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03 - komplett

03 - komplett

Titel: 03 - komplett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 2 Romane
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vorgefallen ist.“
    „Wir haben ein Zimmer geteilt“, gab Sylvie leise zu. „Es war nur noch eine Kammer im Gasthof frei. John hat im Sessel geschlafen, und ich habe die Nacht im Bett verbracht. Er hat sich mir gegenüber jederzeit freundlich und wie ein Gentleman verhalten.“
    Mrs. Meredith war aschfahl geworden. „Ihr habt im selben Zimmer genächtigt!“, flüsterte sie entsetzt.
    „Wäre es dir lieber gewesen, sie hätten die Etikette gewahrt und in der kalten Kutsche die Nacht verbracht?“, warf Mr. Meredith ein. „Ich bin jedenfalls froh, dass sie sich für die Bequemlichkeit und Sicherheit eines Gasthofes entschieden haben.“
    Während sich seine Gattin mithilfe ihres Riechsalzes von dieser unfassbaren Offenbarung erholte, fügte er schnell hinzu: „Wir sollten die ganze Angelegenheit ruhen lassen und nicht weiter darüber sprechen. Wenn man in der Öffentlichkeit bemerkt, dass wir Streit haben, wird das sicherlich Fragen aufwerfen. Und dann fängt der ganze Ärger erst an.“
    Unter den Lidern hervorlugend, sah Sylvie, dass dieses Argument ihrer Mutter einzuleuchten schien, denn sie schloss den Deckel des Riechsalzfläschchens und stellte es zur Seite. Sylvie hätte ihren Vater am liebsten umarmt, und natürlich hatte er recht. Falls herauskam, dass sie durchgebrannt und unverheiratet zurückgekommen waren, wäre ihr Ruf irreparabel geschädigt.
    Das Wissen, dass John für ihr Handeln zur Rechenschaft gezogen wurde, quälte sie und ließ sie vor Scham erröten, obwohl sie natürlich gewusst hatte, dass sie sich dem Zorn ihrer und seiner Eltern würden stellen müssen. Bedächtig sagte sie: „Ich denke, ich sollte Mr. und Mrs. Vance schreiben und erklären, wie ...“
    „Davon würde ich an deiner Stelle absehen, Liebes“, warf Mr. Meredith ein. „Ich denke, die Vances wissen, dass du John um deinen kleinen Finger wickeln kannst, Sylvie. Sie werden es sicherlich nicht zu schätzen wissen, wenn man ihnen diese Tatsache auch noch unter die Nase reibt. Lass John diese Sache mit seiner Familie auf seine Art regeln, sonst machst du den Jungen nur lächerlich. Aber ich vergaß, er ist ja gar kein Junge mehr.“
    „Dem Himmel sei Dank, dass niemand Zeuge dieser skandalösen Angelegenheit wurde“, bemerkte Mrs. Meredith, den Blick argwöhnisch auf ihre demütig blickende Tochter gerichtet. „Oder bist du einem unserer Bekannten begegnet?“

    Diesen Moment hatte Sylvie gefürchtet. Sie durfte nicht länger lügen, allerdings brachte sie es auch nicht über sich, einzugestehen, dass sie Lord Rockingham, einer der bedeutendsten Persönlichkeiten der feinen Gesellschaft, begegnet waren und ihn überdies auch noch angeschwindelt hatten. Ihre Mutter würde wahrscheinlich vor Entsetzen auf der Stelle tot umfallen, und auch ihr Vater wäre danach gewiss nicht mehr so milde gestimmt. „Wir haben nur an einem Gasthof haltgemacht, dem
    ‚George and Dragon‘. Ich habe mich niemandem anvertraut, der uns verraten würde, Mama“, sagte sie, ihre Worte sorgfältig wählend. „Und Johns Eltern werden dieses Geheimnis selbstverständlich wahren.“
    „Aber wenn wir am Wochenende zum Dinner zu den Robinsons gehen, und das werden wir, dann denke bitte daran, dass du mit einer Erkältung darniederlagst.
    Erwähne dies unbedingt mehrere Male“, wies Mrs. Meredith ihre Tochter mit strengem Blick an.
    Bedrückt nahm Sylvie diese Neuigkeit zur Kenntnis. Offenbar stand ihr eine Begegnung mit Hugo Robinson unmittelbar bevor. Pflichtschuldig nickte sie und strich über ihr elegantes Kleid. Sie hatte sich absichtlich herausgeputzt, um ihre Mutter versöhnlich zu stimmen, und ihr himmelblaues Morgenkleid mit den cremefarbenen Rosenknospen gewählt. Die Hände sittsam vor dem Körper gefaltet, den blond gelockten Schopf gesenkt, sah sie wie ein Engel aus.
    Mrs. Meredith war der liebreizende Anblick ihrer sonst so ungezügelten Tochter nicht entgangen, und sie nahm diesen mit Wohlwollen auf. „Wie ich sehe, hast du dir heute einmal Mühe mit deinem Aussehen gegeben. Es ist schön, dich endlich einmal in einem hübschen Kleid zu sehen statt in diesen grässlichen Kniehosen, die du üblicherweise zu tragen pflegst.“
    Sylvie lächelte. „Papa und ich werden erst gegen Nachmittag ausreiten und ...“
    Hinter dem Rücken seiner Gattin schüttelte Mr. Meredith rasch den Kopf. Seine Geste verstehend, krauste Sylvie die Nase. „Vielleicht reiten wir auch gar nicht aus.
    Es sieht nach Regen aus.“
    „Nicht nur vielleicht,

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