03 - Saison der Eifersucht
Idee ist meinte Harriet. Ich -«
Beauty entblößte
unvermittelt die Zähne, als ob er die Zwillinge mit einem düsteren hündischen
Lächeln verhöhnen wollte. Er knurrte ganz weit hinten in der Kehle; es klang
beängstigend
»Oh, also gut,
Harriet«, sagte Sarah. »Aber es ist sehr eigenartig von dir.«
»Danke«, sagte
Harriet mit sonnigem Lächeln. Ein Lakai hielt die Tür der Reisekutsche auf.
Harriet schob Beauty hinein und stieg dann selbst in die Kutsche.
In diesem Moment
sah Miss Spencer, wie sich Sarah Annabelle zuwandte und die Augen in
spöttischer Resignation zum Himmel verdrehte. Dann machte sie eine Bewegung,
als ob sie jemandem den Hals umdrehen wollte. Annabelle lachte hysterisch auf,
und dann bestiegen sie beide nach Harriet die Kutsche.
Miss Spencer
schüttelte den Kopf, als ob sie ihn von etwas befreien wollte. Es war nur
natürlich, dass jemand sich über Harriet ärgerte, weil sie darauf bestand, den
Hund mitzunehmen. Auf der anderen Seite war es klar, dass die Mädchen einen
Augenblick lang vergessen hatten, dass sie dastand, und die Verachtung und der Hass,
die von den beiden ausgingen, waren fast mit Händen zu greifen gewesen.
Miss Spencer trat
ans Kutschenfenster. Harriet saß mit dem Rücken zu den Pferden, Beauty lag ihr
zu Füßen.
»Auf Wiedersehen,
Harriet«, sagte Miss Spencer. »Wenn du Hilfe brauchst, schreib mir, ich komme
dann sofort nach London.«
»Auf Wiedersehen,
Josephine«, sagte Harriet und schaute ihre Freundin durch einen Tränenschleier
an. »Ich bin sicher, dass ich deine Hilfe nicht nötig haben werde, aber ich
werde dir natürlich ,trotzdem schreiben.«
»Auf Wiedersehen,
Miss Spencer«, riefen die Zwillinge im Chor und sahen aus wie das gute Benehmen
in Person.
Miss Spencer trat
zurück. Ihre Befürchtungen hatten sich wieder gelegt. Die Zwillinge waren doch
sehr wohlerzogene Mädchen. Sie hatte sich wohl etwas eingebildet.
Der Kutscher
knallte mit der Peitsche; die Kutsche begann die Auffahrt hinunterzurollen.
Harriets Spitzentaschentuch flatterte noch kurze Zeit am Fenster. Dann fuhr die
Kutsche durch das Tor und bog in die Straße nach London ein.
Miss Spencer
bestieg ihren eigenen Einspänner und nahm die Zügel in die Hand. Das Leben
erschien ihr leer und eintönig. Sie begann in Gedanken die Namen und Adressen
all ihrer Freunde und Verwandten in London durchzugehen. Vielleicht könnte sie
einen Besuch machen, nur um Harriets Debüt zu sehen.
Denn es war ebenso
sehr Harriets Debüt wie das der Zwillinge.
Drittes Kapitel
Zunächst schien es so, als bereite sich
Nummer 67 auf eine der ruhigsten Zeiten vor, die das Stadthaus seit seiner
Errichtung zu Anfang des vorigen Jahrhunderts erlebt hatte.
Von Rainbird
angefangen bis hinunter zu Dave schwor die gesamte Dienerschaft, sie habe nie
zuvor solch reizende und charmante Damen kennengelernt.
Miss Metcalf hatte
gesagt, sie wolle dem Anwalt, Mr. Gladstone, schreiben und ihn um Erlaubnis
bitten, als Rainbird sie kurz nach ihrem Eintreffen in London um eine Erhöhung
der Löhne gebeten hatte. Mr. Gladstone hatte geantwortet, dass Harriet die
Löhne erhöhen solle, da die Diener offensichtlich nur um einen angemessenen
Betrag gebeten hätten, hatte aber hinzugefügt, dass er Mr. Palmer ebenfalls
geschrieben und sich darüber beklagt habe, dass man Diener im Jahre des Herrn
1809 so schlecht entlohnte.
Anfangs wußte
Harriet nicht, wie sie es anstellen sollte, die passende Gesellschaft für ihre
Schützlinge zu finden, aber Rainbird war mit einer Liste der Leute, deren
Bekanntschaft man pflegen musste, in die Bresche gesprungen. Joseph wurde in
die Stammkneipe der ranghöheren Dienerschaft, den Running Footman, geschickt,
um, dort zu verbreiten, dass die Hayner-Mädchen sehr reich seien, und
bald trafen die ersten Einladungskarten ein.
In London war noch
nicht viel los, aber Harriet wollte Sarah und Annabelle einen Vorsprung vor den
anderen hoffnungsvollen Debütantinnen sichern.
Ein Großteil des
Tages wurde mit Anproben und Abstecken bei der Schneiderin zugebracht. Sarah
und Annabelle waren wütend, als sie erfuhren, dass Harriet ebenfalls eine neue
Garderobe erhalten sollte, aber sie verbargen ihren Zorn und schrieben statt
dessen einen Brief an Mr. Gladstone, in dem sie verlangten, dass solcher
Extravaganz von Seiten ihres Vormunds ein Ende gemacht werden müsse. Mr.
Gladstone antwortete, es sei nur recht und billig, dass Harriet so ausstaffiert
werde, wie es ihrer Stellung entspreche, und dass es
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