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03 - Saison der Eifersucht

03 - Saison der Eifersucht

Titel: 03 - Saison der Eifersucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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Aufruhr begann, von einem solch
physischen Verlangen nach ihm überwältigt worden, dass sie ihn leibhaftig vor
sich sah, und dann hatte sie unglücklich gedacht, dass es an London liegen
musste, dass sie auf so schamlose Gedanken kam und sich dabei wie eine Hure
fühlte.
    »Ich war in
Vauxhall«, erzählte der Marquis, »bei einem Abendessen im Freien, als ich mich
plötzlich umschaute, und da saß Ihr Hund am Tisch, mit Messer und Gabel in den
Pfoten, und verschlang Schinkenscheiben.«
    »Was geschah
wirklich?« fragte Harriet. »Danke, Rainbird. Stellen Sie das Tablett da hin,
wir bedienen uns selbst.«
    »Er hat sich
wirklich zu einer Schinkenplatte verholfen, Miss Metcalf, und dann kam Lizzie
angerannt und wäre beinahe in Ohnmacht gefallen. Zu dem Zeitpunkt hatte Beauty
bereits seine Schnauze in die Punschbowle getaucht und war bewusstlos
umgekippt.«
    Harriet goss ein
Glas Wein für den Marquis ein und dann eines für sich. »Mein armer Beauty«,
meinte sie. »Ich fürchte, er ist kein sehr wohlerzogener Hund.«
    Der Marquis dachte,
dass das milde ausgedrückt war, aber er schwieg höflich und schaute sie statt
dessen an. Der Kerzenleuchter auf dem Kaminsims vergoldete ihr Haar. Ihr Kleid
war aus einem weichen blauen Stoff, mit einem Spitzenbesatz um das tief
ausgeschnittene Dekolleté.
    »Ich muss Lizzie
irgendwie belohnen«, sagte Harriet. »Es war sehr tapfer von ihr, allein nach
Beauty zu suchen.«
    »Vielleicht
tapferer, als Ihnen klar ist, Madam. Der Vergnügungspark in Vauxhall ist kein
Ort für junge Damen ohne Begleitung. Sie müssen sich das vorstellen, wie sie im
Dunkeln, beinah von Sinnen vor Sorge um den Hund, herumgelaufen ist. Sie ist
ein ausgesprochen nettes Kind.«
    »Vielleicht Geld
...«, meinte Harriet unsicher.
    »Geld ist nicht auf
alles die Antwort«, sagte der Marquis. »Wenn Sie ihr Geld geben, wird sie es
ohne Zweifel mit den anderen Dienern teilen. Sie haben da einen Keller voller Jakobiner.
Man muss sie nur eine Sekunde alle zusammen sehen, und man weiß sofort, dass
sie zu einem demokratischen Clan zusammengewachsen sind. Ich hatte das Gefühl,
dass ich Lizzies Familie kennenlernte, als ich zurückkam, nicht ihre
Vorgesetzten.«
    »Von Familie ist
nicht viel zu spüren, wenn sie zulassen, dass das Kind auf einer feuchten
Matratze auf dem Küchenboden schläft«, sagte Harriet.
    »Das Leben muss
hart für sie sein«, sinnierte der Marquis. »Sie haben offensichtlich immer nur
während der Saison Arbeit und gehören nicht zu einem großen Haushalt, wo sie
das ganze Jahr über beschäftigt sind. Ich glaube nicht, dass sie viel
verdienen, wenn die Saison vorüber ist. Das würde ihre Gleichgültigkeit
gegenüber Lizzies Schlafplatz erklären. Nur Leute wie wir, die gut genährt
sind, können sich den Luxus sentimentaler Gefühle für verwahrloste Kinder...
und Hunde erlauben.«
    »Ich habe kein
Geld«, verteidigte sich Harriet, »aber Beauty war einmal der einzige Freund,
den ich hatte, und ich habe gern mein Essen mit ihm geteilt.«
    »Um auf das Thema
Lizzie zurückzukommen. Erziehung für jemanden wie sie ist mehr wert als Gold.
Wenn ihr ein bisschen was beigebracht wird und sie etwas lernt, könnte sie sich
um die Stelle eines Hausmädchens bewerben und dann vielleicht zur Kammerzofe aufsteigen.«
    »Das ist eine sehr
gute Idee«, entgegnete Harriet herzlich. »Ich werde sie selbst unterrichten.«
    Er lächelte sie
plötzlich an. Die Ernsthaftigkeit, mit der sie sich um Lizzies Wohlergehen
sorgte, gefiel ihm ebenso gut wie der Ausschnitt ihres Kleides und ihre weiche,
melodische Stimme. Der Teufel ritt Harriet, als sie sagte: »Hoffentlich hat das
Benehmen meines vulgären Hundes Ihre Begleiterin in Vauxhall nicht allzu sehr
verstört?«
    »Doch«, sagte der
Marquis, und sein höfliches Gesicht gab nichts preis, »es hat sie sehr
verstört.«
    Harriet hätte sich
denken können, dass der Marquis nicht allein im Vergnügungspark war. Aber sie
hatte gehofft, dass er mit einem Freund dort war. Nur deshalb, so sagte sie
sich streng, weil sie das Beste für Sarah wollte.
    Aber ein Schatten überflog
ihr Gesicht, und sie trank schnell ihr Glas Wein aus und schaute unmissverständlich
auf die Uhr. Der Marquis stellte sein Glas nieder und erhob sich, Harriet stand
ebenfalls auf und machte einen Knicks, womit sie ihre Erwartung, dass er sich
verabschiedete, bestätigte.
    Er zog ihre Hand an
die Lippen und lächelte in ihre Augen herab. Harriet zog ihre Hand zurück und
vergrub sie in den

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