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03 - komplett

03 - komplett

Titel: 03 - komplett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 2 Romane
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berauben. Er hat sich hinterhältig Zutritt verschafft, behauptend, er wolle ein Kleidungsstück seiner Schwester abholen, das sie vergessen habe. Das erregte ein wenig mein Misstrauen. Uns ist nicht einmal ein Strumpf aufgefallen, den Annie zurückgelassen haben könnte. Doch ich sagte nichts, sondern verfolgte ihn, als er glaubte, unbeobachtet zu sein. Und da ertappte ich ihn dabei, wie er einen Diebstahl beging.“
    Rachel zuckte sichtlich zusammen.
    „Herrje, Miss Meredith, ich sehe, wie sehr Sie das bestürzt, und ich kann Sie gut verstehen. Sie fürchten, Ihr eigener Haushalt könnte nicht mehr sicher sein.“
    „Was hat er genommen?“
    Die Frage war fast unverschämt in ihrer Abruptheit, doch die Atemlosigkeit, mit der die Dame sie aussprach, rührte Josephs Mitleid. Die arme Miss Meredith musste völlig schockiert sein. „Wir fanden ein juristisches Dokument und ein Juwel in Smiths Taschen. Ein kostbarer Ring, den der Bursche von dort genommen hat!“
    Joseph wies empört auf die offene Schublade. Und während er das tat und kurz abgelenkt war, befreite Rachel sich von ihrer Last und ließ die Pistole in ihr Retikül gleiten.
    „Einen Ring?“, fragte sie heiser.
    „Einen Saphir, von Diamanten umgeben. Wirklich exquisit“, bestätigte Joseph fast ehrfurchtsvoll.
    „Und wo sind die ... fehlenden Gegenstände nun?“ Ihre Sprechweise war viel zu schroff, aber es ging über ihre Kräfte, ihre Stimme zu kontrollieren. Rachel bebte am ganzen Leib. Quälende Fragen gingen ihr im schmerzenden Kopf herum. Warum war Sam gekommen und hatte genau das gestohlen, was sie hatte mitnehmen wollen?
    Und war es möglich, dass er auch den Ring entwendet hatte, den Connor ihr vor sechs Jahren zu ihrer Verlobung geschenkt hatte? War Sam wirklich ein Dieb? Aber gerade sie durfte sich nicht zum Richter über ihn erheben. Hätte er das Dokument nicht genommen, hätte sie es getan.
    Doch dann erkannte sie die Wahrheit hinter den verwirrenden Ereignissen. Sam war kein Dieb, er war ihr Schutzengel. Plötzlich wusste sie fast sicher, dass er es für sie getan hatte, um sie zu schützen. Auf irgendeine Weise hatte er ihren Plan entdeckt und tapfer versucht, sie vor ihrem eigenen Komplott zu bewahren.
    In diesem Moment stürzte ein Dienstmädchen herein und starrte Rachel kurz erstaunt an, bevor es stammelnd zu Joseph sagte: „Verzeihen Sie, Mr. Walsh, aber Mr. Weekes lässt ausrichten, der Konstabler ist da, und der Richter kommt auch bald.“
    Joseph nickte, das Mädchen knickste hastig und lief wieder hinaus. Gleich darauf wandte er sich beruhigend an Rachel: „Verzweifeln Sie nicht, Miss Meredith. Wie Sie sehen, nimmt alles seinen gerechten Lauf. Alles wird gut gehen. Das verspreche ich.
    Smith ist auf frischer Tat ertappt worden und muss nun büßen. Die Gegenstände, nach denen Sie fragten, sind gesichert und stehen als Beweisstücke zur Verfügung.“
    Er lächelte freundlich. „Ich weiß, wie besorgt Sie sein müssen, wie ungeduldig, wieder heimzukommen. Ein Wort von Ihnen genügt, und einer der Lakaien wird Ihnen sofort eine Droschke rufen.“
    Nur mit größter Überwindung gelang es Rachel, die trockenen Lippen zu einem schwachen Lächeln zu verziehen, doch sie spürte, wie ihre Augen sich mit verräterischen Tränen füllten. Sie hatte alles riskiert, und das Schicksal hatte ihr nichts zugestanden außer der Chance, wie ein geprügelter Hund in Deckung zu gehen und Sam im Stich zu lassen.
    Hastig blinzelte sie die Tränen fort. Ein junger Mann, der sie kaum kannte, hatte sich ihr zuliebe in Gefahr gestürzt. Rachel könnte es nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren, nicht wenigstens zu versuchen, ihm zu helfen. Zwar wusste sie nicht, wie sie das bewerkstelligen sollte, aber sie musste zumindest mit ihm sprechen und ihn im günstigsten Fall vielleicht sogar befreien. „Ich möchte gern mit Samuel Smith sprechen, Joseph.“ Sie achtete nicht auf seinen warnenden Blick, sondern ging einfach hoch erhobenen Hauptes zur Tür des Arbeitszimmers.

    „Sie können uns allein lassen. Ich rufe, wenn ich Ihre Hilfe brauchen sollte.“
    Der Konstabler schien protestieren zu wollen, doch der Richter gab ihm ein ungeduldiges Zeichen, sich gefälligst zu entfernen, und so zog der Mann sich widerwillig zurück.
    Sam Smith legte dreist den Kopf schief und blickte dann auf seine Hand- und Fußgelenke hinunter, die mit einem Strick zusammengebunden waren. Er rührte sich unbehaglich auf dem harten Stuhl, der genau gegenüber von der

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