und betrachtete dann wieder das blasse, schöne Gesicht des Mädchens. Vielleicht hatte sie sich geirrt, als sie dachte, keine Frau würde in diesem Kind eine Bedrohung sehen. Sams zynische Antwort beruhte sicherlich auf bitterer Erfahrung. „Willst du mir damit sagen, dass deine Schwester manchmal unerwünschte Aufmerksamkeit von Gentlemen auf sich zieht?
    Und dass ihre Gattinnen daran Anstoß nehmen und dann Annie die Schuld dafür geben?“, fragte sie behutsam.
    Sam nickte widerwillig. „Ja, Ma’am. Doch Lord Devane war gut zu uns beiden. Annie mochte ihn. Wir beide sind ihm dankbar und wären gern bei ihm geblieben.“
    Rachel nahm ihm seine Offenheit nicht übel. Auch ihr selbst wäre es lieber gewesen, wenn Sam und Annie bei Lord Devane geblieben wären. Allerdings nicht, weil sie den Earl in Schwierigkeiten bringen wollte, sondern weil sie fürchtete, ihnen nicht die gleichen Möglichkeiten bieten zu können wie er.
    Sie wusste ja nicht einmal, was das Schicksal für sie selbst bereithielt, wie sollte sie also die Zukunft der Menschen sichern, die von ihr abhängig waren? Sam hatte jedenfalls bestätigt, was der Earl ihr gesagt hatte. Annie Smith war nicht von ihm verführt worden, sondern er hatte sie und ihren Bruder in Schutz genommen. Völlig gegen jede Vernunft machte dieses Wissen Rachel noch wütender auf ihn. Dieses ritterliche, ehrenhafte Verlangen stand in einem so krassen Gegensatz zu der Art und Weise, wie er sie behandelte. Dabei kannte sie ihn von früher nur als einen Ehrenmann, der sich jedem gegenüber anständig benahm. Sie hatte ihn dazu gebracht, seine eigene Güte zu bereuen.
    Und doch hatte sie ihn einst geliebt.
    Zu Beginn ihrer Verlobung hatte sie ihn nur anzusehen brauchen, und die Knie wurden ihr weich und das Herz klopfte ihr bis zum Hals.
    Nachdem jedoch Monate vergingen und er mehr Zeit mit ihrem

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