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03 Nightfall - Zeiten der Finsternis

03 Nightfall - Zeiten der Finsternis

Titel: 03 Nightfall - Zeiten der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Phoenix
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nicht nötig, ihn aufzuscheuchen – es sei denn, sie brachte tatsächlich etwas Interessantes in Erfahrung.
    Warum zum Beispiel Gillespie sie belogen hatte, was die angebliche Verbesserung von Prejeans Fähigkeiten betraf.
    Verbessert – wer’s glaubt, wird selig.
    Sie wählte die Treppe statt des Aufzugs, um das Büro des Kretins Purcell zwei Stockwerke tiefer zu erreichen. Merri bewegte sich übernatürlich schnell den Gang entlang, bis sie an dessen Ende zu einer Tür mit der Aufschrift »Ausgang/Treppe« kam. Sie drückte den großen Riegel herunter und eilte ins Treppenhaus – ein verschwommener Fleck auf den Bildschirmen der Sicherheitskameras neben den Ausgängen.
    Im vierten Stock riss sie die Tür auf und trat in einen weiteren, leeren Flur. Sie blieb vor Purcells Büro stehen. Das Licht war aus, die Tür zu. Mr. Kretin war nicht da. Ein grünes Lichtchen blinkte auf der Sicherheitstastatur in der Wand und zeigte an, dass Purcells Tür unverschlossen war.
    Heißt wohl, dass er nur kurz weg ist, dachte sie.
    Merri drehte den Knauf und öffnete die Tür gerade weit genug, um sich hindurchdrängen zu können. Sie betrat das Büro. Ein Hauch von Nelkenzigaretten lag noch in der Luft und vermischte sich mit Purcells Aftershave – einer Mischung aus Ingwer, grünem Tee und Bitterorange.
    Sie hielt inne und wartete, bis sich ihre Augen an das Dunkel des unterirdischen Büros gewöhnt hatten. Mit Hilfe des schwachen Lichts, das durch die Milchglaspaneele der Tür fiel, und der gelblichen und grünen Lichter an Purcells Rechner und Drucker schlich sie zu seinem Schreibtisch.
    Sie berührte die Maus, und der schlafende Bildschirm erwachte zum Leben. Ein Bild des Stonehenges der Gefallenen, deren weiße Steinkörper im Regen glitzerten, zeigte sich auf dem Bildschirm. Merri lief es eiskalt den Rücken hinunter.
    Etwas, das über die Kräfte der Sterblichen und selbst der Vampire hinausgeht …
    Merri holte den Stick aus der Jackentasche und steckte ihn in den USB -Port an Purcells Dell. Sie begann sofort, alle Dateien und Dokumente herunterzuladen, die ihr zur Verfügung standen. Später wollte sie diese in ihrem Zimmer auf ihrem Laptop näher ansehen und in Ruhe die Spreu vom Weizen trennen.
    Das Geräusch von Schritten im Flur ließ sie aufhorchen. Merri hielt inne und lauschte. Es waren zwei verschiedene Schritte, die sich da näherten. Zwei Herzschläge – einer gehörte zu einem Sterblichen, während der andere langsam genug war, um einem Vampir zu gehören.
    Mr. Kretin und wahrscheinlich irgendein Schleimbeutel. Zeit, sich aus dem Staub zu machen.
    Merri zog den USB -Stick aus dem Port und richtete sich auf. Plötzlich drehte sich das Zimmer um sie herum, und sie klammerte sich an die Schreibtischplatte, um nicht umzukippen. Ihr wurde schwarz vor Augen.
    O nein! Diese verdammten Wachtabletten, dachte sie.
    Merri senkte den Kopf.
    Nach einem Augenblick hörte das Zimmer wieder auf, sich zu drehen, und die schwarzen Flecken vor ihren Augen verschwanden. Sie schob den Stick in die Tasche und hastete zur Tür. Die Schritte kamen immer näher, aber sie hatte noch Zeit zu verschwinden, ohne gesehen zu werden.
    Merri glitt durch den Spalt und schloss leise die Tür hinter sich. Da Purcell in Begleitung eines Vampirs zu sein schien, verstärkte sie die Schilde um ihr Bewusstsein.
    Sie bewegte sich übernatürlich schnell den Gang entlang und bog in einen kleinen Seitenflur ab, wo sie unter der Tür eines dunkel daliegenden Büros Deckung suchte. Eilig drückte sie sich in den Schatten.
    Sekunden später kamen zwei Männer raschen Schrittes an der Stelle vorbei, wo sich die beiden Flure kreuzten. Der Mann neben Purcell trug einen schmal geschnittenen Anzug und war sehr groß – ähnlich wie Emmett mit seinen eins achtundachtzig. Er hatte kurzes, goldbraunes Haar, das in einem modisch-europäischen Stil frisiert war. Seine gebräunte Haut zeigte Merri deutlich, dass er kein Vampir war. Sie nahm einen Geruch von Vanille, Löwenzahn und einen Hauch von Ozon wahr.
    Kein Vampir. Aber auch kein Sterblicher.
    »Sie sind sicher, dass das, was Sie gesehen haben, nicht nur ein Ausdruck von Wahnsinn war? Eine geistige Verwirrung?«, fragte Purcell. Er öffnete die Tür zu seinem Büro, schaltete das Licht ein und trat ein.
    Sein Begleiter blieb auf der Schwelle stehen und warf einen Blick zu der Stelle zurück, wo der Flur abzweigte, in dem sich Merri befand und an dem er gerade vorbeigegangen war. Er legte den Kopf schief.

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