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03 Nightfall - Zeiten der Finsternis

03 Nightfall - Zeiten der Finsternis

Titel: 03 Nightfall - Zeiten der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Phoenix
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Aufmerksamkeit wieder auf Emmett. Er sah ihn scharf an. »Er mag müde sein oder vielleicht sogar betrunken, aber sein Gehirn scheint gut zu funktionieren«, dachte Emmett.
    »Hat einer von Ihnen eine Idee, was hier vorgefallen sein könnte?«
    »Nein. Ich wünschte, wir hätten eine.«
    »Was ist mit den Skulpturen?«
    »Die Kunstfertigkeit der Arbeiten ist unglaublich«, sagte Emmett. »Aber ich habe nicht die leiseste Ahnung, woher sie kommen oder wer hier Stonehenge gespielt hat.«
    »Was sagt Goodnight?«
    Emmett fuhr sich mit den Fingern durchs Haar und überlegte. Er versuchte, seiner Stimme einen grüblerischen Ausdruck zu verleihen. »Sie glaubt, die Statuen sollen gefallene Engel darstellen. Irgendwie wegen der Flügel. Aber sonst …« Er zuckte die Achseln.
    Merris Worte, die sie vor dem weißen, zwischen den Bäumen knienden Engel an ihn gerichtet hatte, hallten noch klar und deutlich in seinem Inneren wider.
    »Wir behalten das erst einmal für uns. Ich möchte mit meiner Mère de sang sprechen und sie um Rat fragen. Das ist eine gewaltige Sache, Em«, hatte sie gesagt.
    »Ich weiß, dass es gewaltig ist«, hatte er geantwortet. »Aber warum sollen wir es vor den Bossen geheim halten?«
    Merri hatte einen Moment lang fast unsicher gewirkt, wobei er allerdings ihre Miene unter der Hutkrempe nicht genau hatte erkennen können. Sie hatte den Kopf geschüttelt und dann so leise gesprochen, dass es fast ein Flüstern gewesen war: »Ich weiß nicht. Es ist nur so ein Bauchgefühl.«
    Das war alles gewesen, was Emmett wissen musste. Er hatte genickt. Es hatte ihm gereicht.
    Gillespie sah Emmett lange an, während er wie ein Besessener auf seinem Kaugummi kaute. Dann meinte er: »Kommen Sie. Ich habe für Sie und Goodnight weitere Anweisungen.«
    »Gut.«
    Er folgte Gillespie vom Schlafzimmer durch das Gästehaus in den grauen Morgenregen hinaus. Gillespie blieb auf der obersten Stufe unter dem überhängenden Dach stehen. Der Regen verbreitete einen Dunst, der nach Kiefern duftete und den Emmett gierig einatmete, um den Gestank des Todes aus Nase und Rachen zu vertreiben.
    Einige Kriminaltechniker liefen gerade den Umkreis der Höhle ab und gaben ihre Messdaten in kleine Organizer ein. Ein Sattelschlepper, an dessen Anhänger seitlich in großen Lettern »Wir bewegen was!« stand, parkte neben dem Engel-Stonehenge. Die hinteren Türen waren weit geöffnet, und eine Rampe ragte aus dem Inneren wie eine metallische Zunge nach draußen.
    Ein Gabelstapler hob gerade einen Steinengel in den Laster. Zwei Männer in gelblichen Overalls kämpften mit dem Gewicht der Statue und schoben sie mühsam an ihren vorgesehenen Platz.
    Merri stand neben der Rampe, den Rücken zum Gästehaus, das Körpergewicht auf ein Bein verlagert. Regen troff von der Krempe ihres Huts herab und befeuchtete die Schultern ihrer Wildlederjacke. Neben dem Sattelschlepper und den Steinfiguren sah sie noch kleiner aus als sonst – fast wie ein Kind. Rauch stieg von der Zigarette, die sie zwischen den Fingern hielt, auf.
    Als spüre sie seine Gegenwart, drehte sie sich mit einer geschmeidigen Bewegung zu Emmett um und sah ihn fragend an. Er machte eine Bewegung mit dem Kopf, um anzudeuten, sie solle zu ihm kommen.
    Merri nickte, sog ein letztes Mal an ihrer Zigarette und schnippte sie dann ins nasse Gras. Sie stieß hellen Rauch zwischen den Lippen hervor und lief über den zerstörten Rasen zu dem Gästehaus.
    »Chef«, brummte sie, als sie zu den beiden Männern trat. »Was gibt’s?«
    »Sie beide werden Sheridan nach Alexandria zur Einsatznachbesprechung begleiten«, erklärte Gillespie. »Am Portland International wartet bereits ein Flugzeug auf Sie. Je schneller Sie loskommen, desto besser. Hier wird es allmählich heiß. Reporter, neugierige Nachbarn … es wird nicht mehr lange dauern, bis die hier eintreffen.«
    Emmett betrachtete das Tarnnetz, das über das gesamte Anwesen gespannt war. »Was ist mit Sheridans Verletzung?«
    »Ein Sanitäter wird Sie begleiten«, erwiderte Gillespie.
    »Kommen die Figuren auch nach Alexandria?«, fragte Merri.
    Gillespie nickte. »Weshalb interessiert Sie das?«
    »Reine Neugier, Chef«, antwortete Merri achselzuckend. »Ich habe so was noch nie gesehen.«
    Gillespie brummte etwas Unverständliches und verschränkte die Arme. Seine Goretex-Jacke raschelte.
    Aus dem Eingang zur Höhle ertönte das inzwischen bekannte Lied: Heilig, heilig, heilig. Emmett lief ein kalter Schauer über den Rücken. Die

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