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03 - Saison der Eifersucht

03 - Saison der Eifersucht

Titel: 03 - Saison der Eifersucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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wie
jetzt dagestanden, mit einem stechenden Schmerz im Herzen, während seine Welt
um ihn in Trümmer fiel?
    Und er hatte
gedacht, er sei ihrer nicht würdig. Er hatte sie für keusch und rein gehalten.
Doch die Tatsachen sprachen für sich. Warum hätte Sir Benjamin Hayner ihr sonst
die Verantwortung für seine Güter, sein Vermögen und seine Töchter übertragen
sollen, wo sie doch nur ein paar Jahre älter als diese war? Offenbar war es auf
dem Land schon lange bekannt, dass Harriet es darauf angelegt hatte, ihn zu
verführen. Er fühlte Übelkeit in sich aufsteigen. Da er sah, dass Harriet ihn
beobachtete, drehte er sich um und begann mit ein paar anderen Freunden zu
reden. Und dann verließ er den Ballsaal.
    Das Flüstern und
die Blicke, waren immer weniger zu übersehen. Harriet spürte wie sich ihre
Augen mit Tränen füllten, und zwinkerte sie weg. Sie hegte den unvernünftigen
Wunsch, Beauty wäre hier, das einzige liebevolle und verlässliche Wesen in
einer trügerischen Welt.
    Plötzlich konnte
sie es nicht mehr ertragen. Sie erhob sich unsicher, beobachtet von Hunderten
mitleidloser Augen. Mit gesenktem Blick eilte sie auf die Tür zu und war sich
dennoch nur allzu bewußt, dass alle sich umdrehten und ihr den Rücken
zukehrten, als sie vorbeiging.
    Sie holte ihren
Mantel und floh aus den Gesellschaftsräumen. Von der anderen Straßenseite aus
beobachtete der Marquis, der wütend auf und ab geschritten war, wie sie
davoneilte.
    Lass sie gehen!
dachte er.
    Aber wie durch
einen unsichtbaren Faden mit ihr verbunden, folgte er ihr und beschleunigte
seinen Schritt, als sie in die Dunkelheit von Chapel Court eintauchte. Als sie
wieder aus dem Court auftauchte, rannte sie die New Burlington Street entlang,
die Clifford Street, die Grafton Street, den Hay Hill hinunter, über das untere
Ende des Berkeley Square, die Bolton Row entlang und in die Clarges Street.
    Sie war nahe daran,
ihm zu entwischen, in diesem verfluchten Haus zu verschwinden, ohne eine
Erklärung abzugeben, dachte der Marquis in so blinder Wut, dass ihm gar nicht
zu Bewusstsein kam, dass sie ihm keine schuldete.
    Harriet war gerade
dabei, die Haustür von Nummer 67 zu öffnen, als er sie einholte.
    »Auf ein Wort,
Madam«, sagte er.
    Harriet sagte
nichts, schleppte sich nur in den Salon und ließ die Tür offen. Er folgte ihr
und wartete, bis sie die Kerzen angezündet hatte.
    »Ich weiß nicht,
was heute abend geschehen ist. Ich konnte es nicht mehr ertragen«, schluchzte
Harriet. »Diese Augen und, das Geflüstere, und alle haben mich wie Luft
behandelt.«
    »Sie pflegen mit
Dirnen keinen gesellschaftlichen Umgang.«
    Sie fuhr sich mit
der Hand an die Wange, als ob er sie geschlagen hätte. »Was sagen Sie?« fragte
sie verwirrt. »Was habe ich getan?«
    »Ihre Sünden haben
Sie eingeholt. Die Welt weiß jetzt, dass Sie die Mätresse von Sir Benjamin
Hayner waren und sich die Liebe raubten, die er seinen Töchtern schuldig gewesen
wäre. So schlau haben Sie es angestellt, dass er Ihnen seine Güter und sein
Vermögen hinterließ ...«
    »Doch nur ihre
Verwaltung, bis die Mädchen einundzwanzig sind«, sagte Harriet entgeistert.
»Und ich bin unschuldig, Mylord.
    Sir Benjamin war
nach dem Tod meiner Eltern wie ein Vater zu mir.«
    Wenn er sie nicht
so sehr begehrt hätte wenn er nicht dieses verzweifelte Verlangen nach ihr
gefühlt hätte, dann hätte er vielleicht der Stimme der Vernunft gehorcht. Wenn
seine Frau ihn nicht betrogen hätte, wäre er vielleicht nicht so hitzköpfig
gewesen.
    Wenn ich mir
vorstelle, dass ich es nicht einmal wagte, einen Kuss zu stehlen, dachte er. Er
trat auf sie zu. Harriet wich zurück. Er zog sie in die Arme. Er wollte sie
verhöhnen, sie bestrafen, aber ihr warmer Körper, die Angst in den großen
Augen, die zu ihm aufblickten, erfüllten ihn mit einer schmerzlichen
Zärtlichkeit. Der böse Blick wich aus seinen Augen, und seine harten
Gesichtszüge wurden weich. »Harriet«, sagte er. »Meine liebste Harriet.«
    Und die Welt um sie
herum drohte aus den Fugen zu geraten.
    Aber nicht aus
Leidenschaft...
    Beauty hatte den
Küchenkater gefunden.
    Den ganzen Tag über
hatte er auf der Küchentreppe gelauert und auf eine Gelegenheit gewartet -
wie eine Katze, die ein Mauseloch beobachtet -, durch die mit grünem Filz
gepolsterte Tür zu kommen.
    Und dann kam die
Gelegenheit. Alice, die alles so langsam machte, dass sie eine Ewigkeit
brauchte, um eine Tür zu öffnen und zu schließen, hatte einige Zeit,

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