Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
03 - komplett

03 - komplett

Titel: 03 - komplett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 2 Romane
Vom Netzwerk:
Vater zu verbringen schien als mit ihr, war sie zu dem Schluss gekommen, er wäre entweder dumm oder langweilig. Ihr Vater hielt ihn für einen jungen Mann von angenehmer Erscheinung und gutem Charakter, den man stolz seinen Freunden vorstellen konnte. Rachel hatte sich zunehmend über seine ständige Abwesenheit geärgert, und es war in ihr langsam der Verdacht erwacht, dass Connor schwach und zu gesetzt für sein Alter war.
    Da er es vorzuziehen schien, mit ihrem Vater zusammen zu sein, ließ sie nichts aus, um ihn zu reizen. Doch nichts hatte ihn aus dem Gleichgewicht bringen können. Sie hatte herausfordernd mit anderen Männern geflirtet – Connor hatte es mit Gleichmut hingenommen. Sie hatte ihre Verabredungen mit ihm nicht eingehalten –
    er hatte gelächelt und ihr vergeben. Sie hatte sich nach einem leidenschaftlicheren, energischeren Liebhaber gesehnt – er hatte sie fast keusch geküsst, seine Liebkosungen waren sanft und blieben respektvoll. Aber sie wollte sich nicht mit der anziehenden Hülle eines Mannes ohne Kraft, ohne Temperament und ohne Leidenschaft abfinden. Sie hatte ihn gereizt und gequält, um wenigstens einen Hauch von Eifersucht in ihm zu wecken, ein Anzeichen jenes Verlangens, das doch da sein musste. Er war Soldat gewesen, ein Offizier, der Orden für seine Tapferkeit auf der Iberischen Halbinsel erhalten hatte. Aber selbst diesen Mut hatte Connor mit einem Achselzucken abgetan. Und über die Bescheidenheit, mit der er lässig erzählte, dass er sich meist durch Zufall im schlimmsten Schlachtgetümmel vorgefunden hatte, hatte Rachel sich unsäglich geärgert. Am Ende war sie zu dem Schluss gekommen, dass er ein Mitgiftjäger sein musste, da er mehr an ihrem Vater und dem großen Gut Interesse fand als an seiner zukünftigen Frau. Welch Ironie!
    Nun besaß er eben dieses Gut – ihren ganzen Stolz – und er verschmähte es einfach.
    Jetzt verlangte sie sein Nachsehen, seinen Respekt, doch wütendes Verlangen oder kühle Verachtung waren alles, was er ihr geben wollte. Trotzdem gab es den sanften, fürsorglichen Mann noch, der er einmal gewesen war. Diese Seite an ihm war der Grund, weswegen er sich dieses jungen Mannes und seiner Schwester angenommen hatte. Insgeheim sehnte Rachel sich nach dem Mann, den sie einst fast bekommen hätte. Wenn er wieder so werden könnte, wie leicht es doch sein würde, sich erneut in ihn zu verlieben!
    Der plötzliche Gedanke erschreckte sie so sehr, dass man es ihr ansehen musste.
    Sam und seine Schwester beobachteten sie beunruhigt. Hastig riss sie sich zusammen.
    „Du kannst also mit Pferden umgehen, Sam?“, fragte sie, während sie die Zeilen, die Joseph Walsh in seiner zittrigen Schrift hingekritzelt hatte, noch einmal kurz überflog.
    „Ja, Ma’am. Ich arbeite sowohl in den Ställen als auch in der Küche. Mr. Walsh ...“, er wies auf den Brief, „... war dabei, mir das Servieren bei Tisch beizubringen, aber ich kam nicht so weit, alles zu lernen, was ein zweiter Lakai wissen muss.“
    „Und Annie?“ Dieses Mal wich das Mädchen ihrem Blick nicht aus, und Rachel fuhr freundlich lächelnd fort: „Hier steht, Annie, dass du dich als Küchenmagd recht geschickt angestellt hast, und auch einige Näharbeiten für die Haushälterin des Earls erledigen durftest.“
    Ihr Bruder gab ihr einen sanften Stoß in die Seite, und Annie flüsterte: „Ja, Ma’am.“
    „Gut. Vielseitige und gewissenhafte Leute brauchen wir hier in Beaulieu Gardens immer“, ermutigte sie ihr neues Personal. „Noreen wird euch die Küche zeigen und euch den übrigen Bediensteten vorstellen. Dort könnt ihr eine Erfrischung zu euch nehmen, und dann wird Noreen euch zu euren Zimmern bringen. Ich erwarte, dass ihr heute um ein Uhr eure Arbeit beginnt. Ralph Turner, mein Kutscher, wird euch in den Ställen oder im Garten beschäftigen und Noreen im Haus.“
    Rachel bekam gegen zwei Uhr Besuch von Lucinda Saunders. Sie war nicht erstaunt darüber, ihre Freundin zu sehen. Es waren einige Tage vergangen seit Connors Abendgesellschaft. Lucinda wollte gewiss erfahren, was im Arbeitszimmer vorgefallen war. Wahrscheinlich lag das vor allem an der Tatsache, dass die schmale Wange Seiner Lordschaft eine heftige Rötung wie von einer Ohrfeige aufgewiesen hatte.

    Auf der Heimfahrt hatte Paul Saunders bemerkt, wie aufgewühlt Rachel gewesen war, und dafür gesorgt, dass seine Frau sie nicht mit ihren Fragen quälte. Aber jetzt ließ Lucinda sich nicht länger vertrösten. Sie verlangte

Weitere Kostenlose Bücher