03 - Saison der Eifersucht
Ich, kann mir nicht helfen, aber
ich habe gedacht, dass sein Verhalten verständlich wäre, wenn ihr nicht seine
leiblichen Töchter wärt.«
Sarah schaute
Harriet mit kalten Blicken an: »Ich habe immer gedacht, dass deine... äh...
Reize, meine Liebe Harriet, der offensichtliche Grund für Papas Gefühlskälte
uns gegenüber waren. Er hat dich vorgezogen und es jeden wissen lassen.«
»Das denkt ihr?«
rief Harriet aus. »Als ihr heute abend nach Hause gekommen seid und ich die
Abneigung in euren Gesichtern gesehen habe, als ihr mich am Fenster erblickt
habt, und als ich dann den Brief bekam, da begann ich zu glauben, dass ich den
Grund für diese Abneigung wüsste. Oh, meine Lieben, ich bin so voller Liebe und
Sorge für euch. Ich würde alles tun, um euch glücklich zu machen.«
Sie breitete die
Arme aus. Die Zwillinge wandten sich ab und waren peinlich berührt von dieser
ihrer Ansicht nach ungeheuer vulgären Zurschaustellung von Gefühlen.
Harriet ließ
hilflos die Arme sinken. »Ihr habt mir nicht zufällig so einen Streich
gespielt?« fragte sie trostlos.
»Wir!« quietschten
Sarah und Annabelle wie aus einem Munde.
Sarah war die
erste, die sich von dem Schrecken erholte. »Du behauptest, dass du uns liebst«,
sagte sie eisig, »und doch bist du, ohne zu zögern, bereit, uns für uneheliche
Kinder zu halten, und jetzt denkst du, dass wir dich absichtlich ins Verderben
geschickt haben.«
»Den Brief hat jemand
geschrieben, der mich kennt«, sagte Harriet. »Aber du hast recht. Es ist
jemand, der weiß, wie sehr ich euch beide, liebe. Und das ist etwas, was ihr
beide nicht wisst. Ich erkenne allmählich, dass ihr mich für eine Abenteurerin
haltet, die nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht ist.«
Eine lange
peinliche Stille trat ein.
»Wurdest du denn
nicht überfallen?« fragte Sarah schließlich.
»Doch. Aber Beauty
hat alle Angreifer abgewehrt.« An der Tür war ein Scharren zu hören. Beauty
versuchte hereinzukommen. Harriet stand auf. »Beauty soll die besten Knochen
aus der Küche
»Du kannst nicht
alles haben, liebe Harriet«, sagte Sarah schneidend. »Du verwaltest unser Geld,
bis wir einundzwanzig sind. Ich schlage vor, du tröstest dich mit dem Gedanken,
dass du, wenn wir nicht wären, immer noch in deinem feuchten, schäbigen Cottage
herumsitzen würdest, statt die Saison in London zu genießen und Heiratsanträge
von zwei Lords zu bekommen.«
»Ich habe es nicht
darauf angelegt, einen dieser Herren zu erobern«, rief Harriet aus. »Könnt ihr
das nicht einsehen?«
»Ich sehe nur«,
sagte Annabelle, »dass es spät ist. So seltsam es auch scheinen mag, wir sind
froh, dass du unverletzt bist. Aber bitte verlass uns jetzt.«
Sie standen
nebeneinander da und beobachteten sie. jetzt, wo Sarah ihre wahren Gefühle
offenbart hatte, machte sich keiner der Zwillinge die Mühe, auch nur höflich zu
ihrem Vormund zu sein. Als Harriet gegangen war, schauten sie sich an. »Jetzt
weiß sie es«, sagte Sarah trotzig. »Und es ist mir egal.«
»Mir auch«, stimmte
Annabelle zu. Aber die Mädchen verstanden nicht ganz, warum ihre Grausamkeit
Harriet gegenüber sie nicht befriedigte, sie im Gegenteil in ihren eigenen
Augen herabsetzte.
Harriet blieb einen
Augenblick zögernd vor dem Salon stehen. Sie hatte den Mädchen nichts von Lord
Huntingdon erzählt, weil sie Sarah nicht aufregen wollte. Dann betrat sie den
Raum, der Marquis, der mit einem Glas Wein in der Hand dasaß, stand auf.
»Ich bin Ihnen
dankbar für diesen Abend«, sagte Harriet. Sie lächelte. »Und meinem tapferen
Beauty.«
Beauty kam zu ihr
und legte seinen Kopf an ihr Knie. Dabei blickte er mit seinen kleinen, klugen
Augen zu ihr auf. Sie tätschelte sein dickes Fell. Er schüttelte sich und ging
dann zum Marquis hinüber, um auch von ihm gestreichelt zu werden.
»Warum«, sagte der
Marquis und musterte Harriets kummervolles Gesicht, »haben Sie geglaubt, was in
diesem lächerlichen Brief steht, und sich Hals über Kopf in das übelste Viertel
von London begeben? Sie hatten doch bestimmt keinen Grund, die Zwillinge für
illegitim zu halten.«
Harriet wollte ihm
alles über Sir Benjamin erzählen und alles über ihre Schuldgefühle, weil er sie
vorgezogen hatte. Aber gleichzeitig befürchtete sie, er könnte sie nicht
verstehen. Die väterliche Fürsorge des bedeutendsten Mannes im Dorf, die auf
dem Land angebracht und selbstverständlich wirkte, nahm sich in der Hauptstadt,
wo jedermann dem anderen die schlimmsten Motive zu
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