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03 - Saison der Eifersucht

03 - Saison der Eifersucht

Titel: 03 - Saison der Eifersucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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zu besuchen.«
    »Ich bin Miss
Metcalf.«
    Lord Vere schaute
sich im Zimmer um, als ob er nach einer Anstandsdame suchte. Er war ein wenig
kleiner als der Marquis und hatte schwarze Haare und Augen. Er huldigte
offensichtlich dem Kleidungsstil Lord Byrons, einer Mode, die manchmal
unfreundlich als extrem teure Liederlichkeit beschrieben wurde.
    »Sind Ihre Eltern
zu Hause, Miss Metcalf?« fragte er.
    Harriets blaue
Augen verdunkelten sich. »Sie sind beide tot«, sagte sie. Dann leuchteten ihre
Augen plötzlich auf. »Oh, Sie wissen natürlich nicht, warum ich in London bin.
Ich bin der Vormund zweier wunderschöner junger Damen, der Misses Hayner, die
während der Saison in die Gesellschaft eingeführt werden sollen.«
    »Sie sehen viel zu
jung aus, um Mündel zu haben, die alt genug sind, um in die Gesellschaft
eingeführt zu werden«, sagte der Marquis.
    »Der verstorbene
Sir Benjamin Hayner«, sagte Harriet, »machte mich zum Vormund der Mädchen. Ich
bin einige Jahre älter als sie und sollte wirklich eine Haube tragen.«
     Beauty bewegte
sich und richtete ein blutunterlaufenes Auge auf den Marquis.
    »Da ist ja mein
Patient«, sagte der Marquis. Er angelte aus seiner Jackettasche eine kleine
Phiole und einen Wattebausch und beugte sich dann über Beauty.
    »Seien Sie
vorsichtig«, mahnte Harriet. »Er neigt dazu, Fremden gegenüber etwas
unberechenbar zu sein.«
    Aber Beauty hielt
ganz still, als der Marquis ihm behutsam erst das eine und dann das andere Ohr
mit seiner Tinktur auswusch.
    »Miss Metcalf«,
sagte der Marquis, während er die schmutzige Watte in den Kamin warf und
Harriet die Phiole aushändigte, »behandeln Sie seine Ohren eine Woche lang
zweimal täglich, und er wird bald wieder gesund sein.«
    »Sie sind beide
sehr freundlich«, sagte Harriet, und der Marquis blickte in diese schönen
blauen Augen und fühlte plötzlich einen leichten Groll in sich aufsteigen, weil
Lord Vere ebenfalls in Miss Metcalfs Dank eingeschlossen war.
    »Bitte setzen Sie
sich doch«, fügte Harriet hinzu und klingelte. Rainbird, der in der Halle
gewartet hatte, kam herein. Harriet bestellte Wein und Gebäck.
    Der Marquis setzte
sich ihr gegenüber, während Lord Vere Harriet dadurch überraschte, dass er sich
auf dem Teppich lagerte, anmutig auf einen Ellenbogen gestützt, während eine
Hand lässig auf dem Knie ruhte. Harriet war diese neue Londoner Modetorheit,
»bequem zu lagern«, noch unbekannt.
    »Wir sind Ihnen
noch nicht in der Oper oder bei irgendeinem der gesellschaftlichen Empfänge, an
denen wir in diesem Monat teilgenommen haben, begegnet, Miss Metcalf«, sagte
Lord Vere.
    »Ich und die Misses
Hayner werden heute abend auf dem Ball der Phillips sein«, antwortete Harriet
mit unverstelltem Stolz, denn sie war froh, dass ihre Bemühungen solch eine
nette Einladung für sie und die Mädchen ergeben hatten.
    Den beiden Herren
fiel ein, dass sie die Einladung zu dem Ball ausgeschlagen und beschlossen
hatten, statt dessen bei White Karten zu spielen.
    »Sehen wir uns
dort?« fragte Harriet und gab Rainbird durch ein Kopfnicken zu verstehen, dass
er die Gläser der Herren füllen solle.
    »Ja, bestimmt«,
sagte der Marquis leichthin und vermied es, den überraschten Blick von Lord
Vere zur Kenntnis zu nehmen.
    »Sarah und
Annabelle Hayner sind zwei äußerst anziehende junge Damen«, sagte Harriet. »Sie
sind Zwillinge.«
    »Ach wirklich?«
meinte Lord Vere mit deutlich erkennbarem Mangel an Interesse.
    »Wäre es nicht
besser, du würdest dich setzen, Gilbert«, schlug der Marquis belustigt vor. »Du
wirst noch Wein auf den Teppich schütten, wenn du weiter versuchst, mit dem
Glas in der einen und Gebäck in der anderen Hand bequem zu lagern.«
    Lord Gilbert Vere
setzte sich auf einen Stuhl und wandte sich wieder an Harriet. »Haben Sie keine
Angst, hier zu wohnen, Miss Metcalf?« fragte er besorgt.
    »Nein«, antwortete
Harriet verwundert. »Sollte ich Angst haben?«
    »Wissen Sie nicht,
dass auf diesem Haus ein Fluch liegt?«
    »Mr. Gladstone,
unser Rechtsanwalt, der es gefunden hat, hat nichts von einem Fluch gesagt.«
    »Aha! Ein
furchtbares Geschick wird über Sie kommen, meine Schöne«, sagte Lord Vere mit
bühnenreifem Blick.
    Harriet wandte sich
an den Marquis. »Machen Sie sich beide lustig über mich? Was hat es mit dem
Fluch auf sich?«
    Aber es war Lord
Vere, der freudig die traurigen Begebenheiten, die sich in der Clarges Street
Nummer 67 zugetragen hatten, zum besten gab.
    Harriet hörte ihm
mit

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