03 - Saison der Eifersucht
nachdem
die Damen zu Almack gegangen waren, das Teegeschirr weggeräumt. Sie stützte
dabei das Teetablett auf der linken Hüfte ab und stieß mit dem rechten Ellbogen
gegen die Tür - mit diesen trägen, lässigen Bewegungen, von denen
Rainbird sagte, sie sähen aus, als bewegte sich jemand unter Wasser.
Beauty erkannte
seine Chance und ergriff sie. Er sprang freudig die Stufen hinab und wirbelte
in die Gesindestube, gerade in dem Augenblick, als die Diener sich zum
Abendessen hinsetzen wollten.
Er sah den
Schnorrer, und seine kleinen Bärenaugen glühten rot vor Kampfgeist.
Zähnefletschend fiel er über ihn her... und stieß ein schmerzliches jaulen aus.
Denn der Schnorrer war nicht vom Fleck gewichen, sondern hatte ihm einen Hieb
über die Schnauze versetzt.
Wäre Rainbird
anwesend gewesen, wäre vielleicht schneller wieder Ordnung eingetreten, aber
Rainbird war mit Mr. Blenkinsop, dem Butler von nebenan, im >Running
Footman<.
MacGregor ergriff
die Teigrolle und rannte auf Beauty zu; Beauty machte einen Scheinangriff und biss
Joseph ins Bein. Joseph schrie wie ein Papagei, dem die Schwanzfedern
ausgerupft werden. Jenny sprang auf den Tisch, und Dave packte den Schnorrer
und rannte mit Beauty, Mrs. Middleton, Lizzie und Angus MacGregor im Gefolge
die Treppe hinauf. Alice drückte sich gegen die Wand, als sie alle vorbeistürmten.
Der mittlerweile
gar nicht mehr so angriffslustige Beauty raste in das Allerheiligste, den
Salon, und übersah dabei Dave, der sich mit dem Kater in einer Ecke der
Eingangshalle verbarg. Beauty blieb erstaunt stehen, als er seine Herrin in den
Armen eines großen und starken menschlichen Wesens sah.
Er stieß ein
fürchterliches Geheul aus und grub seine Zähne in das Hinterteil des Marquis of
Huntingdon.
Der Marquis fuhr
herum und gab Beauty einen Fußtritt. Lizzie faßte Beauty um den Hals und rief:
»Sei ein lieber Hund. Sei lieb. Du kannst brav sein, Beauty« und anderen
Unsinn, der die erstaunliche Wirkung hatte, das völlig aufgebrachte Tier zu
besänftigen.
Der Marquis of
Huntingdon beobachtete die Szene und konnte es nicht fassen. Es hatte den Anschein,
als sei er zur Salzsäule erstarrt. Er konnte nicht glauben, was ihm geschah.
Er, der eine Autorität in Sachen Mode war, der Don Juan der eleganten Welt, der
angebetete, der gefeierte und verwöhnte Mann stand hier mit heftig schmerzendem
Hinterteil vor einem Haufen glotzender Diener. Hätte ihn der Hund nicht
rechtzeitig gebissen, wäre er vielleicht in Gefahr gewesen, sich sehr schlecht
zu benehmen. Der Überfall dieses vermaledeiten Köters hatte seinen Kopf
wunderbar geklärt. Er fragte sich, ob es in seiner Familie vielleicht
Geisteskranke gab. Denn in seinem Herzen hatte er keinen Augenblick gezweifelt,
dass das Gerede über Harriet Metcalf eine gemeine Lüge war. Er begehrte sie,
wie er nie zuvor eine Frau begehrt hatte, und er begann zu glauben, dass das
Verlangen seinen Verstand verwirrte.
Plötzlich trat
Schweigen unter den Dienern ein. Sie schauten in Harriets gequältes Gesicht und
fragten sich, ob sie diesen noblen Lord aus dem Haus werfen sollten. Lizzie
betete um Rainbirds Rückkehr.
Und dann war der
Butler plötzlich da, korrekt wie immer, mit einem Gesicht, das keine Regung
zeigte. Seine Augen wanderten blitzschnell von einem zum anderen, und er sagte
höflich: »Mir scheint, Sie wollen gerade aufbrechen, Mylord.«
»Ja«, sagte der
Marquis. Er wandte sich zu Harriet. Es gab so viel, was er ihr sagen wollte,
doch der Schrecken und der Abscheu auf ihrem Gesicht, nun, da sie allmählich
begriff und sich von dem betäubenden Schock, den seine Worte hervorgerufen
hatten, erholte, raubten ihm jeden klaren Gedanken.
»Ihr Diener, Miss
Metcalf«, sagte er. »Ich werde Sie morgen aufsuchen, um zu sehen, wie es Ihnen
geht.«
Und dann ging er so
steif aus dem Zimmer wie ein Kater, der es aufgegeben hat, zu kämpfen.
Rainbird sah die
Tränen aus Harriets Augen stürzen und nickte den anderen Dienern zu. »Raus!«
sagte er.
Sie zogen sich
zurück und schlossen die Tür.
»Ich bin nur ein
Diener, Madam«, sagte Rainbird, »aber es ist kein anderer Mensch zur Steile,
und ich kann Ihnen nicht helfen, wenn ich nicht weiß, was Sie bekümmert.«
Im Nu waren alle
Klassenschranken gefallen. Harriet warf sich an seine Brust und weinte sich
aus.
Beauty legte den
Kopf zurück und begann laut zu heulen, und der Kummer, den ihr Liebling so
lautstark ausdrückte, zwang Harriet, sich zusammenzunehmen. Sie trat
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