03 - Saison der Eifersucht
meinen«,
sagte Palmer, und eine gefährliche Röte stieg ihm ins Gesicht.
Rainbird musterte
ihn mit der Neugierde einer Dohle, als ob er hoffte, Palmer würde einen
Schlaganfall erleiden und diese Welt zu einem besseren Platz machen, aber
Palmer erholte sich schnell und verlangte die Haushaltsbücher zu sehen.
Schließlich und
endlich war die Geduldsprobe wieder einmal vorüber. Mrs. Middleton trug die
Bücher in ihren Salon zurück und tröstete sich mit reichlich fließenden Tränen,
denn Palmers unhöfliches und grobes Benehmen empfand sie immer wie einen
tätlichen Angriff. Sie trocknete ihre Tränen und blickte hoch, als Rainbird das
Zimmer betrat.
»Oh, Mr. Rainbird«,
stammelte sie und sprang aufgeregt auf. »Es tut mir leid, ich habe geweint, und
meine Augen sind so rot und ...«
»Es macht nichts«,
sagte Rainbird. »Ich habe einen Schluck Brandy mitgebracht, um uns beide zu
trösten. Ich weiß, wir sollten ihn mit den anderen teilen, aber sie brauchen
schließlich nicht so viel Trost wie wir. Wie mich dieser gemeine Mensch ärgert!
Und wir haben unser wohlverdientes Geld auch nicht an ein nichtsnutziges Pferd
verloren.«
»Ich meine, man
darf ihnen trotzdem keine Schuld geben«, sagte die Haushälterin. »Joseph hat
die Wette so verführerisch klingen lassen - und ich hätte ihm bestimmt
mein Geld auch gegeben, wenn Sie nicht so dagegen gewesen wären, Mr. Rainbird.
Wir können nicht alle so klug sein wie Sie.« Sie seufzte und blickte ihn voller
Bewunderung an, aber der Butler goss eifrig den Brandy ein und bemerkte ihren
heftig verliebten Gesichtsausdruck nicht.
»Nun, Mrs.
Middleton«, sagte Rainbird und machte es sich in einem abgewetzten Sessel
gegenüber der Haushälterin bequem, »die Dinge sehen recht hoffnungsvoll für die
kommende Saison aus. Palmer erzählte, eine Miss Metcalf habe das Haus gemietet.
Sie ist recht jung, aber sie begleitet dennoch bereits zwei junge Fräulein als
Anstandsdame bei deren Debüt. Dem Anwalt der neuen Mieterin zufolge ist diese
Miss Metcalf eine Art Heilige. Ich werde Sie bitten, unsere Löhne während der Mietzeit
zu erhöhen, und wenn es nur um das ist, was uns zusteht. Sie bringen eine
Kammerzofe mit ...«
Mrs. Middletons
Gesichtsausdruck wurde wieder ganz unglücklich. Die Kammerzofe vom letzten Jahr
hatte nicht nur den Salon der Haushälterin beansprucht, sondern auch Rainbirds
Herz erobert. »Soweit ich es erraten kann«, fuhr Rainbird gütig fort, »nimmt
diese Kammerzofe damit vorlieb, ein Zimmer mit Alice und Jenny zu teilen.«
»Nun, es wird
angenehm sein«" meinte Mrs. Middleton vorsichtig, »nur Ladys im Hause zu
haben. Sie sind so viel leichter zu versorgen als Gentlemen - natürlich
abgesehen von Ihnen, Mr. Rainbird. ja, junge Damen werden eine nette
Abwechslung sein.«
Miss Josephine Spencer stand mit einem
großen Seidenschirm über dem Kopf im Regen und beobachtete, wie sich die Misses
Hayner und Harriet darauf vorbereiteten, >Chorley Hall< zu verlassen. Sie
selbst hatte Harriet, Beauty und Harriets schäbige Koffer in ihrer Kutsche vom
Dorf herübergefahren.
Sie hatte sich ein bisschen
mit den Zwillingen unterhalten, bevor sie abreisten, und zu ihrer Erleichterung
festgestellt, dass ihr Betragen Harriet gegenüber durchaus herzlich war.
Darüber musste man sich also keine Sorgen machen.
Aber es hatte den
Anschein, als ob die Mädchen jetzt erst darauf kamen, dass Beauty ebenfalls
nach London reisen sollte.
»Du hast doch wohl
nicht vor, diese Promenadenmischung in die Gesellschaft einzuführen«, kicherte
Sarah. »Gib den Köter Miss Spencer. Ich bin überzeugt davon, dass sie ihn für
dich hütet.«
Harriet war
peinlich berührt. »Es tut mir leid, Sarah, aber ich muss darauf bestehen, dass
er mitkommt. Ich werde ihn von dir fernhalten. Er ist so ein guter Wachhund.« ,
»Du Dummchen«,
sagte Annabelle. »Du verstehst uns wohl nicht, liebe Harriet. Der Hund bleibt
hier.«
»Ich muss darauf
bestehen«, sagte Harriet, die Beauty reichlich gefüttert hatte, damit er
sanfter und ansprechbarer als sonst wirkte.
»Wenn du darauf
bestehst, dann soll er im Gepäckwagen mit Emily reisen.« Emily war die
Kammerzofe der Zwillinge. Miss Spencer schaute Emily neugierig an. Sie fand,
dass Emily mit ihren rotbraunen Haaren und den Augen, die einen sonderbaren
Stich ins Gelbliche hatten, wie ein Fuchs aussah. Emily sah ihre Herrinnen von
der Seite an, und dann verzog sie ihr Gesicht zu einer Grimasse.
»Ich glaube nicht,
dass das eine sehr gute
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