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03 - komplett

03 - komplett

Titel: 03 - komplett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 2 Romane
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Schwiegertochter, und wer könnte es ihr verübeln? Geh zurück zu deiner Gattin, Sheldon, ehe ich vergesse, dass wir einmal Freunde waren.“
    Tobias Sheldon nahm seinen Gehrock vom Stuhl und enthüllte dabei eine Pistole, die auf dem Sitz lag. Nachdenklich nahm er die Waffe in die Hand.
    „Wenn du sie benutzen willst, nur zu“, sagte Adam gelassen. „Um unseren Familien allerdings den Skandal zu ersparen, möchte ich einen diskreteren Ort für unser kleines Treffen vorschlagen. Ich suche uns eine versteckte Lichtung, und du kannst meinetwegen die Wahl der Waffen haben.“
    Sheldon warf seiner Geliebten einen kurzen Blick zu, dann steckte er die Waffe mit belämmertem Gesichtsausdruck in die Tasche. Theresa funkelte ihn wütend an.
    „Sehr vernünftig“, sagte Adam flüchtig lächelnd. „Sie ist den Ärger nicht wert, nicht wahr?“
    Ohne zu antworten, stürzte Tobias Sheldon aus der Tür und die Treppe hinunter.
    Theresa kniff verärgert die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen, griff nach einem Schuh und warf ihn auf Adam. Geschickt wich er der zierlichen Stiefelette mit einem Schritt zur Seite aus. Der Schuh prallte an die Tür und fiel zu Boden. Adam hob eine dunkle Augenbraue, worauf Theresa aus dem Bett sprang, zu ihm hinüberlief und auf ihn einschlug. Seine starken Arme hinderten sie indes daran, ihm das Gesicht zu zerkratzen. Gleich darauf schmiegte sie sich sinnlich an ihn, doch er stieß sie leicht zurück.
    „Zieh dich an, Theresa. Ich warte unten auf dich, allerdings nicht länger als zehn Minuten.“
    „Zehn Minuten!“, schnaubte sie und schaute vielsagend auf ihr elegantes Kleid, das achtlos hingeworfen über einem Schemel lag. „Glaubst du ernsthaft, ich könnte mich in zehn Minuten wieder schicklich machen?“
    „Keineswegs, meine Liebe“, erwiderte er. „Das würde dir meiner Ansicht nach nicht einmal in zehn Jahren gelingen. Zieh einfach deine Kleider an, und spar dir das Schmollen für den Heimweg auf. Sheldon ist gegangen, seine Brieftasche hat er mitgenommen. Also tust du entweder, was ich dir sage, oder du musst selbst sehen, wie du nach Hause kommst.“
    Er verließ das Zimmer, um gleich darauf freudlos aufzulachen, als er hörte, wie etwas auf die Tür, die er eben geschlossen hatte, prallte. Sie hatte wohl auch den anderen Schuh nach ihm geworfen, begleitet von einem schrillen Schrei der Wut und originellen Flüchen. Gerechterweise musste er zugeben, dass einige ihrer Beschimpfungen berechtigt waren.
    Im Schankraum ließ er sich einen Brandy geben und setzte sich an einen Tisch beim Fenster. Er starrte in die Dunkelheit, die nur durch den schwachen Schein einer Öllampe erhellt wurde. Draußen im Hof sprach Tobias Sheldon mit einem Stallburschen, der gerade seine Kutsche vorgefahren hatte. Bald darauf verschwand die Kutsche in der Nacht. Adam nahm Sheldons Abreise mit gewisser Wehmut zur Kenntnis. Sie waren gute Freunde gewesen, und nun war ihre Freundschaft wegen dieses Weibsbildes getrübt. Doch er wusste aus eigener Erfahrung, wie überzeugend Theresa sein konnte. Er wünschte sich, er hätte damals ihrem verführerischen Charme widerstanden, denn nur durch ihn war sie in die Familie aufgenommen worden und genoss es nun mit wahrhaft diebischem Vergnügen, einen Bruch herbeizuführen.
    Er lehnte sich in dem unbequemen Stuhl zurück und holte seine Taschenuhr hervor.
    Es war schon spät, und er wusste, dass Theresa sich mindestens eine Stunde Zeit lassen würde, ehe sie sich bequemen würde, nach unten zu kommen. Missgelaunt blickte er wieder in den Hof. Vermutlich war es vernünftiger, die Abfahrt bis zum Morgen aufzuschieben. Er fand wenig Gefallen an der Aussicht, in der Nacht unterwegs zu sein und sich möglicherweise außer mit einer nörgelnden, schmollenden Furie auch noch mit Wegelagerern abgeben zu müssen. Den Mund zu einem bitteren Lächeln verziehend, hob er das Brandyglas an die Lippen, nur um es gleich darauf erstaunt wieder zu senken. Der Anblick, der sich ihm vor dem Fenster bot, verblüffte ihn derart, dass jeglicher Zynismus aus seiner Miene verschwand.
    Nicht sicher, ob er seinen Augen trauen konnte, rückte er näher an die Scheibe heran, um sich davon zu überzeugen, dass im Hof tatsächlich die junge Schwägerin seines besten Freundes stand. Ihr goldblondes Haar umrahmte ihr Gesicht wie ein strahlender Glorienschein. In einem Zug leerte er das Brandyglas und stand auf.
    Sylvie fuhr sachte mit der Hand über die glänzende Kutsche und runzelte die

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