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03 - Saison der Eifersucht

03 - Saison der Eifersucht

Titel: 03 - Saison der Eifersucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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elegant gekleideten Herrn
angesprochen.
    »Ist das Ihr Hund?«
fragte der Gentleman. Joseph blickte auf - es geschah nicht oft, dass
Joseph, der groß war, zu jemandem aufblicken musste - und sah in ein
kräftiges, schönes Gesicht, das vom Rand eines Biberhuts überschattet war.
    »Nein«, sagte
Joseph, der sich für Beautys räudiges Aussehen schämte. »Er gehört meiner
Herrin.«
    »Er sieht krank
aus«, sagte der hochgewachsene Gentleman. Er beugte sich zu Beauty hinab, der
zitternd im Regen auf dem Gehsteig saß, schaute seine Zähne an und bog dann
seine Schlappohren, eins nach dem anderen, zurück.
    Er richtete sich
auf. »Der Hund hat in beiden Ohren Geschwüre. Geben Sie mir Ihre Adresse, dann
werde ich Ihrer Herrin eine Tinktur bringen, die das Tier in ein paar Tagen von
seinen Beschwerden befreit.«
    Joseph, der die
elegante Kleidung des Gentleman bereits im stillen gewürdigt hatte, sagte
schnell: »Clarges Street, Nummer 67. Miss Metcalf.«
    »Hier ist meine
Karte«, sagte der Gentleman.
    Joseph nahm sie und
las den Namen: MARQUIS OF HUNTINGDON. Seine Augen wurden ganz groß. Joseph
kannte all den Klatsch, den man über die besseren Leute kennen musste. Der
Marquis, erinnerte er sich, war lange im Ausland, in Amerika, gewesen, wo er
eine Tabakplantage in Virginia besaß. Angeblich war er einer der reichsten
Männer Englands - und der am besten aussehende.
    »Ja, Mylord«, sagte
er und verbeugte sich. so tief, dass seine Nase beinahe die Schnauze von Beauty
berührte. Der Marquis nickte und schlenderte mit seinem Freund, Lord Vere, die
Curzon Street hinunter.
    »Warum in aller
Welt hast du deine Zeit an dieses Scheusal von einem Hund verschwendet?« fragte
Lord Vere. »Es hat nichts, was nicht ein guter Schuss zwischen die Augen
kurieren könnte.«
    »Ich habe bemerkt,
dass er krank aussieht«, sagte der Marquis freundlich. »Aber du hast ganz
recht. Ich sollte diese wohltätigen Impulse zügeln. jetzt muss ich irgendeine
alte Jungfer mit Namen Metcalf in der Clarges Street Nummer 67 aufsuchen und
ihr für das Scheusal Medizin geben. Aber das Zeug ist gut. Ich habe es bei
meinen eigenen Hunden angewendet, und wenn ich ein Tier mehr vom Leiden erlöse,
warum nicht?«
    »Ich komme mit
dir«, sagte Lord Vere eifrig. »Wann gehst du hin?«
    »Wahrscheinlich
morgen. Warum brennst du so darauf, mich zu begleiten?«
    »Ordinäre Neugierde
ist der Grund. Ich möchte einen Blick in das Innere dieses berühmten Stadthauses
in der Clarges Street werfen und feststellen, wie die Lady aussieht, die Mut
genug hat, es zu mieten.«
    »Was ist denn so
Besonderes an dem Haus? Spukt es darin?«
    »Gewissermaßen. Es
liegt ein Fluch darauf. Den Leuten, die darin wohnen, passieren alle möglichen
merkwürdigen Dinge. Der neunte Duke of Pelham hat sich darin erhängt. Das Haus
gehört jetzt dem jungen Duke, aber er geht nie auch nur in die Nähe. Clara Vere-Baxton
ist gestorben, als sie darin wohnte, und in der letzten Saison hat Lady Tregarthan
herausgefunden, dass Clara von Dr. Gillespie ermordet wurde.«
    »O ja, ich erinnere
mich an den Skandal«, sagte der Marquis. »Aber du glaubst doch bestimmt nicht
an all diesen Unsinn von einem Fluch. Komm morgen mit mir, und wir werden -das
versichere ich dir - eine entzückende kleine alte Dame antreffen, ohne
Zweifel kurzsichtig, die nicht einmal weiß, dass ihr Hund krank ist.«
    Joseph überreichte
Harriet bei seiner Rückkehr die Visitenkarte des Marquis. Die Zwillinge waren
mit ihrer Zofe Emily beim Einkaufen»Harriet war zu schockiert über die
Feststellung, dass ihr Liebling krank war, als dass sie der Tatsache, dass es
ein Marquis war, der die Arznei bringen wollte, viel Beachtung geschenkt hätte.
Sie bat Joseph, ihr eine Schüssel Kaliumpermanganat, warmes Wasser und Watte zu
bringen.
    Dann kniete sie
sich neben Beauty hin und hob vorsichtig seine Ohren an. Sie zuckte zusammen,
als sie die entzündliche scharlachrote Infektion sah. Sie wusch liebevoll seine
Ohren aus und redete ihm gut zu, während er unglücklich mit den Augen rollte
und schwach ihre Hand leckte.
    So beschämt war
Harriet darüber, dass sie nicht gemerkt hatte, wie krank ihr Hund war, dass sie
vergaß, den Mädchen vom Marquis of Huntingdon zu erzählen. Sie wußte außerdem,
dass Sarah und Annabelle Beauty nicht mochten. Hätte Joseph ihr erzählt, dass
der Marquis ein heiratsfähiger und gutaussehender Mann sei, hätte sie
sicherlich die Zwillinge frühmorgens geweckt, um sie auf seinen

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