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03 - Saison der Eifersucht

03 - Saison der Eifersucht

Titel: 03 - Saison der Eifersucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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im
>Krähenhorst< kann schreiben, und wenn, dann bestimmt nicht solches
Schriftenglisch. Jemand hat Ihnen einen sehr bösen Streich gespielt.
Möglicherweise die Hayner-Mädchen selbst. Ich schlage vor, wir fahren so
schnell wie möglich in die Clarges Street zurück.«
    Vergeblich
versuchte Harriet einzuwenden, dass der erbarmungslose Beweis für die
Unehelichkeit vielleicht doch in der Carrier Street zu finden sei, aber der
Marquis fasste sie um die Taille und hob sie kurzerhand in seine Kutsche.
    Harriet saß in eine
Ecke gedrückt da und zitterte vor Furcht und Elend. Die flackernde
Kutschenlampe schien auf ihr weißes Gesicht mit den großen, müden Augen. Der
Marquis, der sich zu Lizzie und Harriet in die Kutsche gesetzt hatte, fragte
sich ohne Unterlass, wer einen solch bösen und gefährlichen Streich gespielt
haben könnte.
    Als er Harriet vor
Nummer 67 aus der Kutsche half, musste er seinen Arm um sie legen, um sie zu
stützen, denn als sie aufschaute und sah, dass nur noch in der Küche Licht
brannte, schwankte sie und schien nahe daran, in Ohnmacht zu fallen. Lizzie
wollte die Außentreppe hinuntergehen, aber der Marquis sagte. »Komm mit uns.
Vielleicht braucht deine Herrin deine Hilfe.«
    Er hob die Hand, um
an die Tür zu klopfen, aber Rainbird öffnete bereits und trat zurück, um sie
vorbeigehen zu lassen.
    »Bringen Sie Wein
und ... und etwas zu essen in den Salon, Rainbird«, sagte Harriet. »Sind die
Misses Hayner noch wach?«
    »Ja«, sagte
Rainbird. »Soll ich sie bitten, herunterzukommen?«
    »Nein«, sagte
Harriet. »Warten Sie auf mich, Mylord. Ich komme sofort zurück.« Sie wandte
sich an das Küchenmädchen. »Vielen Dank, Lizzie. Ich brauche dich heute nicht
mehr. Ich sehe dich, wie üblich, morgen früh.«
    »Oh, nein«,
protestierte Lizzie, »das ist nicht nötig. Sie müssen morgen erst einmal
ausschlafen.«
    »Nein, Lizzie. Komm
wie üblich zu mir.«
    Rainbird, der eine
Öllampe trug, geleitete sie die Stufen hinauf und wäre fast vor Neugierde
gestorben. Was war geschehen? Warum war Lizzie in Begleitung des Marquis und
mit Miss Metcalf nach Hause gekommen? Hatte Beauty wieder etwas angestellt?
    Harriet ging in
Sarahs Zimmer, das zur Straße, lag. Annabelle und Sarah waren beide da und
erhoben sich, um sie zu begrüßen. Die Fensterläden waren fest geschlossen und
die Vorhänge zugezogen. Die Luft war warm und schwer von Düften.
    »Das ist alles,
Rainbird«, sagte Harriet mit fester Stimme.
    Rainbird verbeugte
sich und zog sich zurück. Er konnte es kaum erwarten, in die Gesindestube zu
kommen und von Lizzie zu erfahren, was geschehen war.
    Harriet betrat das
Zimmer und setzte sich müde in einen Sessel.
    »Was ist los, meine
liebe Harriet?« rief Sarah aus. »Du siehst ja ganz weiß aus.«
    »Ich habe diesen
Brief bekommen«, antwortete Harriet. Sie händigte ihn ihnen aus. Die Mädchen
lasen ihn Schulter an Schulter.
    »Ach, du lieber
Himmel!« sagte Annabelle schließlich. »Was für ein Unsinn! Ich hoffe, du hast
kein Wort davon geglaubt.«
    »Ich habe nicht gewusst,
was ich tun soll«, sagte Harriet. »Aber ich konnte auch nicht das Risiko
eingehen, nichts zu tun. Ich musste gehen. Wie Ihr wisst, habe ich keinen
Schmuck. Deshalb habe ich welchen von Sarah genommen. Aber macht euch keine
Sorgen, ich habe ihn noch.«
    »Du. bist doch
nicht allein gegangen?« fragte Sarah.
    »Ich habe Beauty
mitgenommen.«
    »Aber dich nach St.
Giles zu wagen!« rief Sarah aus. »Es ist so ziemlich die übelste Gegend von
London, und man sagt, dass wenige Fremde lebend herauskommen.«
    Harriet saß, ganz
still. Dann sagte sie: »Ich habe bis heute abend nichts von dem Viertel gehört.
Woher weißt du das, Sarah?«
    »Jemand hat auf
einem Ball darüber geredet und gesagt, man müsste es bis auf die Grundmauern
abbrennen«, sagte sie.
    »Wer kann so etwas
getan haben?« frage Harriet. »Welcher Unmensch wünscht mir den Tod? Ich weiß
jetzt, dass eine Frau, die sich in London auskennt, niemals hingegangen wäre.
Aber irgend jemand kannte mich sehr gut. jemand wußte, dass ich mir nicht die
Zeit nehmen würde, richtig nachzudenken, wenn ich glaubte, ihr wärt in Gefahr.«
    »Warum«, sagte
Annabelle, »hast du solch einen Unsinn geglaubt, wo du uns doch von Geburt an
kennst?«
    »Mir ist in letzter
Zeit klargeworden«, sagte Harriet ruhig, »dass Sir Benjamin euch vielleicht
nicht so viel väterliche Liebe schenkte, wie man es von ihm erwartet hätte. Ich
habe euren Vater außerordentlich bewundert.

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