03 - komplett
dieses Vertrauen zu enttäuschen. Heiße Wut ließ sie die Hände zu Fäusten ballen. „Dieser arrogante, hinterhältige Unmensch!
Besitzt er doch tatsächlich die Frechheit, zu behaupten, mein Vater habe Windrush absichtlich an ihn verloren, weil er hoffte, es würde den Earl dazu bringen, unsere Verlobung zu erneuern! Aber der beabsichtigt, diese Pläne zu durchkreuzen. Es werde für uns keine glückliche Ehe geben, sagte mir dieser Teufel einfach so ins Gesicht! Als könnte ich mir vorstellen, eine Ehe mit ihm könnte je glücklich werden.
Es ist einfach zu viel, dass er auch meinen Vater so gehässig behandelt! Wenn ich daran denke, wie sehr Papa ihn mochte. Er ahnt ja nicht, dass Connor ihn hinter seinem Rücken verspottet! Oh, wo zum Kuckuck bleibt Noreen mit dem Tee?“ Rachel sprang auf die Füße und unterdrückte ein Schluchzen.
Schnell und ohne auch nur einmal den Blick zu heben, holte Noreen zartes Porzellan, silberne Löffel, Zucker und Sahne aus den Schränken. Die Lippen hatte sie fest zusammengepresst, weil sie sonst zittern würden. Sie blinzelte, um die Tränen zu vertreiben. Aber sie war nicht traurig. Wut über diesen gemeinen Kerl ist es, sagte sie sich, und als die Tränen dann doch über ihre Wangen liefen, wischte sie sie ärgerlich mit dem Ärmel fort.
Sam Smith legte die Gabel fort, die er poliert hatte, bis sie glänzte. Dann nahm er eine andere auf und drehte sie in die eine Richtung, dann in die andere, während sein Blick an Noreen vorbei glitt. Falls sie sich seiner Anwesenheit am Ende des Tisches bewusst war, so ließ sie es sich jedenfalls nicht anmerken. Planlos schob sie Tassen und Untertassen auf dem Tablett hin und her, während sie den Kessel anstarrte. Sam wusste, sie wartete ungeduldig darauf, dass das Wasser kochte, damit sie den Tee aufbrühen und endlich gehen konnte.
„Annie ist damit fertig, in Salon und Morgenzimmer staubzuwischen. Ich hab ihr gesagt, sie soll oben weitermachen.“
Noreen nickte nur wortlos. Nichts drang durch ihren Kummer und ihre Verzweiflung.
Ehrenmann, spottete sie insgeheim über ihre eigenen Worte. Wut schnürte ihr die Kehle zu. Wie hatte sie sich so sehr in ihm täuschen können? Der Earl war kein Ehrenmann, er war ein Bösewicht! Der Teufel höchstpersönlich! Recht geschieht dir, schimpfte sie mit sich. Was lauschst du auch an der Tür!
Hätte sie nur nie das Gespräch ihrer Herrin mit Mrs. Saunders aufgeschnappt!
Ungestüm griff sie nach dem Kessel und stieß einen leisen Schrei aus, als ein wenig heißes Wasser auf ihre Hand schwappte.
Sam erhob sich schnell und war im Nu bei ihr. „Zeig mir, was du angerichtet hast.“
Noreen entriss ihm ihre Hand. „Lass das! Du meine Güte, ich hab schon sehr viel Übleres erlebt als das ...“
Sam griff trotzdem wieder nach ihrer Hand und wehrte die andere ab, mit der Noreen ihn loszuwerden versuchte. Ruhig blickte er ihr in die Augen und betrachtete ihre bebenden Lippen, die sie sofort wieder fest zusammenpresste. Die böse Rötung ihrer Haut war kaum zu sehen an einer von der harten Arbeit mit Schwielen bedeckten Hand. „So schlimm ist es nicht, du hast recht“, sagte Sam. „Nicht so schlimm jedenfalls, um so ein zähes altes Mädchen wie dich zum Heulen zu bringen.
Hat die Herrin wegen irgendwas mit dir geschimpft?“
Noreen sah ihn aus tränenfeuchten Augen an. „Nein, aber mit dir wird sie schimpfen, wenn du deine Gedanken und Hände nicht endlich bei dir behältst.“
Sam ließ sie los, setzte sich wieder an den Tisch und begann, gemächlich einen Löffel zu polieren. „Essig ist verträglicher als du, Noreen Shaughnessy. Was ist dir zugestoßen, dass du so sauer bist? Hast du einen Mann verloren?“
Einen Moment war Noreen zu verblüfft, um zu antworten. Dann lachte sie rau und wischte sich die Tränen fort. „Das sieht euch Männern doch wieder ähnlich! Wenn eine Frau Sorgen hat, kann es natürlich nur etwas mit einem großen, starken Mann zu tun haben, der sie im Stich gelassen hat. Ich brauche keinen Mann. Habe noch nie einen gebraucht. Und dir habe ich schon mal gesagt, dass ich von einem Grünschnabel wie dir kein Mitleid nötig habe.“
„Das bekommst du auch von keinem Grünschnabel“, konterte Sam leise. Er betrachtete sie weiterhin ruhig, obwohl ihre Miene immer finsterer wurde.
„Also wartet kein Liebster auf dich in Hertfordshire. Windrush ist doch das Gut der Merediths, nicht wahr?“
„Das war es“, sagte Noreen bitter. Noch ist es aber nicht verloren,
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