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03 - komplett

03 - komplett

Titel: 03 - komplett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 2 Romane
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sondern ganz sicherlich wirst du nicht ausreiten. Solche Unternehmungen sind dir bis auf Weiteres erst einmal untersagt. Wie ich deinem Vater schon sagte, ist es höchste Zeit, dass du dich wie eine gut erzogene junge Dame benimmst statt wie ein Wildfang. Du wirst dich daher zukünftig nicht mehr wie ein Stallbursche kleiden und verhalten. Vielleicht kann June dich ja zur Vernunft bringen, wenn sie zu Besuch kommt.“
    „June kommt zu Besuch? William auch?“ Bei dieser willkommenen Nachricht besserte sich Sylvies Laune sofort.
    „Ja. Wir haben den Brief deiner Schwester an dem Morgen erhalten, da du verschwunden bist. Dieser Tag war außerordentlich nervenaufreibend, das kann ich dir versichern“, grummelte Mrs. Meredith. „June hat uns sehr kurzfristig über ihren Besuch informiert, und du hast uns über deine Absicht, wegzulaufen, gar nicht in Kenntnis gesetzt.“
    Bevor ihre Mutter Gelegenheit hatte, Einwände zu erheben, umarmte Sylvie sie und gab ihr einen Kuss auf die Wange. „Ich werde den Dienstboten helfen, die Gästezimmer vorzubereiten. Bringt June auch Jacob mit?“, fragte Sylvie. Sie liebte all ihre Nichten und Neffen, doch der kleine Jacob mit seinem zahnlosen Lachen und den goldblonden Locken hatte einen besonderen Platz in ihrem Herzen erobert.
    Auch Junes Gatten mochte sie. William Pemberton war ein netter, allseits beliebter Gentleman. Erst als ihr bewusst wurde, wer der beste Freund ihres Schwagers war, trübte sich ihr Lächeln. Sie wusste, dass sie möglichst bald mit Lord Rockingham Kontakt aufnehmen musste, um ihm reumütig ein Geständnis zu machen ...
    „Es ist mir unbegreiflich, dass du wieder zurückgekommen bist, wo du schon die Kühnheit gefunden hattest, zu gehen“, sagte June Pemberton. Sie hatte es sich in dem kleinen Sessel, der vor dem Fenster in Sylvies Schlafgemach stand, gemütlich gemacht. Auf ihrer zarten Schulter ruhte die rosige Wange ihres schlafenden Sohns.
    Leicht streichelte sie seinen Rücken, doch ihre großen bernsteinfarbenen Augen waren auf das Gesicht ihrer jüngeren Schwester gerichtet und funkelten vor Neugier.
    Sylvie zuckte die Schulter und nagte an ihrer Unterlippe.
    „Du musst doch wissen, warum du deine Meinung geändert hast“, bohrte June weiter. „Hast du dich etwa mit John gestritten?“
    Sylvie schüttelte den Kopf. „Ich weiß auch nicht, warum ich es mir anders überlegt habe. Wahrscheinlich hat mich das schlechte Gewissen geplagt. Unser Vorhaben durchzuführen schien mir plötzlich nicht mehr ... richtig.“ Und das war die Wahrheit, darüber war sie sich unvermittelt im Klaren. Sie war nicht plötzlich wieder zu Sinnen gekommen oder hatte eine spontane Entscheidung getroffen, die sie nun bereute.
    Nein. Ganz unverhofft hatte sie ein nicht zu bezwingendes Unbehagen bei dem Gedanken an eine Heirat mit John gespürt, und ihre Bitte zurückzukehren, war ihr wie von selbst über die Lippen geschlüpft. Selbst als sie sah, wie gekränkt und verwundert John war, hatte sie darauf beharrt, ihr Vorhaben abzubrechen.
    Mehrere Wochen hatten sie damit verbracht, jede Einzelheit zu planen, und sie war es schließlich auch gewesen, die John dazu überredet hatte, mit ihr durchzubrennen, die ihn davon überzeugt hatte, dass alles gut enden würde. Er hatte guten Grund, nun wütend auf sie zu sein, weil sie es sich so abrupt anders überlegt hatte.
    Seltsamerweise hatte sie sogar gehofft, dass er ihr seine Enttäuschung zeigte, dass er einmal seine Meinung sagte und sie dazu überredete, ihr Vorhaben durchzuführen.
    Vielleicht wäre alles anders gekommen, wenn er nur ein einziges Mal den Ton angegeben und sich ihr gegenüber durchgesetzt hätte. Aber er hatte einfach abgewartet und sie über ihre gemeinsame Zukunft entscheiden lassen.
    Die Lüge, die sie Lord Rockingham erzählt hatte, war nun doch nicht zur Wahrheit geworden, und sie musste die Folgen ihrer grässlichen Täuschung tragen. Lord Rockingham und ihr Schwager William hatten viele gemeinsame Bekannte und sollte im Gespräch zufällig eine Mrs. John Vance erwähnt werden ... Sylvie krauste nachdenklich die Stirn, während sie über das ausgesprochene Pech nachdachte, ausgerechnet ihm über den Weg gelaufen zu sein. Wäre er nicht im Gasthof gewesen, hätte sie den Plan, Mrs. John Vance zu werden, vermutlich nicht aufgegeben, denn erst nach ihrer Begegnung waren ihr Zweifel an ihrem Plan gekommen.
    Sylvie streckte die Arme nach ihrem Neffen aus, und June reichte ihr das schlafende Baby

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