03 - komplett
sie bemühte.
Und Windrush schnell loszuwerden, um in aller Ruhe nach Irland zurückreisen zu können, wäre doch unter den Umständen gar nicht so seltsam. Er war reich, hatte keine Verwendung für das Gut, und er war ein ehrenhafter, großzügiger Mann. So glaubt jedenfalls jeder von den Stallburschen bis zu meinem eigenen Papa, dachte sie bitter.
Es mochte ja ein simpler Plan sein, aber nichts sprach dagegen, dass es auch ein erfolgreicher sein könnte.
„Oh, du liebe Güte! Wiederhole ganz genau, was sie gesagt hat“, flüsterte Noreen, den Blick ängstlich auf Sams Gesicht geheftet. Sie zog ihn ungeduldig mit sich in eine Ecke der Küche, damit Vera, die am Küchentisch Teig ausrollte, sie nicht hören konnte. Sie war zwar fast taub, aber Noreen wollte kein Risiko eingehen.
„Ganz ruhig“, sagte Sam und tätschelte ihr beruhigend den Arm. „Miss Meredith wollte wissen, wann Lord Devane sehr wahrscheinlich nicht zu Hause sein würde.
Klar, sie drückte es nicht so aus. Sie tat eher so, als wüsste sie gern, wann sie ihn zu Hause vorfinden könnte. Als würde sie kurz auf einen Besuch vorbeischauen wollen oder so ...“
„Sie will ihn aus dem Haus raus haben! Das ist es, was sie will.“
Ich hätte versuchen können, damit zu fliehen. Ich bin sogar sicher, dass er genau das gewollt hat. Nur um mich dann daran hindern zu können . Noreen erinnerte sich noch genau an die Worte ihrer Herrin. Miss Rachel wollte den Earl woanders wissen, damit er sie eben nicht daran hindern konnte! „Kann ich dir vertrauen?“ Noreen sah Sam beschwörend an. In ihren ganzen fünfundzwanzig Jahren hatte sie noch kein Mann so behandelt wie er, mit einem Verlangen und einer Ehrerbietung, die ihr das Gefühl gaben, gleichzeitig zerbrechlich und stark zu sein.
„Wenn du da erst fragen musst, dann nein“, antwortete er knapp.
„Es gibt da vieles zwischen Miss Rachel und diesem bösen Teufel, was du nicht weißt.“
„Sprich nicht so über ihn. Er ist ein guter Mensch.“
„Du weißt gar nichts! Ich habe mit eigenen Ohren Dinge aus Miss Rachels Mund gehört, die deine Meinung schon ändern werden!“, unterbrach sie ihn heftig. Schnell warf sie Vera einen Blick zu. Aber die hatte nichts bemerkt. „Bevor ich dir also alles verrate – bist du Manns genug für mich, Sam Smith? Wirst du mir die Wahrheit glauben? Wirst du tun, worum ich dich bitten muss? Denn wenn sie plant, was ich glaube, und es geht schief ... Heilige Mutter Gottes! Nichts könnte sie dann noch retten. Sie nicht, und ihre Schwestern auch nicht. Dabei soll Miss June doch bald heiraten!“
Sams Schweigen zog sich lange hin, zu lange. Noreens flehender Blick wurde hart, und sie wollte sich stolz von ihm abwenden.
Doch dann kam seine Antwort, kurz und rückhaltlos. „Ja.“
„Miss Meredith!“
Joseph Walsh ließ die elegant gekleidete blonde Dame, die ihn mit einem süßen Lächeln und einem freundlichen Nicken begrüßte, sofort herein. Er war das letzte Mal streng von seinem Herrn getadelt worden, weil er dieser Frau nicht die angemessene Gastfreundlichkeit erwiesen hatte. Es lag nicht in seiner Absicht, diesen Fehler zu wiederholen, indem er sie zu lange auf der Schwelle warten ließ.
„Lord Devane wünscht meine Anwesenheit“, verkündete Miss Meredith strahlend.
„Sind meine Freunde, Mr. und Mrs. Saunders bereits gekommen?“, fügte sie zu Josephs Erstaunen hinzu.
Der Butler räusperte sich verlegen und bemühte sich, die Fassung zu wahren.
„Nun ... nein, Miss Meredith. Soweit ich mir dessen bewusst bin, werden sie auch nicht erwartet“, sagte er zerknirscht. „Seine Lordschaft ist nämlich nicht daheim.“ Er runzelte bekümmert die Stirn. Es musste Lord Devanes Schuld sein. Es wäre nicht das erste Mal, dass er sich von seinem liederlichen Stiefbruder mitreißen ließ und sich bereits um sechs, wenn sie gemeinhin am Mittwoch das Haus verließen, in einem leicht angetrunkenen Zustand befand.
Nur wusste Joseph jetzt nicht so recht, wie er dieser reizenden Dame mit den sanften Augen mitteilen sollte, dass sein Herr sie wohl versetzt hatte, weil er zu betrunken gewesen war, um sich an ihre Verabredung zu erinnern. Doch er gedachte seiner Pflichten als tadelloser Butler, der seinen Herrn in jeder Lage unterstützte, und beteuerte zuversichtlich: „Ich bin davon überzeugt, er wird bald zurückkehren ...“ Insgeheim hatte er schon einen Lakaien auserkoren, an all jenen zwielichtigen Orten, die Seine Lordschaft gemeinsam mit seinem
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