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03 Nightfall - Zeiten der Finsternis

03 Nightfall - Zeiten der Finsternis

Titel: 03 Nightfall - Zeiten der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Phoenix
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Weite der Nacht verhallten.
    Blut troff ihm aus der Nase.
    Dante öffnete die Augen und betrachtete, was er in Händen hielt. Ein weißes Mäuschen mit blauen Augen blinzelte ihn an. Auf dem Rücken hatte es winzige schwarze Flügel aus feinstem Gewebe, die bei jedem Flattern leise klingelten.
    »Na los, mach dich auf«, murmelte er und warf die falterartige Maus in die Luft. Sie flog davon und nahm ihr leise klingendes Lied mit sich.
    »Eine herrliche Schöpfung. Allein, was tut sie?«
    »Momentan fliegt sie«, antwortete Dante und wischte sich mit dem Handrücken das Blut von der Nase. Dann drehte er sich zu dem um, der mit ihm geredet hatte.
    Der gefallene Engel, dem er gegenüberstand, war fast so groß wie Lucien. Ein kobaltblauer Rock bedeckte seine Hüften und reichte bis zu seinen Knien. Sein kurzes lilienweißes Haar leuchtete hell im Mondlicht. Er hatte seine weißen Fittiche hinter dem Rücken zusammengefaltet und musterte Dante aus goldgefleckten blauen Augen. Sein ausdrucksvolles Gesicht strahlte.
    »Wundervoller Creawdwr «, sagte er und senkte den Kopf. »Du scheinst verletzt.«
    Dante wischte noch einmal das Blut unter seiner Nase weg. »Es geht mir gut. Kennst du meinen Namen?«
    Der Engel nickte.
    »Dann benutze ihn. Wer bist du?«
    »Man nennt mich Morgenstern.«
    Heather, die ihre Browning mit beiden Händen festhielt, trat neben Dante. »Morgenstern? Wie in Abendstern?«
    Der gefallene Engel legte den Kopf schief, ein wissendes Lächeln umspielte seinen Mund. »Ah, die bezaubernde, geschätzte Heather Wallace. Es freut mich, dass wir einander kennenlernen.«
    »Woher zum Teufel kennst du ihren Namen?«, fragte Dante und ballte die Fäuste. »Einen Moment. Du warst der, der in unser Motelzimmer eingebrochen ist. Nicht?«
    Der Morgenstern zuckte die Achseln. »Ich behielt dich im Auge. Für deinen Vater.«
    »Dann lebt Lucien also«, sagte Dante beruhigt und entspannte seine Hände. »Ist er in Gehenna?«
    Luzifer kam näher. Sein Rock schwang um seine Schenkel. Sein Geruch nach frischem Baumsaft, Bitterorangen und Moschus wehte durch die Luft. Dante bemerkte neben sich eine Bewegung. Heather hob die Pistole. Ein Lächeln erhellte das Gesicht des Gefallenen. Aber er blieb stehen.
    »Lebt?«, sagte der Morgenstern. »Ja. Aber es geht ihm schlecht. Lilith hat ihn an Gabriel verraten, und der hat durch einen Blutzauber Luciens Schicksal an das Gehennas geknüpft.«
    Dante lief es kalt den Rücken hinunter. »Das Schicksal Gehennas? Was heißt das?«
    »Nachdem Gehenna nun Jahrtausende ohne die Energie eines Creawdwr auskommen musste, beginnt es zu vergehen. Ohne dich – ohne deine Kraft – wird Gehenna untergehen, und mit ihm dein Vater.«
    In Dante brauste ein Sturm des Zorns auf, der seinen Hunger noch einmal anfachte. »Warum tut dieser Gabriel ihm das an?«
    »Hat dir das Lucien nie erzählt?«
    »Würde ich sonst fragen?«
    Der Morgenstern zog eine frostweiße Braue hoch. »Wohl nicht. Dein Vater hat den letzten Creawdwr ermordet, einen Schöpfer namens Jahwe. Dann floh er aus Gehenna.«
    Heather holte hörbar Luft. Dante hatte das Gefühl, als habe man gerade einen Kübel Eiswasser über ihm ausgeschüttet. »Menteur«, knurrte er. »Du bist nur ein weiterer gottverdammter Lügner.«
    Die Miene des Morgensterns wurde ausdruckslos. Er hob besänftigend beide Hände. »Das ist keine Lüge«, erklärte er leise und ruhig. »Ich kann dich zu Lucien bringen, und dann kannst du ihn selbst fragen.«
    »Mit dir gehe ich nirgendwo hin«, entgegnete Dante. »Lucien hat mich vor den Gefallenen gewarnt, und er hätte es mir gesagt, wenn es eine Ausnahme zu der Regel ›Alle-Gefallenen-wollen-dich-fesseln-und-benutzen‹ gegeben hätte, und da er nichts dergleichen gesagt hat, bist du ein Betrüger.«
    »Er wusste nicht, dass einer von uns auf seiner Seite stehen würde«, meinte Luzifer. »Das konnte er nicht wissen. Es hat sich viel verändert, seit er aus Gehenna wegging.«
    »Ich glaube dir trotzdem nicht.« Dante kam über den Asphaltweg, um sich vor dem nun argwöhnisch wirkenden Gefallenen aufzubauen. »Ich will, dass du mir den Weg nach Gehenna zeigst.«
    Der Morgenstern wich einen Schritt zurück und fasste sich mit der Hand ans Kinn, als denke er über Dantes Worte nach, aber Dante wusste, dass er außer Reichweite zu gelangen versuchte. »Ich muss dich hinbringen«, sagte er. »Das Tor ist im Himmel …«
    »Nein, zeig es mir.« Dante klopfte sich mit einem Finger an die Schläfe. »Lass mich

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